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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0185

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Einleitung.

131

eine andere Beziehung der Güttin Juno, jetzt die Wahrheit, jetzt die Gerechtigkeit, jetzt die Ehre,
jetzt den Sieg zu denken haben? Muss denn nicht, da die Feder das einzige charakteristische
Abzeichen unserer Güttin ist, sich die mythologische Ansicht von diesem Wesen eben so oft umge-
stalten und die Uebersetzung der Namen und Titel, in welchen die befiederte Figur vorkommt, eben
so oft verschieden ausfallen? Und endlich, wenn die Aussprache der drei Zeichen, welche den
Götternamen bilden, zwischen Sate, Tme, Thme-Thmei und Sme schwankt, könnte man es Herrn
Rosellini verargen, wenn er in ihnen xpo (Sieg) zu finden glaubte und das Zeichen, welches Cham-
pollion bald für ein 2", bald für ein TA1), bald für ein M ausgiebt, in seinem hieroglyphischen
Alphabete als ein Ii aufstellte? Sprechen sich denn aber vielleicht die Aegyptischen Monumente in
Verbindung mit den Nachrichten der Alten deutlich für diese oder jene symbolische Geltung unsers
Zeichens aus? Man überblicke zuerst die verschiedenen Beziehungen, in welchen es dort vorkommt.
Der heilige Geier, wenn er über dem Pharao, sei es als kriegerischem Helden, sei es als friedlichem
Herrscher, oder auch, wenn er über dem heiligen Schiffe und an den Decken (plafond) schwebt,
trägt gewöhnlich in seinen Klauen die Feder an einer kleinen Stange 2). Die Rosse des königlichen
Streitwagens sind mit diesen Federn geschmückt 3), eben so die aus dem Kampfe heim kehrenden
Aegypter, wenn sie jetzt den Triumphzug des Königs begleiten4), jetzt dem Amun und wiederum
dem Pharao die gefangenen Feinde vorführen 5). Indem ein Aegyptischer Herrscher im Begriffe ist,
eine am Haarschopfe gefasste Gruppe von Feinden zu tödten, schwebt über ihm der Geier, die
Feder in den Klauen, und gegenüber steht ein Gott, der ihm die Feder oder das Blatt entgegen
hält6). Allein auch ein feindlicher Heerführer, der von dem Könige hier mit dem Schwerde, dort
mit der Lanze den Todesstoss erhalten soll, trägt auf dem Helme eine (wie es scheint) sinkende
Feder 7). In dem Tempel zu Dandur werden dem sperberköpfigen Gotte die Insignien der König-
lichen Herrschaft Uräos, Pschent u. s. w. und unter diesen auch die Feder dargebracht 8). Dieselbe
Feder tragen verschiedene Götter und Göttinnen, unter ihnen namentlich der sperberköpfige Gott
und die Göttin mit der Scheibe auf dem Haupte, innerhalb welcher sich die Feder erhebt 9). Am
häufigsten erscheint jedoch dieses Symbol in den Vorstellungen der Leichenrituale 10). Hier sieht

1) Man sieht dalier, mit welchem Rechte in dem phonetischen Alphabete der Principaux Monumens Eyyptiens du
Muse'e Britanique et quelques untres qui se trouvent en Angleterre, explique's d'apres le Systeme. phone'üque pur Cm. Yohk
et M. Lkakk. Lond. 1827. pl. XX. das Zeichen für ein 0 '/'/( ausgegeben wird (mit Berufung auf einen Brief Cbampol-
lions an Brown p. 20. 24., worin ersterer in der Gruppe noch Sah; liest), mit demselben, mit welchem der Herr Marquis
Swnkio 1. 1. und das l'honetick Alphabet, angehängt Tattam's Grammar of the Egyptian Lanyuaytdas Zeicheu ■«» für
ein >S erklären.

2) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. II. pl. 13, 4. 16, 2. 86, 4. Vol. III. pl. 38. 50. Gau Nub. Denlsm. Hl. 14.
26. 51, C. v. Minutoli Reise =. Temp. d. Ju/i. Am. Taf. VIII. IX.

3) Descript. de l'Ey. Ant. Vol. d. VI. II. pl. 9. 10. 12. Vol. III. pl. 38. 39. 40. Gau Nub. Denkm. Dl. 14. CO.

4) Descript. de l'Ey. Ant. Vol. d. PI. II. pl. 11, 1.

5) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. III. /;/. 33. Gau Nub. Denkm. Bl. 15.

6) Descript. de V]£g. Ant. Vol. d. PI. III. pl. 22. Die Feder oder das Blatt, welches der Gott entgegen hält, ist
wohl zu unterscheiden von einer sichelförmigen Waffe'; die der Gott, z. B. Ke, dem Könige iu einer ähnlichen JScene dar-
reicht, s. Gau Nub. Denkm. Hl. 51.

7) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. III. pl. 38. 39, 2.
9) Gau Nub. Denkm. III. 2(i.

9) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. 1. pl- 36, 3. Vol. II. pl. 02. 75. Vol. III. pl. 63. 69.

10) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. ,1. PL II. pl. 59. 60. «4. 67. 72. A. Mai d. Aeg. Papyr. d. Vatic. BW- Ubers,
v. B.tciiMANM. Taf. I. SPINKIO Lectures. Table V.

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