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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0538
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484

System der Hieroglyphik

theils mit N, im Nominativ aber gewöhnlich mit ihrer natürlichen Endung geschrieben hätten, so
befindet er sich, wie namentlich die von ihm angezogene VIII., IX. und X. Palmyr. Inschrift dar-
thut, im Irrthume, weil ja dort nach seiner eignen Uebersetzung Sfjejplßjmios Oii^o^rod krQcQ-
l(i)slos gerade im casu obliquo, ]£ti)dn hingegen und EslrQQtQeJgX im Nominativ stehen. Der
einfache Stand der Sache ist dieser, dass die Palmyrener, wie überhaupt die Syrer, die fremden
Eigennamen hinsichtlich der Consonanten meistens in ihrer natürlichen Gestalt Hessen, mochten sie
nun in einem Casus stehen, in welchem sie wollten, dass sie dagegen Nenn- und Beiwörter, eben
so ohne Bücksicht auf den Casus, in den ihnen so geläufigen Stat. emphat. stellten, dass sie aber
auch die Sache bisweilen umkehrten (Vgl. M£(QHH, HßJpQnJkos u. aj. — Mehr Bedenklichkeit
könnte das zu Anfange der Worte stehende N erregen. Da die Semitischen Wörter in der altern Zeit
fast durchgängig nur mit Consonanten und wenigstens nie mit dem A und E tyiXöv beginnen *), so
schienen die Palmyrener nur die Wahl zu haben, entweder diese beiden Vocale zu Anfange der
Griechischen und Lateinischen Wörter unübersetzt und dadurch (bei der Wurzelhaftigkeit der Vo-
cale in diesen Sprachen) das Wort unverständlich zu lassen, oder ein besonderes Schriftzeichen
Zu dem Ausdrucke dieser Vocale zu verwenden. Sie schlugen jedoch einen Mittelweg ein, indem
sie das 1, N, also denjenigen Consonanten, welcher als der leiseste Kehlhauch seiner Natur nach
jenen Vocalen am nächsten stand, an die Stelle dieser Vocale setzten. Ward nun aber dieser
Halbbruder der Vocale durch diese Unterstellung vielleicht im Munde der Palmyrener ein wirklicher
Vocal? Da das N in den von den Palmyrenern durch ihre Schrift wiedergegebenen Griechischen
und Bömischen Wörtern nur zu Ende und zu Anfange, nie aber in der Mitte für deren Vocale ge-
braucht wird, da ferner das K als Endbuchstabe seinen Consonantenwerth nicht aufgab, so müssen
wir auch dem N als Anfangsbuchstaben seinen Charakter als Consonant auf das Strengste be-
haupten. Denn das Eigenthümliche ihrer Sprache nüthigte ja die Semiten, die Vocale im Anlaute und zwar
wiederum das A und E ipdov der Occidentalen durchgängig, nie rein, sondern mit einer vernehm-
baren Reibung des Kehldeckels, oder kurzweg mit einem Kehlhauche einzuführen, also diesen Vo-
calen einen Consonanten als Vorlauter zu geben *). Während nun die Semiten bei ihren eignen Vo-
calen die Steigerung der vier Gutturale anbrachten, so Hessen sie, leicht begreiflieb., bei denjenigen
Griechischen und Lateinischen Vocalen, wo sie bei genauer Aussprache jede Kehlhauchaspiration
hätten unterdrücken sollen, nur den gelindesten Grad derselben N> ' eintreten und sprachen mithin

1) Im Hebr. giebt es nur die sich aus ) erweichende Copiila 1. Das Syr. und Arab. gelit in dieser Hinsicht weiter
(s. Hoffmann Gram- Si/r. p. 133. Ewald Krit. Gram. d. llebr. Spr. p. 51.). Allein auch hier darf man die Sache nicht
übertreiben. Denn in wird doch sicherlich I weder zu K noch zu A, sondern es wird

nar im »Syrischen hinter dem reinen Consonant, dem Kehlhaiich 1, ein Vocal gesprochen, während im Chaldiiischen u. He-
bräischen derselbe Kehlhaiich nächtiger ohne Vocal, jedoch mit dem seiner Natur nach in ihm liegenden Halbvocale ge-
sprochen wurde. Und sollten nicht auch die Verba ^3 in der ältern Zeit, getreu ihrem primitiven, cousonantischeu
Charakter statt ,\T iled ausgesprochen worden sein jled, j'led, welches sich erst späterhin in iled erweichte?

2) Hierbei wird es nicht befremden, wenn der Semite sich öfters in dem Grade der Aspiration vergriff und statt
des mildern ] das stärkere H, 01} womit er den Griechischen (sein fl noch nicht erreichenden) Spiritus asper aus-
zudrucken pflegte, anwendete, wie z.B. in fO"b"l 'Eqt/v,!, Wr^n «ra^o?, oaf. mi.S^ai, -ufim-uNnai (neben ug).Iwq ,S ^|,

uo). iP°i\n) ) IxAMtptas», ixkcHpeiqi &a_k?oi «Wj/c u. a., während umgekehrt wieder iT-^J für äyia, ^op-jo] für oqÄo»
steht. Fand doch dieses Vergreifen selbst bei Sein. Worten namentlich der verschiedenen Dialekte Statt, wie Beispiele zeigen werden.
 
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