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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0567
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von Champollion.

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erstem werden zwar Verwechselungen mit dem V nachgewiesen, allein es lässt sich über deren

Griechischen Aussprache der l'nterschied Statt, dass die Lateinische wenigstens in der altern Zeit nur einen Mittellaut zwi-
schen U und I gekannt zu haben scheint, während die Griechische deren eine ganze Reibe besass, von denen das spätere
oder Att. Y(Ü) und das Ol die vornehmsten Plätze einnahmen, Dass das Y zu den Lateinern als Aeolischer Buchstabe
gekommen Mar und desshalb seinen L'-Laut mit herüber genommen hatte, ist schon oben bemerkt worden. Das Ol aber
soll sich naeh der gewöhnlichen .Meinung vgl. Schneider hat. Gram. I. p. 79. Thikrsch Gr. Gram. 2 Ausgb. p. 26.)
bei den Lateinern in OE wie ■/.. Ii. in Phoebus, Oedipus, Croesus umgesetzt haben. Gesetzt, es wäre dem also, so würde
uns zunächst nichts verpflichten, dem E in OE den uns geläufigen E-Laut beizulegen, indem zahlreiche Beispiele uns dar-
thun werden, dass das E vor Alters so im Lateinischen wie in seiner Mutter, dem Griechischen auch ein Träger des I
war. (Vgl. Tkkentian. Mai k. de Si/Ih. p. 3392, Ol similiter 0 et E fit, wro quod Graecum fuit.). Es würde demnach füg-
lich auch das Griech. 0/ haben ausdrücken können. Allein wir würden Unrecht thun, wollten wir au eine bei den La-
teinern vorgegangene Umwandlung des Ol in OE denken, indem uns das Tanaff. AE2XP01VAAZAEtlT'... /tlONYZOE*-
Aio>vvoo> (Boeckh l. I. no. 1599, vgl. obeu p. 503.) und das gleichfalls bei Tanixjra gefundene bustrophedon. E11I1IAAY-
XAE=mi< Ulavya (Boeckii l. I. no. 1647.) unfehlbar die älteste Forin des Griech. Ol zeigen und uns einen neuen Beweis
geben, wie eng sich das Lateinische an die altgriech. Sprach- und Schrill form anzuschliessen pflegte. Diese Annahme erhält
nun wiederum eine neue Bestätigung daran, dass wir die Schreibart OE selbst mit der von Ol abwechseln sehen. Wie
aber ward dieses OE=OI von den Hörnern und vornehmlich von-den älteren Hörnern in der Aussprache genommen? Ver-
gleicht man die Schreibart von OETANTVR—utautur Lex. äfft'. Gbutkb. p. CCI1. 1. 11.), POEXIBITV=pnnietur CRRUTKIt
p. DCCCCXL, 7.),P0ENJCAS (cul. liostrj, P01MCI0 (Lex. liidiv. Grutkr p. DXII. 1. 24.)=punicus, COIKAYKUVXT
(Gruter p. L1X, 8.) COEHavit (Gruter p. LX, 5.)=curaverunt, L01D0S (Grutkr p. L1X, 8.)=ludos, M0INICIP1OQUE,
M01MC1P1KIS (Gruter p. CC11I, 1. 85.) vgl. MOXICIPEIS (Ghutkr p. CC11. 1. 31.), 01TILE (SC. bei Gruter CCCCXCIX,
13.)=utiie, ferner das COMOIXEM u. OIXVORSEI des SC. deüacch., so werden wir an das U gewiesen, welches uns durch seineu
lichtem, gar wohl zu unterscheiden von seinem kürzern Laute befriedigenden Aufschluss hierüber gehen wird. Andere Bei-
spiele derselben Schreibart aber und zwar das FOIDERATEI des SC. de Hacek, im Vergleich mit dem Fidus des Exnrn,
PLOIUVME (Inscr. Sc^)=plujrimi im Vergleich mit dem plisima des Fest, und das Ab oio«=ab illis bei Fest. ed. Go-
thokued. p. 243. führen uns dem I zu. Vorzüglich wichtig ist das letztere Beispiel, indem es uns in Verbindung mit den
