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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0051

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Vorrede.

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Einführung der Hieroglyphen-Schrift in die Typographie geleistet habe, ist daselbst gesagt
worden. Die Hieroglyphen-Schrift bedingte aber auch die Herstellung der hieratischen und
demotischen Schrift, von welcher derselbe bereits einen beträchtlichen Theil hat schneiden
lassen. Allein die altägyptische so wie die Koptische Schrift ist nur ein Theil des rie-
senhaften Unternehmens, welches Hr. Nies auszuführen beabsichtigte. Er fasste nämlich
den grossartigen Gedanken, die Schriftarten seiner Druckerei in dem Maasse zu erweitern,
dass sie mit Ausnahme des musikalischen Gebietes den wissenschaftlichen Bedürfnissen,
namentlich den Untersuchungen über ältere und neuere Sprachen im weitesten Umfange zu
genügen im Stande sei. Wie weit Hr. Nies diesen Gedanken bereits verwirklicht habe,
nehme man daraus ab, dass jetzt in seiner Officin ausser den in den besseren Druckereien
enthaltenen occidentalischen [Griechischen, Romanischen, Germanischen, Slavischen) und
orientalischen (Semitischen) Schriften noch folgende zur Verfügung stehen: Phönikisch,
Alt-Hebräisch, All-Aramäisch, Numidisch, Palmyrenisch, Kufisch, Alt-Griechisch, Gothisch,
Runen, Slavonisch, Keilschrift, Sanskrit, Zend, Pehlwi, Bengalisch, Georgisch, Armenisch,
Birmanisch, Tibetanisch, Mandschurisch. Ein beträchtlicher Theil dieser Schriften ist nach
Anleitung: des der Wissenschaft und seinen Freunden leider zu früh entrissenen trefflichen
Paläograph E. F. F. Beer geschnitten worden. Wenn also auch zu der Anfertigung der
älteren Semitischen und Indo-Germanischen Schriften ein höherer Zweck als mein Buch Ver-
anlassung gab, so sind sie doch, besonders die letzteren, meinem Buche ausserordentlich zu Gute
gekommen. Auch erheischt es die Pflicht der Dankbarkeit anzuerkennen, dass Hr. Nies, um
meiner Schrift den möglichsten Nutzen aus seinem Unternehmen ziehen zu lassen, mit ange-
strengter Kraft an der Ausführung desselben gewirkt hat1). Schwierigkeiten aller Art
haben in Hr. Nies stets nur den verdoppelten Eifer, sie zu überwinden, angeregt.

Der Satz des Buches veranlasste ungewöhnliche Schwierigkeiten, welche, wenn sie
auch keineswegs unüberwindlich waren, doch jeden Falls oft beträchtlichen Aufenthalt ver-
ursachten. Da schon nach dem ersten Hieroglyphen-Satze die Gedult mehrer tüchtiger Setzer
erlahmte und hieraus Verdriesslichkeiten erwuchsen, so übernahm der damalige Schriftsetzer-

1) Mit Ausnahme des Zend habe ich die in meinem Buche in Betracht genommenen Sprachen
durch ihre eigne Schrift ausgedrückt. Man könnte fragen, wesshalb nicht auch die anderen Sprachen gleich
wie das Zend mit Lateinischen Buchstaben geschrieben worden seien. Aus dem einfachen Grunde, weil ich die
Darstellung einer Sprache durch ihre eigne Schrift für ungleich bestimmter erachte, als wie durch die Um-
schreibung vermittelst einer fremden Schrift. Man nehme z. B. an, ich hätte das Armenische Lateinisch
schreiben wollen. Sollte ich die ältere oder neuere Aussprache, sollte ich Schroedeu's oder I'etermann's
Ausdrucksweise zum Grunde legen? Bei dem Anblicke des Armenisch geschriebenen Wortes weiss jeder
Sprachkundige, woran er ist. Habe ich selbst das Wort mehr oder weniger unrichtig ausgesprochen, so
wird doch die Sache, der es dienen soll, keinen Nachtheil erleiden. Hierzu kommt, dass nach meinem Da-
fürhalten eine in fremde Schrift eingekleidete Sprache eines Theils ihrer Eigenthümlichkcit verlustig geht,
da die feineren, sowohl vocalischen als consonantischen Laut-Schattirungen vollkommen nur durch ihre eigne
Schrift wiedergegeben werden können.
 
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