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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0023
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Vorrede.

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den sie umgebenden anderen Hieroglyphen nicht mit derselben Gewissheit abzusondern sind,
habe ich nur Vergleichsweise angeführt. Auf sie ist bei der Untersuchung der esoterischen
Texte wieder zurück zu kommen. Wesshalb ich die mit Bestimmtheit nachweisbaren
exoterischen Texte abgesondert den esoterischen vorausgeschickt habe, ist leicht einzusehen.
Ich wollte zuvörderst für die Ermittelung der hieroglyphischeu Lautzeichen eine unum-
stösslich feste Grundlage gewinnen. Sodann war es ja denkbar, dass die Aegypter in
der hieroglyphischeu Abfassung der fremden Wörter auf eine mehr oder weniger von dem
bei der hieroglyphischeu Abfassung ihrer eignen Wörter angewendeten Verfahren verschie-
dene Weise zu Werke gegangen seien. Endlich ist die durch die Zergliederung jener
exoterischen Texte zu gewinnende Eigentümlichkeit zunächst ein Erzeugniss der jungem
Hieroglyphen-Schrift, Avelche möglicher Weise mehr oder minder von der altern hierogly-
phischen Schrift-Weise abgewichen sein kann. Der Grad der Uebereinstimmung und Ver-
schiedenheit wird sich aus einer abgesonderten Behandlung der beiden Texte leicht ergeben.
Um nun das aus dieser abgesonderten Betrachtung der exoterischen Texte zu erzielende
Ergebniss so erklecklich als möglich zu machen, kam es darauf an, die exoterischen Texte
in einem möglichst grossen Umfange darzulegen. Ich habe demnach in den über das alte
Aegypten erschieneneu Werken emsig gesammelt und glaube in meinem Buche ein beträchtlich
reicheres Material jener Texte darzubieten, als bis jetzt in einer andern Schrift vorhanden
ist. Von dem allerdings am Häufigsten vorkommenden Worte Avtoxqcctwq, AvToxQccTooog
ist es mir gelungen, 63 Varianten zusammen zu bringen.

Zu der Ergründung und Besprechung der exoterischen Texte der Hieroglyphen-
Schrift ist die Kenntniss der Aegyptischen Sprache nicht erforderlich. Anders verhält es
sich aber mit dem bei weitem grössten Theile der esoterischen Texte der Hieroglyphen-
Schrift. Unter diesen Texten verstehe ich die hieroglyphisch geschriebenen Aegyptischen
Wörter. Den Ueberffans: von den ersteren zu den letzteren Texten bilden die Pharaonen-
Namen. Da dieselben das gleiche königliche Hoheits-Zeichen an sich tragen, da ein nicht
geringer Theil jener Namen uns auch in der Griechischen Schrift überliefert worden ist,
so können auch diese Namen ohne tiefere Kenntniss der Aegyptischen Sprache gelesen,
wenn gleich nicht begrifflich zergliedert werden. Allein diese Namen bilden ja nur Tropfen
in dem Meere der sie umgebenden Hieroglyphen-Texte, in denen, so fern nur die Hiero-
glyphen als Lautzeichen zu betrachten sind, Aegyptische Wörter und Aegyptische Sprache
vorausgesetzt werden müssen. Zur Entzifferung dieser Wörter und des zwischen ihnen
Statt findenden logischen Zusammenhanges zu schreiten, ohne sich vorher ernstlichst mit
der Kenntniss der Aegyptischen Sprache befasst zu haben, würde ein eben so missliches,
um nicht zu sagen verwegenes, Unternehmen sein, als wenn Jemand die Entzifferung und
Erklärung einer altgriechischen oder Phönikischen Inschrift ohne die genaue Kenntniss der
Griechischen und Semitischen Sprachen versuchen wollte.

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