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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0044
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XL

V o r r e d e.

viel dazu bei, sich von dem im Laufe der Zeit eingetretenen Verfalle derselben eine be-
friedigende Rechenschaft abzulegen. Auch in ihr sind die älteren, volleren Formen häufig
in stärkere und schwächere Bruchstücke aus einander gefallen, und die reineren Laute in
die ihnen verwandten trüberen übergegangen. Allein diese Bruchstücke lassen sich nun
meist gleich den getrennten Gliedern einer Kette wieder zu einem Ganzen vereinigen und
beurkunden durch ihren Begriffs-Inhalt eben so wie die Laut-Umwandelungen durch die
durchlaufene Strecke ihrer Uebergänge im Ganzen keine grössere Entartung als wie die
älteren Zweige des Semitischen und Indo-Germanischen Sprachstammes erlitten haben. — Auf
gleiche Weise lässt dann auch der fortwährend von mir veranstaltete Vergleich der Semi-
tischen und Indo-Germanischen Bildungen mit den analogen Koptischen die letzteren im
Ganzen auf der gleichen Höhe der Alterthümlichkeit erscheinen, auf welcher sich die äl-
testen Zweige jener Sprachstämme erhalten haben, nur dass dieselben hier von den erste-
ren übertroffen werden, während sie selbst dort wieder jenen an Alterthümlichkeit voran-
gehen. Da die beiderseitigen Sprachformen nicht von mir erfunden, sondern nur vorgezeigt
worden sind, so ist das Obwalten einer Täuschung bei diesem Vergleiche im Ganzen
unmöglich.

Die alterthümliche Beschaffenheit der Koptischen Sprache ergiebt sich indess nicht
bloss aus der Beschaffenheit ihrer Gliederung, sondern auch aus dem Begriffs-Inhalte ihrer
Stämme an und für sich und in Verbindung mit einander. Dieser Inhalt trägt nämlich, und
zwar noch bei weitem mehr als der der Semitischen Stämme, das Gepräge einer kindlichen
Anschauungs-Weise. Dafür zeugt die Anknüpfung der Begriffe Sein und Thun an einen
und denselben Verbal-Stamm, indem die Urzeit ein Sein sich nur als ein Handeln vorzu-
stellen vermochte; der an den Pronominal-Stämmen haftende Begriff des Sein (das von uns
durch est, sunt wiedergegebene ne, TF, NE ist geradezu Demonstrativ-Pronomen); die so
weit getriebene Uebertragung der Pronominal-Begriffe auf die Ausdrücke der vornehmsten
Theile des menschlichen Körpers (Haupt, Gesicht, Mund, Fuss, Hand, Herz, Leib s.
p. 2025.); die vorzugsweise Bildung der Präpositional-Begriffe durch Nominal-Verhältnisse
wie z. ß. auf mir, in mir : e xü)t, was meines Hauptes, TT gHT, N fc>HT, ivas meines Herzens,
meines Leibes (p- 2026. fg.); die einfachste Ausdrucks-Weise des subjectiven und objec-
tiven persönlichen Seins am Nomen vermittelst eines fortgesetzten Possessiv- und Relativ-
Verhältnisses; endlich die so ausgedehnte Bildung von Verbal-Begriffen durch die Hinzu-
ziehung der Nomina, wie wenn man z. B. den Begriff juvare, adjuvare ausdrückte durch

Bonjour crudite ostendit §. i9. sqq. Exercitationis Roma« editae in monumenta Coptica seu Aegyptiaca bib-
liothecae Vaticanac. Nee frustra in variis ingenii sui monimentis doctissimus Salmasius (Epist. 78. ad Jac.
Golium, i» Diatr. de annis climact., imprinüs p. 566. sqq., in commcnt. ad Simplic. p. 169., in Achill. Tat.
p. 621. et alibi) hanc linguam sulIVagio suo eruditis omnibus commendavit, ulpote cujus ope Graecas etiam
anüquitates illustraii posse censebat.
 
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