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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0095
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Einleitung.

41

eipien je nach den verschiedenen Substanzen, von -welchen sie ausgingen, zum Grunde und Hessen
an dieselben sich verschiedene Ordnungen und Gassen der von ihnen abgeleiteten Wesen anschlies-
sen. Mehrere dergleichen verschiedene Principien werden uns von den alten Schriftstellern in
occidentalischer Begriffsform überliefert, aber eben solche verschiedene Principien, solche verschie-
dene Ordnungen und Gassen der höchsten Weltsubstanzen sind uns von jenen Schriftstellern in
der den Orientalen bei weitein mehr zusagenden Weise der pcrsonilizirten Emanationen, d. i. in
den verschiedenen Theogonien der Aegyptischen Götter aufbewahrt worden. Diese Theogonien
enthalten meistens die der Aegyptischen Dogmatik so heilige Acht- und Siebenzahl. Da steht an
der Spitze der einen als Urvater Arnim, die zweite führt Phtha, die dritte Re. Eben so verschie-
den sind die absteigenden Glieder der genealogischen Ivette. Hier folgt Re, Phtha, dort Kronos,
welchen wir vorläufig mit seinem vaterländischen Namen *) Petenset nennen wollen, dort Arnim.
Wiederum folgt anderswo auf Phtha Re, Aman, Petenset. Auf Ainiin aber jetzt Re, oder wieder
anders Tpe (der Himmel) und Re.

Wer in diesen verschiedenen Theogonien mit Meiners 2) nichts als Unsinn sieht und, wenn
sich dergleichen bei einem und demselben Schriftsteiler finden, einen sichern Reweis gegen dessen
Glaub Würdigkeit, macht sich die Sache allerdings sehr leicht, müsste aber folgerecht denselben
Unsinn darin erblicken, wenn die alten Theologen, wie sie Cicero nennt, jetzt als des Jupiters
Vater den Aether. jetzt den Uranos. jetzt den Kronos aufstellen, den Sol bald als Enkel des
Aethers vom Vater Jupiter, bald vom Vulkan und wiederum von noch anderen Göttern abstam-
men lassen 3).

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Aegyptische Philosophie, indem sie zum Theil
ihre Untersuchungen an Substanzen knüpfte, welche, obschon an sich nicht körperlos, doch den
menschlichen Rlicken und der menschlichen Erfahrung unzugänglich waren (man denke nur an die,
öfters von uns erwähnte, ätherisch-feurige Weltseele und an die obersten, bald ätherischen, bald
feurigen Sphären des Universums) in eine bei weitem grössere Mehrzahl von verschiedenen Rich-
tungen zerfallen musste als die Astronomie und Astrologie, welche beide auf die; sichtbaren Götter
und deren regelmässigen Umschwung fussten. Dass aber auch hier wie bei den Gialdäischen
Astronomen verschiedene Grundsätze aufgestellt werden mochten, ist nicht nur sehr wahrscheinlich,
sondern wird uns auch, vorzüglich für die spätere Zeit, durch einzelne Angaben ausdrücklich bestä-
tigt. Wenn aber in der letztern Beziehung die Ausbeute nicht gar bedeutend sein sollte, so bedenke
man. in welchem Zustande sich unsere Kenntniss von der altägyptischen Astronomie befindet, so-

1) Lktroxne Recherches etc. p. 345. Inschrift von Selieleh TlercvacTfi no y.ai Konno. Petenset leitet Herr Spvffarth
Syst. Astr. Aeg. p. llfi ab von TTET - EN - CHTF <i'ii est ad molesliam. Nur hat er das CHTE iu dieser Bedeutung
nicht erwiesen. Es bieten sich jedoch auch andere Klymologieen dar, z. It. TTET-EN(A)ET ü «/.^i'rra'i induralor,
TTET-EN-U^AT <> ttoiidv v(tt£Qtir, adducens iudigentiam (p und 2l wechseln auch im Koptischen häufig mit einander ah,
oder vielmehr beide fallen in allerer Zeit mit einander zusammen); TTET - EN - (l)ET <> Vroiv, Ikiivtitt'l saerilicator, iuter-
fector, Begriffe, die, wenn Kronos bei den Aegypten) als ein Typhouisehes Wesen gedacht wurde, wohl mit ihm über-
einkommen.

2) Mkixkbs Versucjk über die Religionsgeschichte der alleren Vfilker, besonders der .\e</i//der. p. 150.

3) Cickko de .\nl. Ihor. ni, 21— 23. Wenn christliche Kirchenväter, /.. II, I'.lsk.iiios J'rne/i. Kr. III, 10. p. 107.
hierüber wie Meiners urlbeileu, so fmdel der Gesichtspunkt, von welchem aus dies« geschieht, freilich für das 4(e Jahrb.
nach Chr. eine gauz andere K.nlschuldigiing als für das löte.
 
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