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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0150

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90

Einleitung.

Belzoni J) und Gau 2) vorliegen, wird ihm gern darin beipflichten. Ja Champollion nennt den
Tempel von Ibsamhol ein Wunderwerk, das selbst in Theben etwas Herrliches sein würde, die
Kolossen an seiner Vorderseite von köstlicher Arbeit 3). Sollte wohl das Gleiche von jenen Sculpturen
Derr's gelten, welche Burckhardt selbst für die rohesten aller Aegyptischen Arbeiten erklärte?
Die Pfeiler von Derr, sagt Burckhardt, zeigen die Kindheit der Kunst. Gewiss nicht aber die von
Ibsamhol. Man vergleiche dann die Vorderseite beider Monumente, die von Derr bei Light*) und
Gau 5), die von Ibsambol bei Belzoni und auch nach diesem scheint sich, was Ausdruck des Alters und
der Roheit des Stylus betrifft, die Waagschale nicht unbedeutend für das erstere zu senken. Halten
wir ferner die kunstlosesten Sculpturen Ibsambol's, die sich durch ihren eigenthümlichen Charakter
von den übrigen desselben Monumentes auffallend unterscheiden, mit jenen Figuren Girscheh's und
Calabscheh's zusammen, Avelche Burckhardt auf gleiche Stufe der Roheit mit denen von Derr setzt,
so möchten wiederum hinsichtlich der Vorzüglichkeit der Zeichnung, der Schärfe der Umrisse und
der Frische der Farben die Figuren von Ibsamhol jene von Girscheh und Calabscheh weit hinter
sich lassen, obgleich ihr Styl diesen ohne allen Vergleich näher stellt, als den übrigen Sculpturen
desselben Monumentes. Betrachten wir nun diese eigenthümlichen Figuren etwas näher und zwar
zuvörderst nach der Beschreibung Herrn Heeren's«): „Die Abstellungen auf den Mauern des Säu-
lenhofes sind gleicher Art, wie die in dem grossen Denkmal, Kriegsscenen und Triumphe. Aber
das Wichtigste sind die Abbildungen in dem Sanctuarium. Vier Figuren, alle sitzend dargestellt
auf einer Bank. Sie bilden aber nicht eine Familie. Die rothe Hauptfigur, ich halte sie für den
König, sitzt zwischen zwei Göttern; der zur Rechten wird durch seine bläuliche Farbe, der zur
Linken durch seinen Falkenkopf als solcher bezeichnet. Die vierte Seitenfigur von gelblicher Farbe,
weiss ich nicht zu erklären." Die Form dieser Figuren 7) ist gedrückt, dick, die Zeichnung der
Muskelverhältnisse fast ganz unberücksichtigt, namentlich die Füsse plump, säulenartig empor stre-
bend, und ihr ganzer Ausdruck weicht von dem Charakter der Aegyptischen Zeichnung durchaus
ab 8). Will man einen schneidenden Contrast sehen, so vergleiche man nur diese sitzenden Figuren

1) Bklzoxi Narratice. Atlas. Tu f. 17.

2) Gau Nubische Denkmäler. Bl. 54 fgg. Zwar sind die meisten Abbildungen dem kleinern Monumente entlehnt, allein
die Kunst in diesem soll der in dem grossem sogar nachstehen.

3) Champollion Briefe über Aegypten und Nubien. 0. Br. p. 79.

4) Light Travels, p. 77. Excavalion in the rock at Derr.

5) Gau Nubische Denkmäler. Bl. L. Y.

6) HkebkN Ideen. 2. Th. 1. Abt. p. 378. Nach Gau 1.1. Dl. DVIII. u. Chamfoluon's 9. Dr. gehören sie bestimmt dem
grossen Tempel an.

7) Gau Nubische Denkmäler. Bl. LX. B.

8) Champollion Briefe über Aegypten und Nubien. 9. Br. p. 80 sagt: „Am Ende des Ganzen befindet sich ein
Allerheiligstes und in dessen Hintergründe gewahrt man vier schöne sitzende Figuren, etwas über Lebensgrösse und von
vorzüglicher Arbeit." Man sehe dagegen die Abbildung bei Gau und höre diesen unbefangenen Künstler über unsere Figu-
ren artheilen (Nubische Denkm. Reisebericht p. 11.). „Auch das Innere des Felsens zeigt geräumige, reich mit Sculpturen
und Malereien ausgezierte Gemächer. Eins dieser bemalten Sculpüir- Bilder, die insgesammt frisch von Farbe und wohl-
erhalten sind, ist auf der 61. Kupferlafel mit allen Farben des Originals wiedergegeben. Gleich neben demselben ist ein
anderes, welches die Kupfert. CO. Fig. A. zeigt und unter diesen (B) sieht man die Abbildungen von vier Gottheiten, die in
der hinteren Wand des Sanctuariüms eu ronde bosse ausgehauen und ebenfalls angemalt sind. Die Wichtigkeit dieser ersten
aller Kunsti-ersuehe, die bisher auf uns gekommen sind, wird Jedem einleuchten, und ohne denen beizupflichten, die sie
als Meisterstücke darstellen, „die einem Praxiteles keine Schande machen würden", bedauere ich dennoch, nicht eine
grössere Anzahl dieser für die Geschichte so wichtigen Bilder nuttheilen zu können." Wenn man nun von Herrn Roskllixi,
dem Gefährten Champollions in Aegypten und Nubien über die genannten Briefe, welche zuerst in Französischen Tageblättern
 
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