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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0249
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von ChampoIIion.

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ohne es theoretisch zu erweitern, Unverändert erhielt es sich auch in der zweiten Ausgabe des
Precis (1828. *). Ein grösseres und tiefer eingehendes Werk (grand ouvrage), zu welchem
ChampoIIion wiederholt Hoffnung machte »), ist bis jetzt nicht erschienen. Ob die Aegyptische
Grammatik Champollion's, welche schon seit 1833 unter der Presse sein soll, dieses ..grosse Werk",
oder, Avie andere behaupten, eine Koptische Grammatik bildet, kann ich nicht mit Zuverlässigkeit
bestimmen 3). Wäre es aber auch das erstere, so scheinen wir in ihm nur eine weitere Ausführung
und schärfere Bestimmung der schon aufgestellten Grundsätze erwarten zu dürfen. Wenigstens
machte ChampoIIion in einem aus Nubien an Dacier geschriebenen Briefe die Bemerkung*), dass
das Grundelement seines Systemes, das phonetische Alphabet, seine Aollkommene Bichtigkeit habe.
Es ist uns daher wohl anzunehmen gestattet, dass die in den obigen Schriften von ChampoIIion über
die Aegyptische Schrift ausgesprochenen Grundsätze auch noch in der letzten Zeit für ihn eine
vollgültige Kraft besassen.

In der Darstellung des Champollionischen Systemes werden wir, um Wiederholungen zu ver-
meiden, die in dem Briefe an Dacier gegebenen Lehren nicht abgesondert von den in dem Precis
enthaltenen vorlegen, jedoch stets die Punkte bemerklich machen, in welchen der Precis eine Strecke
weiter vorgeschritten ist. So sehr wir es uns zur Pflicht machen, jeden nur einigermassen Avich-
tigen Lehrsatz von Champollion's Systeme nach dessen eignen Worten dem Leser mitzutheilen, so
halten wir es zugleich für nothwendig, ihn auch auf diejenigen Theile aufmerksam zu machen,
Avelche, ohne in einen dergleichen Lehrsatz abgefasst zu sein, durch ihre thatsächliche Anwendung
nicht unwichtige Beiträge zur genauem Erkenntniss seiner Theorie liefern.

Die altägyptische Schrift besteht nach ihm aus drei besonderen Arten, der hieroglyphischcn, der
hieratischen und der demotischen, Avelche mit den drei Schriftclassen des Clemens von Alexandrien
überein kommen 5). Die älteste Schriftart ist die hieroglyphische. Aus ihr entwickelte sich vermöge
einer formellen Abkürzung die hieratische und aus dieser auf demselben Wege die demotische.

1) Die grössere Seitenzahl (465) der 2ten Ausgabe vor der (408) der ersten Ausgabe ward veranlasst durch die
Aufnahme des Briefes an Dacier (s. 2te Ausg. Chap. 11. 1>. 41—89.) und durch den erweiterten Kcamen du texle de Cle-
ment d'Al. par M. Li:ti;oxxb (s. 3te Ausg. p. 3C7—399.).

2) Cu.Mii'or.MON Precis du Syst. Ilieroyl. I. e'dit. p. 3. II. e'dit. p. 3.

3) Die oben gegebene Nachricht war demnach unbegründet. Eine zweite mir gewordene Mitlheilung besagte, dass
die ersten Hefte der sehnlichst von mir erwarteten Graminaire tigyptienne par Vhamp. zu Ende Uctober heraus kommen
stillten; allein bis jetzt (23. November 1835) habe ich noch nichts erhalten.

4) CHA.An-qi.U0N Briefe üb. Aeg. u. Nub. 9ter Br. anliegend Brief an Herrn Dacier. Ouadi-Haifa beim zweiten
Wasserfall, 1. Jan. 1S29. „Ich bin ganz sfols! darauf, dass ich, nachdem ich den Lauf des Nils von der Mündung bis
zum zweiten Wasserfalle verfolgt habe, Ihnen mit Fug und nicht anzeigen kann, dass wir in unsern lu'u't äber das
AI/,habet der Hieroglyphen nichts abzuändern brauchen; unser Alp habet ist ganz gut; es liisst sich ä& gleich günstigem
Erfolge zunächst auf die ägyptischen Denkmäler aus der Zeit der Horner und Dagiden auwenden und dann auch, was noch
Aveit wichtiger ist, auf die Inschriften an allen Tempeln, Palästen und Gräbern aus den Epochen der Pharaonen."

5) CiiA.Mfoi.i.ioN Vrc'cis du Syst. Ilieroyl. I. e'dit. p. 350. II. e'dit. p. 416. On ne suurail HW le texte de Clement
d'AIex. (S. uns. It. p. 151. no. C.) saus conclure de l'ordre dans lequel les Egyptiens appreuaient successivement, selon ce
savnnt pere,'leurs trois especes d'ecritures, 1) Ye'pistoloyraplaque oti demota/ue, 2) Vhie'ratii/ue et 3) i'/iieroglyphk/ue, que
ces meines ecritures avaicnl entre clles nne certaine liaison, et que l'uue des trois nvait doune uaissauce aux deux autres,
qui tt'BU auraiciii ete que des modi/icatiuns.

D'autre part, il est dans la nature des choses que les Egyptiens procedasseut, dans l'etnde de ces ecritures, en
remontaul du plus simple au plus conipose; et commc les ttu'ories les plus simples ne l esulteut jatnais que du perl'eclionne-
meut de theories d'abord lies-couipliquees, uous sommes conduits a de'duire aussi de ce ineine texte, que l'ecriture demo-

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