Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0040
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
xxxvi

Vorrede.

unwesentlichen Kriterien neben oder unter einander zu stellen. Ein solches Verfahren greift
bei einer Sprache, welche vermöge der erlittenen Umwandelungen ältere und jüngere For-
men besitzt, vor allem nach dem auf der Oberfläche Schwimmenden, stempelt es zur Re-
gel und ordnet ihm das tiefer nach dem Grunde zu Liegende, als weniger in die Augen
springend, unter, oder Iässt es auch wohl ganz unbeachtet, wie diess Hr. Peykon mit den
fundamental-wichtigen Pluralen auf n gegangen ist. Da sich die Empirie um die, über die
Formen - Spaltung hinausliegende Einheit der Grundform nicht bekümmert, so wird sie von
dem leidigen Aggregate der scheinbar alles Zusammenhanges entbehrenden Nebenformen
oder der verschiedenen Bildungen homogener Begriffe oft unangenehm berührt und sieht
da ein Regelloses, wo für den tiefer Blickenden ein vollkommen regelmässiger Zustand
vorhanden ist. So klagt z. B. Hr. Peyron Gram. Copl. p. 93. über das Koptische Prä-
sens also: Maxime irreguläre est. Si enim personas \, TE, TN et tettt consideremus,
characteristica praesentis videlur esse r, quod af'ßxis pronominum i, e, n, tn praeponi-
tur; sin personas k, q, c spectemus, in iis nota temporis desideratur; landein ce prorsus
a celeris abhorret. Quäre hoc lempus uti res facti accipiendum est, neque ad ceterorum
analogiam revocari polest. Wir werden finden, dass alles in dem genauesten, regelmässig-
sten Zusammenhange steht. Wir werden aber auch sehen, dass Hr. Peyroa den durch
eine Masse von Stellen von mir belegten Grund-Charakter des Präsens, nämlich das a-
ganz und gar übersehen hat, was eben daher kam, dass er es verschmähete, über die be-
griffliche Bildung des Präsens in der ältesten Sprache eine Betrachtung anzustellen. Pag.
97. klagt Hr. Peyron bei der Abhaudelung des Perfects aufs Neue: Memphilae quandoque
(äusserst häufig) perperam acervant characteristicam et praeformantes, ut a TACüEpi ac-
bu)nt fdia mea appropinquavil. Wir werden sehen, dass die Memphiten hier im vollsten
Rechte waren mit ihrem a + a. Hr. Peyron nämlich hat übersehen, dass die älteste
Sprach-Bildung, wie sie noch in dem Semitischen und Koptischen Sprach-Stamme vorliegt,
nur ein Perfect und gar kein Präsens besass, dass sich das Präsens erst aus dem Perfect
entwickelte und dass es nach der Entwickelung des Präsens aus dem Perfect darauf an-
kam, ein neues Perfect zu bilden und dass diese Bildung logisch vollkommen richtig er-
reicht wurde durch die Reduplication des Grund - Charakters (a + a), wie ja denn
das Sanskrit auf analoge, wiewohl ungleich reichere Weise sich die Präterital-Bildung
vermittelte durch das 3" (= a) + reduplicirter Stamm-Sglbe und durch 3" + Augment-
Präterit. des Verbums GSi me™ Bucl1 P- l979- vg}- 1983.). Da Hr. Peyron unterliess,
den begrifflichen Zusammenhang des Perfect und Präsens zu untersuchen, so entging ihm
auch, dass das a + a hinsichtlich der Begriffs-Merkmale aufgewogen ward von der Per-
fect-Form NT a, et a, von der reduplicirten Stammsylbe im Indo-Germanischen und dem
1 conversiv. (b'tsj^ft) im Semitischen (p. 1983.). In der Memphitischen Buchstaben-Bezeich-
nung sah Hr. Peyron eine Babylonische Verwirrung — warum? weil ihm das Princip
 
Annotationen