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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0059
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Einleitung.

5

infernus), zugleich aber auch als Nil (Sarapis terrestris vel Niloticus) darzustellen, ohne einen
genügenden Zusammenhang zwischen beiden Begriffen nachzuweisen. Gewiss fragt sich hier jeder
Unbefangene, ob denn Sarapis nicht bei den Aegyptern Hort der heimgegangenen Geister sein
konnte, wenn er auch nicht gerade mit dem Griechischen Pluton übereinkam? Ja, war er auch
ganz und gar von diesem verschieden, so hätte sich Jablonski freuen sollen, dass in diesem Punkte
die Aegyptische Theologie sich vom Griechischen Einflüsse frei hielt, was nicht immer der Fall ge-
wesen sein möchte. Das Uebergehen solcher Hauptbestimmungen am Sarapis ist übrigens um so merk-
würdiger, weil sie Jablonski sehr bequem an den untergeordneten Begriff des Sol infernus hätte anknü-
pfen können. Sie kündigt sich auch in der That so stark und wiederholt an, dass sie später fast von
allen Bearbeitern der Aegyptischen Mythologie in den Begriff des Sarapis aufgenommen worden ist.

Hören wir nun die Erklärung einiger anderen Gelehrten von diesem Gegenstande. Dupuis1)
nimmt Jablonski's Erklärung zugleich mit der vermissten Bestimmung auf, lässt aber den Sarapis
noch die Sonne überhaupt, so wie die der Sonne entströmende ätherische Weltseele sein. Nach
Dorneddenwar Sarapis „der Worterklärung nach der Forscher des unter dem Wort Apis ver-
standenen luni-solarischen Zeitcyclus von 25 Jahren," also ein eigentlicher Gnomon des 25-jähri-
gen Apiscyclus. Herr Görres bezeichnet die Gottheit also3}: „Sarapis ist Herr und Fürst der dun-
..keln Hälfte, jener uralte Gott von Memphis, dessen Dienst schon Sesostris angeordnet, er mit
„Schlangen umwunden-, der Cerberus mit dem Löwen, Hund- und Wolfskopfe, alle drei Thiere des
„Unterreichs an seiner Seite, andeutend Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit nach Macrobius.
„sein Bild aus den 7 Planetenmetallen zusammengesetzt5 seine Farbe blau, das der südlichen He-
„misphäre angehört, wie weiss der nördlichen, er die Wintersonne, Osiris im Orkus, seine Hiero-
„glyphe das Kreuz, andeutend das andere Leben." Noch höher steigt Sarapis bei Herrn Creuzcr4}:
„Seit Alexander trat Sarapis bestimmt an die Stelle des Osiris und zwar in allen Beziehungen. Be-
„griffe: Herr der Elemente, Inhaber der Schlüssel des Wasserreiches und des Nil, Gott der Erde,
„Vorsteher über alle tellurischen Kräfte und Gott der Unterwelt, Geber des Lebens, Todtenrichter
„und Begnadiger im Tode," und weiter unten ebenfalls „Gott der Wintersonne." In der neuesten
Aegyptischen Mythologie5) bleibt Sarapis Sonne der untern Hemisphäre, übernimmt aber auch noch
die Stelle des Planeten Saturn, welcher in jenem Systeme Typhon ist. Also Gott und Teufel in
Einer Person. Und in der That wird in dem bekannten Hymnus bei Martian«) Sarapis und der

1) DüpUIs VOrigine de tous les cultes. Par. Van 3 de la re'publ. I. p. 173 fgg. vergl. die Münze des Antonia bei
Dupuis I. No. 2. 11., wiederabgedruckt zu den Abbildungen zu Chelzku's Symbol. Tab. VI, 12.

2) Dounedden Phamenophis oder Versuch einer neuen Theorie über den Ursprung der Kunst und Mythologie.
Gotting, p. 207. fgg. Die Worterklärung, die Dornedden nicht näher angiebt, ist ohne Zweifel für Ser das Koptische
Xpp (tser) erforschen, erspähen, wovon häufiger 2CHp xaraaxo^oi.

3) GoKiiBEs Mythenyeschichte der Asiatischen Welt. Heidelbg. 1810. II. p. 384. Herr ßörres lässt nach Pausan.
in Attic. 16. den Sarapisdieust von Sesostris angeordnet sein. Cap. 10. wird des Sarapis gar nicht gedacht, wohl aber
c. 18, wo es heisst: Aiyv7iTion; Si liqa ^aqanitioz, CTtHi>ctvtaTaTOv /iev eaziv A'/.eiuvd'qtvaiv, aQ/autrurav öe tv Mefiif ei x. z. )..,
aber von Sesostris keine Spur. Die Angabe ist vielmehr von Alhenodor bei Clemens Alex. Cohort. 4. ed. Pottkk. p. 43.

4) Creuzer's Symbol. 2. Ausg. I. p. 313.

ö) Skyfkarth Systema aslronomiae Aeggpt. quadripartitum. Lips. 1833. Panth. unter Sarapis.
6) .Maiiii vx. CapkiXA de Nupt. Philol. 1. II. p. 43. ed. Ghot.

Soleni te Lalium vocitat — — — — — —

— — — — — — — et Isaeura

Te Serapim Nilus, Memphis veneratur Osirim,

Dissona sacht Mitram Ditcmcme ferumque Typliouem.
 
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