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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0175
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Einleitung.

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auch fanatische Religionsverfolgung, Unterdrückung und alle Gräuel eines barbarischen Despotismus
über Aegypten herein gebrochen seien? Und dennoch wurde ein Darias nicht nur während seines
Lebens von den Aegyptern göttlich verehrt, sondern auch nach seinem Tode den trefflichsten aller
alten Pharaonen gleich gestellt und namentlich als der sechste und letzte der grossen Gesetzgeber
Aegyptens gefeiert 1). Selbst die Gewalttaten eines lang gereizten und gewissermassen zum
Kriege gezwungenen Ochos, Avie sehr vermindern sie sich, wenn man sie genau betrachtet, und wie
viel Entschuldigung finden sie, wenn man sie nicht aus dem geschichtlichen Zusammenhange der
damaligen Zeit heraus reisst? Und standen denn nicht vor diesem Ochos die Aegypter fünf und
sechzig Jahre hindurch wieder unter der Herrschaft nationaler Pharaonen? Waren in dieser Zeit
die Aegypter nicht meist den Persern weit gefährlicher, als diese den Aegyptern? Und war es
denn nicht offenbar die ihren Herrschern gänzlich mangelnde Characterstärke, so wie ihr kleinliches
Verschmälien der günstig dargebotenen Gelegenheit, welches sie abhielt, die zerrüttete Macht der
Perser an den Rand des Verderbens zu bringen? Wie oft hört man versichern 2J, dass die alte
Amunsstadt durch Kambyses den Todesstoss erhalten, oder nach dieser Katastrophe gänzlich aus
der Geschichte verschwunden sei. Und dennoch ward sie nicht einmal durch die Züchtigung eines
Ochos zu Boden geworfen, sondern regte sich noch vor dem Abfalle von Ptolemäos Lathyros, also
400 Jahre nach Kambyses, mit gewaltiger Kraft 3). Nur erst von ihrer Unterwerfung an blieb ihr.
mit Pausanias zu reden, auch nicht ein Schatten der frühem Herrlichkeit. Aber auch jetzt noch
konnte nicht aller Wohlstand von Theben gewichen sein, da der Statthalter Cornelius Gallus aus
Furcht vor der Untersuchung, die hauptsächlich wegen seiner daselbst verübten Erpressungen über
ihn verhängt worden war *), sich selbst entleibte. — Eines günstigem Looses hinsichtlich der
Geschicbtschreibung erfreute sich das Zeitalter der Ptolemäer. Wer kennt nicht die Arbeiten eines
Vaillant, Champollion-Figeac und Letronne? Wenn nun aber theils Scharfsinn und Gelehrsamkeit,
tlieils neu eröffnete Quellen die beiden letzteren Archäologen zu so schätzbaren Bereicherungen des
erstem Werkes führten, so hat doch wiederum zu den Werken dieser Gelehrten die neueste Zeit
manch wichtigen Beilrag geliefert. Denn ob gleich unserm Dafürhalten nach die bisher veröffentlich-
ten Griechischen Papyrus 5) die genauere Kenntniss der altägyptischen Beligion fast nur mit einer

il peso di uua dominazione straniera: il sacerdotio, antico autore e cnstode di dottrine tanto vantate, invilito allora e
spregialo agli occlii di un padroue diffidente e crudele, poco pensiero si prendeva di coltivaro guella sapienza aulica che
piü. 11011 fruttavagli autorita ed opulenza. E la rovina doli' egiziauo sacerdotio segui tanto piü d'appresso l'iuvasioiie per-
siaua etc. — rjnd dennoch wagte eiu Oberpriester von Memphis nach gehaltenem Priesterrathe, dem Dariiis die Aufstellung
seines Standbildes vor dem des iSesostris abzuschlagen, und ward dafür nicht bestraft, sondern belobt? (s. Herodot. 11,110.
Diodor. Sic. I, 58.) Dennoch schenkte derselbe Darias, selbst nach einem Abfalle der Aegypter, 100 Talente Goldes zum
Begräbnisse des Apis? (s. Polyaen. Slrategem. ed. Koraes. Z, «x.)

1) Diodor. Sic. 1, 95.

2) Ciiamfoluox l'Egypte sous les Pharaons. Vol. I. p. 803. Cambyse porta le dernier coup ä sa grandeur. Freilich
so schon längst vorher Eustath. Comment. in Dionys. Perieg. ed. Henb. Sieph. 1577. p. 36. Meyiarij fiev jrore ovaa — '
vw de ev ovo/iart fiovov xeifiwy öia TO xareoxatpd-ai xai avcaraToia&at, re).eov' tpaoi yao, üri Kafißvai^ avrag <! IlEqawv ßaai-
levq eiq eäayoq xarcotQeVev.

8) Pausan. I, 9. 2.

4) Ammian. Marcelun'. XVU, 4.

5) s. den Katalog dieser Papyrus in Reuvens Lettres d M. Letronne sur les Papyrus bilingues et grecs et sur
quelques autres monumens greco-e'gyptiens du muse'e d'antiquite's de l'universite de Leide. Leide 1830. Atlas p. 1. fgg.

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