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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0196
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Ueber die Hauptsysteme

gehen, da ein Verweilen bei diesen Irrwegen den nöthigen Raum für die BeurtkeUung der gründ-
licher angelegten Bahnen nur beeinträchtigen würde. Eben desswegen dürfen wir auch keinen
Gebrauch machen von dem neuesten Universalmittel zur Enthüllung der Geheimschrift aller alten
Nationen, Avelches das gelehrte Werk Herrn Janelli's darbietet1), indem es leider den Grundsatz:
Wer zu viel beweist u. s. f. — auf sich anwendbar macht. Ja im strengsten Sinne müssten wir
so gar von der Theorie des verstorbenen Dr. Young hinweg sehen, welche jetzt allgemein selbst
von dessen ausgezeichnetsten Landsleuten als in der Hauptsache verfehlt anerkannt wird. Da aber
diesem Gelehrten der Ruhm gebührt, den ersten bedeutenden Schritt zur Auffindung des wahren
Weges gethan zu haben, ob schon er sich an ihm vorüber auf einem Abwege verlor, da ferner die
Untersuchungen dieses Mannes in zu enger Berührung stehen mit den Ergebnissen seiner glück-
licheren Nachfolger, so werden wir uns des Young'schen Systemes gleichsam als der Vorhalle zu
den späteren Enlzifferungssystemen der Aegyptischen Schriftarten bedienen. Ehe wir jedoch zu
ihm übergehen, müssen wir Behufes besserer Verständigung und Würdigung des Folgenden die
hauptsächlichsten Stellen der Alten über die Schrift der Aegypter unseren Lesern vor Augen legen.

Welchem Volke die Erfindung der Buchstaben zuzuschreiben sei, darüber war man schon im
Altertlmme verschiedener Meinung. Im Allgemeinen schwankte das Urtheil zwischen drei Nationen,
nämlich zwischen den, auch unter dem Namen der Assyrer begriffenen, Babj'Ioniem, zwischen den
Phünikcrn, welche man auch unter der allgemeinen Benennung der Syrer verstand, und endlich den
Aegyptern 2y Berücksichtigt man den Werth der Zeugen, so dürften allerdings die gewichtigeren
Stimmen zu Gunsten der Aegypter sprechen. Denn Avenn auch die beim Scholiasten 3) des Dionys
vorliegende Behauptung alter Schriftsteller, wie eines Pythodor und der Milesier Anaximander, Dio-
nysios und Hekatäos, dass die Buchstaben durch Danaos nach Griechenland gebracht worden seien,
die Aegypter noch nicht zu Erfindern derselben macht, indem ja in uralter Zeit eine Erfindung der
Phöniker auch zu den Aegypten! übergehen und dann von diesen, so wie zugleich von den Phö-

und Erklärungsversuch der 10 hierot))yphischen Gemälde auf einem Aegyptischen Mumienkasten. Rudolst. 1821. Herr
.Sickler gebrauchte die Semitischen Sprachen als den Schlüssel zu der Hieroglyphenschrift, s. dessen Thoth. Vorerinnerung
p. VII fgg. Vergl. desselben Die heilige Priestersprache der alten Aeyyplier. Uildbyh. 1823.

1) jANÄtoi Fundamenta Tlermeneutica Hierographiae veterum Gentium. 4 Toi. Neapoli 1830. 1831. Vergl. Iiihlio-
teca Italiana No. 214. Ottob. 1833. p. 49. Si propone di dare tina teorica ed ermeueuüca nnica ed universale dclla jero-
graphia criptica Seile anUche na/.ioni e quindi di Ieggere e d'interpretare cou uu nictodo e con una ragione fondameutale
tutti i simhöli o emblemi sacri, tutli i teogranuui e singrammi e tulli i caratleri jeratici degli Egizi, dei Chinesi, dei Caldei,
dei Persiauiydegli Indiani, degli Etruschi, degli Scandinavi, dei Greci e dei Latini. S. das Weitere der sehr ausführlichen
Esposizione dei sistema etc.

2) Puxii Äsfc Nat. VII, 57. Litteras semper arbitror Assyrias fuisse, sed alii apud Aegyplios a Mercurio, ut Gellins,
iilii apud Syros reperlas voluut.

3) Schol. in DioNVS. Grammat. s. Bkkkeiv Anecdot. Gr. Vol. II. P- 783. vgl. 8ß. IlvO-oömqoq de o'iq cv toi neqi aroi/uav
a<pü.^iq i Arf.ioq W T';' W£?e Z!>'»'">v Kadftov Javaor ficray.ofiioai- avra tpaaiv, e7ii/iaQTVQnvai rovroiq xcü ol Mihjaiaxoi
avyyqaipeis, stpaSttiavÖQoq xai Jiovvmoq xai 'Exarawq, ovq xai AnoW.oähiQoq cv vmv xaraloyto naqariOaxai. Dieser Nachricht
stellt entgegen die schon so früh (s. Hf.iiodot. V. 58. 59.) ausgesprochene Meinung von der durch die Phöniker erfolgten
Einführung der Buchstaben in Griechenland, der hieraus entsprungene so allgemein übliche Name der yQafifiara 'Poinxia,
Kad'ßijia (s. weiter unten) und die offenbare Einheit des ältesten Griechischen und Phönikischen Alphabetes, wofern sich
nicht tiefer unten auch die Einheit des Aegyptischen und Pliönikischen Alphabetes ergeben sollte. Konnten auch unter dem
Kadmos, welcher wohl nichts anderes als ein jlClp tJ"\S', d.i. ein Morgenländer überhaupt ist, von den Hellenen eben so
wohl die Aegypter (vergl. üi,er Kadmos ans Aegypten Dionon. Sic. I. 23. Fraym. I. XL. Nonni Dionysiac, IV, 260.),
als die Phöniker und die kleinasiatischeu Jouer verstanden werden, so würde uns doch auch hier der Semitische Name
wiederum zu den Phöuikern leiten.
 
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