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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0529

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von ChampoIIion.

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übrigens, dass da, wo im Palmyrenischen die, durch ihr ~C (Sohn) nicht zu verkennenden Eigennamen
Maria Philina und Philinos auftreten, die Griechisclie Inschrift höchst wahrscheinlich HAIOAOPOY
erwäline, was bekanntlich die Athen. Inschrift durch BSöJtnsB übersetzt hat.

In der vierten Insclirift, aus welcher wir den, AemJLEZANJPO Y KAI der G riechischen Inschrift
entsprechenden, Namen*"^^ ^TiM&^jtet^P DmJD^xALeKSaNDROS KaiSaR be-
reits mitgetheilt haben, lesen wir noch sehr deutlich lin. 4. dZ^&VtSAp'Ä ^J^x^S^J • • S^)
= NJlovn DW£D - - P «nd erhalten dafür in der Griechischen Inschrift PO YT1AAIO Y KPICJJEI1YO Y
TOYIimCAMENOY. Der Name Eutilios ist aus der Palmyrenischen Inschrift verschwunden 2).

Diese aus verschiedenen Semitischen Sprachen und aus verschiedenen Zeiten gesammelten
Beispiele werden ohne Zweifel den Leser überzeugen, dass zwischen der Art und Weise, wie die
Aegypter und Semiten fremde Wörter in ihren beiderseitigen Schriftcharakteren ausdrückten, hin-
sichtlich der Vocalsetzung im Allgemeinen die aller grösste Aehnlichkeit obwaltet. Nur findet zwi-
schen beiden im Besondern der Unterschied Statt, dass die mit der von uns betrachteten Hierogly-
phenschrift gleichzeitigen Semitischen Schriftdenkmäler, also die Phönikische und lüdische Münz-
schrift und die Palmyrenischen Steininschriften eine noch grössere Vocalkargheit an den Tag legen
und dass sie in der Setzung gewisser Vocale und in der Nichtsetzung anderer eine viel grössere
Gleichförmigkeit beobachten. Dahingegen sind die Syrischen Uebersetzungen der heiligen Bü-
cher mit den Vocalbuchstaben viel freigebiger und die noch jüngeren Arabischen gehen im Ganzen
darin noch weiter, so dass sie nicht selten die vollständige Vocalsetzung der Griechen und Römer
darbieten. Eben sowohl in dieser Hinsicht als auch in der häufigem Vertretung der zweiten Vo-
calclasse, worauf wir alsbald zurückkommen werden, nähert sich unsrer Hieroglyphenschrift die
Schreibart der Codices ungleich mehr als die der Inschriften. In den Semitischen Texten der In-
schriften macht sich bei dem Gebrauche der Vocalbuchstaben eine gewisse Willkühr geltend, welche
darin bestellt, dass man bei der wiederholten Schreibung eines und desselben Wortes oder auch
bei der Schreibung verschiedener, jedoch analog gebauter Worte dieselben Vocale jetzt ausdrückte,
jetzt ungeschrieben Hess. Man vergleiche die lüdische Münzschrift, so wie aus den Palmyrenischen
Inschriften die Wörter DuKeNallA und DUKeNaRA, DeMOS und DeMoS, TaDMOR und TaD-
MoR, TiBeRloS und SePTBHÜS, LeGIONA und K0L0NIA. Noch viel höher steigt diese Will-
kühr in den Handschriften. Man vergegne sich die Schreibart von Philipp, Ptolemaeos, Apollonios,
Demetrios, Philometor u. a. Diese Willkühr fällt aber ganz mit der Freiheit zusammen, welche
sich die Hieroglyp'henschrift im Betreff der Vocalsetzung gestattete. Dass nun aber diese willkühr-
hche Abwechselung in dem Gebrauche der Vocalbuchstaben, welche nicht etwa eine Ausnahme von
der Regel, sondern das gewöhnliche Verfahren selbst bildete, einen der stärksten Gründe für die.
fein alphabetische, oder für die vocalische und consonantische Natur der Schriftzeichen darbot, habe
ich bei Betrachtung der Hieroglyphenschrift hervorgehoben. Derselbe Grund spricht auch für die
Gleichartigkeit der Semitischen Schrift. Und in der That wird kein Mensch auf den Gedanken
gerathen, die Hebräische, Aramäische und Arabische Schrift, wie dieselbe in den Codices und in

1) Villmar. Insa: bei Swistox l. I. Tab. XXVII, IX. lin, 8. 9.

2) Von savinton's ljjnpN KjJ'QJl {Palmyr. lnscr. Tab. XXIV, I.,l 4. p. 0980, w elchem das Griccli. ZHN0B10Y
T0Y AKOIIAOY (/. I. Tab. XXVI, VIII.) entspricht, hübe ich wegen des mangelhaften Ausdruckes der Zeichnung keinen
Gebrauch gemacht.

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