Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0089
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung.

35

ähnlichen Sinne wölke ja auch Piaton der Hcsiodischen Astronomie1), das ist: der allgemeinen
oder phämenologischen Astrologie 2), welche die Constellationen, die Auf- und Untergänge der
Sterne nur Behufes der daraus für die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens (7,. B. Ackerbau,
Schifffahrt u. s. w.) zu ziehenden Vortheile, nicht aber zu rein wissenschaftlichen Zwecken beob-
achtete, den Namen der wahren Astronomie gar nicht zuerkennen 3). Diese wahre Astronomie
also, welche sich die Ergründung der Sphärenordnung, die Ausmittclung der Bewegungen und Ent-
fernungen von Sonne, Mond und den fünf Planeten der alten Zeit in rein kosmographiseher Bezie-
hung zur Aufgabe machte, war auch bei den Aegyptern, als dem Horoskop, Horolog oder Nativi-
tätssteller nicht zugehörig, dem wissenschaftlichen Gebiete des Hierograminateus zugewiesen. Dass
aber in dieser reinen Astronomie nur die zuletzt genannten Himmelskörper hervortreten, diess
findet gewiss, wenigstens für die ältere Aegyptische Astronomie, Jeder in der Ordnung, der sich
des Ptolemäos Ausspruch 4) über die Schwäche der von den Vorgängern Hipparch's angestellten
Fixstern-Beobachtungen in das Gedächtniss ruft. — Niemand wird bezweifeln, dass die obersten
Grössen, dort der Astrologie, liier der Astronomie von den Aegyptern als Götter verehrt wurden
und dass es nur dieselben Götter waren, welche man in verschiedenen Beziehungen dort und hier
betrachtete. Allein beide Betrachtungsweisen verfolgen bloss die äussere Wirksamkeit, die Erschei-
nung jener Götter. Das innere Leben, die der Erscheinung zum Grunde liegende Natur gehörte
einer andern Wissenschaft, welche die tiefsten Geheimnisse der Theologie enthielt und den Füh-
rern des Priesterordens in den Büchern aufgeschlossen war, Avelche, wie wir hörten, im ausge-
zeichnetem Sinne, den Namen der hieratischen führten. Diese Wissenschaft, die eigentliche Phi-
losophie der Aegypter, fasste aber auch noch ganz andere Wesen, Materien und Verhältnisse auf,
die ausser dem Gesichtskreise der beiden vorher genannten Wissenschaften lagen. In der That,
sobald ein Volk die Sätze aufstellte, dass die Finsterniss älter sei als das Licht s), dass sich die
Natur der Dinge aus einem feuchten Principe entwickelt habe so war es auch mit seinen Gedan-
ken über die Astronomie und Astrologie hinaus gegangen 7). Dass aber die tiefere, philosophische

1) Das Epigramm des Kallimachos (s. Arati Vit. in Pktav. Uranolor/. p. 1-10.) nennt Arat einen Nachahmer Hesiori's,
natürlich von dessen Buche anr^ixtj ßißl.og, welches Athknaki Deipnoioph. XI. p. 491. n/v et; 'Hoiodor avaqtQo/urijv Aotqo-
vofiiav nennt. Dass man üesiod nicht etwa für einen Nativitätss'teller zu nehmen habe, verbäten, venu man auch weiter
nichts über die alte Astrologie wüssle, schon allein seines Nachahmers Ära tos Phänomena.

2) Diese allgemeine, so zu .sagen, kalendarische Astrologie hiess bei den Alten mit ihrem Kuuslausdnicke AaTQohtyia
xavovixrj, die besondere, d. i. die Nativitätsstellerei AozQoloyia mvaxixr\. s. Salmas. de Ann. Climttcteric. p. 53. Wir wer-
den unten auf diesen Unterschied zurückkommen.

3) Platon. Epinom. ]>■ 990. AarQoro,uiav ayrneire; ön aoqonarov avayxi; rov alrftou; aorQovouov eivcti, fitj rov xa&'
'IlotoSov aoznovofiovvTa xai Harras rove roiovzovt;, olov ifva/tut; re xai avaroXat; e7T£Oxi/t/*f.rov, a).).a rov rt»v oxno mQtuäaiv
tat iura ntQioäovq, <fic£wvor]s rov avrov xvxkov ixaarijs oi/rw? o<? ovx av £»(Jt«; nnrt nana (pvott; Ixavt; yevoiro {t-toiQijnai, /ii;
#aiymr>T;;? /icrexovoa ^v'aiiag. Vergl. Thkom. Smybx. Expositio eorum , qtiae in Malhematicis ad Ptatonu lectionem utilia
sunt. ed. Bltxiai.d. Var. 1622. p. 11.

4) Ptolkmaki MtyaXijq Zvvraieias sive Magnae Constructionis Cvulgo Almui/est.) I. VII. ed. Ilasil. 153S. p. 164.
— cJta to navv oi.iyaiq nno eavrov neqircrv/^xzvai (sc. rov 'Innaqyav') roiv ani.amv rtjQijouii, Ojftoor ri fiovaiq rat? vno
■SlqinnO.Xov xai Ti[ioyaiiidoq arayeyQa^fttvaiq xai Tttvrai; oite- aSioraxroiq ovr eneZfiqyaoyivaii. Vergl. ScuAUBACH Geschichte
<ler Griechischen Astronomie hin auf Ercttosthene.s. Gotting. 1S02. p. 364.

5) Piattaiich. St/mposiac. IV, .5, 2.

6) Vergl. die bei uns p. 30. no. 4., 30. no. 2. angeführten Stellen.

7) Wie die Alten die Physiologie und Astronomie aus einander hielten und wie die alten Priester, wofern sie nur
irgend nach dem Grunde der Naturerscheinungen fragen wollten, die Physiologie treiben niussteu, s. weilläuftiger aus ein-
ander gesetzt in Suipi.iou Comment. in Awstotki« Physic. Auscultat. II. p. 64. B. oVtjefnet <Te <5 naör^tazixoc; rov (pvaixov —

5 *
 
Annotationen