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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0073
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Einleitung.

19

Wendung des Zahlenverhültnisses nur irgend genauere astronomische Angaben hätten ausgedrückt
werden können, vornehmlich da die phonetischen Zeichen ([hieroglyphische Buchstaben) wegen
ihrer Mehrdeutigkeit, wie Avir sehen werden,, völlig unbrauchbar zur Buchstabenrechnung waren.
In ein anderes Verhältniss tritt jedoch dieses spärliche Erscheinen der Zahlenzeiehen, wenn man
sie aus dem Standpunkte historischer Angaben betrachtet. Ist auch hier ihr minder häufiges Her-
vortreten befremdend, so steht es doch, wenn man das historische Werk des Heren' Rosellini ver-
gleicht, in keinem absoluten Missverhältnisse. — Diese gewiss Beachtung verdienende Bemerkung
Young's führen wir jedoch nur desswegen an, um die Hieroglyphenschrift weder als alleinigen,
noch auch als Vorherrschenden Ausdruck einer Wissenschaft und namentlich der Astronomie gelten
zu lassen. Wenn aber demnach die Astronomie nicht in dem Maasse die Hieroglyphenschrift aus-
füllte oder für sich hinwegnahm, wie unter den Neueren besonders Herr Seyffarth behauptet, so sind wir
doch keinesweges der Meinung, dass sie ganz und gar nicht in dieselbe aufgenommen gewesen wäre.
Einer solchen Meinung widerspricht nicht nur die Stellung, welche erweislich die Astronomie in
der Religion der Aegypter einnahm, so wie der Gebrauch, welchen man von.der Hieroglyphen-
schrift im Bezug auf religiöse Sculpturen machte, sondern auch das ausdrückliche Zeugniss des
Alterthumes \).

Fasst man die gegenseitige Stellung der Philosophie und Astronomie in das Auge, so konnte
es einerseits sehr wohl geschehen, dass sich die Astronomie bescheidete, die obersten Grössen der
Philosophie, d. i. jene obersten kosmologischen Wesen als höchste Principien der Religion anzuer-
kennen und an diese die obersten astronomischen Grössen anzuschliessen. Dass eine solche Partei
sich wirklich unter den Aegyptischen Priestern vorfand, lässt sich mit Bestimmtheit darthun. Es
war eben die Partei, welche den Amun und eine andere, welche ein diesem Gotte überaus ähnliches
Wesen, so dass es fast nur durch den Begriff der Schule und durch lokale Ueber- und Unterord-
nung von ihm verschieden war, als ersten und höchsten Gott verehrte. Man könnte daher mit
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass ein Vorherrschen physiologischer Speculation oder wenigstens
ein Vorziehen gewisser physiologischer Grössen vor den höchsten astronomischen Gottheiten in
den Priestercollegien zu Theben und Memphis obgewaltet habe. Von den verschiedenen Aegypti-
schen Theogonien dürften wir also wohl mit Wahrscheinlichkeit diejenigen, welche den Amun an
ihrer Spitze tragen, nach Theben oder nach dem Libyschen Amunstempel verweisen, diejenigen
aber, welche diese Würde dem Phtha-Hephästos einräumen, den Memphitern zugestehen. Allein
es ist auch noch durch ausdrückliche Zeugnisse der Alten ausgemacht, dass eine dritte Partei die
oberste astronomische Grösse, die Sonne, gleich wie dieselbe bei einem Theile der alten Astrono-
men in und ausserhalb Aegypten zwischen den übrigen sechs grossen Himmelskörpern die mittelste
Sphäre, also den Mittelpunkt des Weltgebäudes in der Beziehung einnahm, dass sie vom Centrum
und der Peripherie gleich weit entfernt war, auch eben so als den Mittelpunkt der gesammten Theo-
logie gelten liess. Diese Partei kündigt sich durch Theogonien an, in welchen die Sonne den ober-

1) Achiixis Tai. Isagog. in Akat. Phaenom. in Pktav. Uranoloij. p. 121. Aiyvrtriovq koyos txel ngonove; tot ovqk-
voi' w; y.ai it/v ytft y.atati^Qvaat y.ut trjv ifineiqiav roiq 'if^j ev «mjAou? avayqaifai. Bei Cl.kmknt. AlMX. Strom. VI, 4. p. 737.
(s. weiter unten) Iiiessen unter deu hermetischen Schriften vorzugsweise diejenigen, welche dem Hierogrammateus oblagen
und in 10 Abteilungen xoa/ioyQaipiaq, ytayguyiaq, t)y; rajtw; rlXiov xai defa/npH ntfjt low t nXavwutvw, /wfuyf «s>iot?

rjjg Aiyvnzov, t»/; tov Nttkov diayqaipr^, TTjq xarayQaqJy? a/.evtjq xurn Uqcoiv , *<** a-fUQOintvuiv avroit; xojqiwv , ntqi tiix^ur
«ai toiv tv zotg Uqois %Qt<oipo>v handelten die hieroglyphinclicn llücher, in liQ 0 Y ^ VV txos »«Jou/iwa.

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