Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0028
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
xxiv

Vorrede.

Unterlage halte. Jene Behauptungen blieben stets was sie waren, wenn sie auch von
Männern ausgingen, welche sich wie Hr. Peyron (Lexicon linguae Copticae. Taurini
1835. Praef'at. p. XI., s. bei mir p. 2040.) mit dem Studio der Koptischen Sprache
ernstlich beschäftigten. Denn woher wusste man, dass sie sich alle hierbei in Betracht
kommenden Fragen gelöst, sie gründlich gelöst hatten, dass sie nicht etwa zu Gunsten
der Hieroglyphik mehr oder weniger befangen sprachen, da die Erklärer der Koptischen
Sprache und die Entzifferer der hieroglyphischen Texte gleichsam die Sachwalter eines
sich sehr nahe berührenden Rechtsfalles waren. Zu den nicht erledigten obigen Fragen
kann aber der unparteiische, tiefer blickende Kenner des Koptischen noch ganz andere auf-
werfen. Man hat oft von der Koptischen Sprache eine grosse Formen-Armuth ausgesagt.
„Lingua Coptica", sagte noch unlängst Ideler's Hermapion p. 24., .,male simplex est",
welcher Ausspruch durch mein Buch wohl einige Abänderung erleiden dürfte. Gesetzt
aber, es sei dem also, so fragt sich, und diese Frage findet sich wirklich angeregt in
Schleiermacuer's Abhandlung de l'infliience de l'ecriture sur le langage, memoire qui, en
1.828, a partage le prix fonde par M. le comte de Volney ; suivi de Grammair es Bar-
mane et Malaie et d'un aperca de Vaiphabet harmonü/ue pour les langues asiatiques qne
l'institut royal de France a couronne en 1827. Darmstadt 1835. p. 38 — 44., so
fragt sich, sage ich, war diese Armuth das Ergebniss der ursprünglichen Einfachheit der
Anlage, oder war sie, wie in dem Neu-Englischen und Neu - Persischen die Folge einer
argen Form-Zertrümmerung, also Armuth nach ehemals besessenem Beichthume? Von wel-
cher Wichtigkeit die Beantwortung dieser Frage für das Verhältniss des Koptischen zu
dem Altägyptischen sei, leuchtet von selbst ein. Gesetzt ferner, das Koptische habe frü-
herhin reichere und vollere Formen besessen, oder, was dasselbe ist, das Altägyptische
bringe reichere und vollere Formen zum Vorscheine als wie das Koptische besitzt, so
fragt sich wiederum, ob diese Sprach-Formen so beschaffen seien, dass sie die allgemeine
Koptische Sprach-Bildung gut heisse, sie vielleicht gar nothwendig vorauszusetzen gebiete,
oder ob sie etwa der Art seien, dass sie aller gegenseitigen Berührungs-Puncte entbehren.
Die eingegangenen Formen einer jüngern Sprache lassen sich nur aus der organischen
Gliederung ihres ältern Stammes wiederherstellen. Angenommen z. B., man habe alteng-
lische oder altpersische Inschriften zu entziffern und zu erklären und man entdecke in ihnen
einen grössern Formen-Reichthum als wie in dem Neuenglischen und Neupersischen, so
würde doch dieser Formen-Reichthum innerhalb der Analogie des ältern Indo-Germanischen
Sprachstammes und namentlich der zunächst hierher gehörenden älteren Zweige desselben
zu begrenzen sein. Wollte man in jenen Inschriften Formen lesen, welche unvereinbar
mit dem genannten Sprachstamme, einem andern, etwa dem Semitischen angehören, so
würde der Sprachforscher desshalb entweder die Richtigkeit der Entzifferung als solcher,
oder Falls dieselbe durch anderweite Gründe sicher gestellt wäre, die Sprach-Verwandschaft
 
Annotationen