angeführten Tanagräischen Inschriften zeigt, dass ot? höchstwahrscheinlich die ältere Schreibart der Dativform war für die
späterhin gebräuchliche auf ot;, welche beide sich schon früh in 1 erweichten. Aus der Vergleichung sänimtlicher, einer-
seits für das U, anderseits für das I sprechenden, Beispiele der Formen auf OE, Ol geht nun zunächst hervor, dass der
ihnen eigenlhümliehe Laut in der Mitte zwischen dem Lateinischen U und 1 liegen und eine grosse Aehnlichkeit mit uuserm
Ü haben musste. Daher erklärt es sich, wie Max. Victorix. (s. obeu p. 508. über jio. 1.) den Laut des Griech. Y in die La-
teinische Lautverbiudung OE setzen konnte, indem er den Namen Hylas durch Uoüas wiedergeben zu müssen glaubte.
Wenn wir nun auch ganz und gar zweifeln, dass das Griech. OE, Ol in dem Munde des gebildeten Attikers mit dem Y
zusammenfiel, obschou es nur durch eine schmale Grenze von ihm getrennt war, so wird man sich nicht wundern, dass
das' rauhere und schwerfälligere Organ des allen Kölners diesen zarten Toiiuuterschied nicht aufzufassen, geschweige denn
auszudrücken vermochte und dass er desshalb beide Laute in einem gemeinschaftlichen Tone vereinigte. Während nun
schon die alten Inschriften den Victorin gegen den Verdacht in .Schulz nehmen, als sei seine Auslegung des OE nur für
seine späte Zeit gültig, so erhält sie auch durch folgende Aeusserung des Olixtjl. Inst. Or. I, 7. 27. Illud nunc melius,
quod CVI=tiH Iribus, quas proposui, literis enotamus: in quo pueris nobis, ad pinffuem saue sonum, qu et oi ulebanlur,
tanluin ut ab illo ffui distiugueretur in so fern Bekräftigung, als wir aus ihr ersehen, dass die Römer durch das oi einen
Mittelton zwischen V und I ausdrückten und dass mithin unsre Aussprache des Latein. OE, Ol durch Ö falsch ist. (Buttm.
l.l. I. p. 26.). lener dein Griech. 1äusserst verwandte Laut des Griech. Ol erhellt ferner aus dessen Ueberlraguug in das Syr. und
Arabische. Die Peschito übersetzt das oi und o> durch ihr a. V wie z. B. OTotycia Jjaso^u»!, Beqoia, Ho^s, ®°ißlj J^oa
(bei Gütb. mit der schlechten Punclat. £.) Qomxij .i-^ tto^tj;; L^aSj ztOaQwdo^oit^,, also gerade wie das U=ou
und das V=v, seltner durch I, -wie p^t, .r XOiro)v, wie sich denn im Syr. auch seltnere Beispiele des durch I wieder-
gegebenen Y finden, als: ^Cr*2^sjc) EvfoxXvSiav, . *■ .^V-. -/Xctfivq. Der Araber giebt oi wie v durch I als <botßn ^jJuS^
1'oiriHT, y. g-ijLJjii. Auch hieraus ergiebt sich ein zwischen dem D und I liegender Laut des Ol, welchen der Syrer nur
an seineu beiden Endpnncten anzufassen, der Araber jedoch passender durch sein tieferes I auszudrücken vermochte
(vgl. oben p. 503. no. 1.). Im Fortgange der Zeit wurde der Laut des Ol immer heller, so dass er hei den Neugrie-
chen in einen blossen I-Laut überging (vgl. Thikrsch Griech. Gram. 2 Ausgb. p. 26.)- Daher befremdet es nicht, wenn
der Gothe das Griech. Ol abwechselnd durch Y, EI (durch welches er auch wie durch das I das Griech. I und EI aus-
drückte, während die übrigen Deut. Stämme dem Goth. EI ihr i gegenüber stellten) und durch das helle AI (Woc—
oiöa, vaidj wiedergiebt Grlmm Deut. Gram. I. p. 38. 48. 594. Seyefarth de son. lit. Gr. p. 129.). Halten wir nun au
 
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