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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0568
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514 System der Hieroglyphik

Umfang jetzt noch um so weniger etwas festsetzen, da selbst ein Tlieil der dafür angezogenen Bei-

diesen unmaassgeblichen Lanttnhäjt des Ol die von dem Grieclu'sclien selbst dargebotenen Beweise von seiner Vertauschung
mit dem Y und I. Hinsichtlich des erstem Buchstabens tritt unstreitig der oben nachgewiesene, so überaus weit gehende
Gebrauch des Y für Ol bei den Büotiern am Stärksten hervor. Eine Schreibart wie rvq aXXvq nqo^evvq für rot; aXXotq
rtQoievoiq, (welche letzere übrigens das Decret. ClutUens. bei Boeckh l. I. no. 1567. enthält), so wie rv äa/tv für rw Santo
(die Inscr. ßoeot. bei Boeckh no. 1565. giebt TOI/iAM Ol) konnte sicherlich nur aus einer sehr grossen Lautähnlichkeit
zwischen Y und Ol entstehen, wesshalb auch Bof.ckh l.1. p. 718. bemerkt: pro ot prouunciaveruut v, quae littera affinem litterae •
sonum habet. (Matthiae. I.1.1. p. 41. berücksichtigt bei seinen Einwürfen den I-Laut des altlatein. E gar nicht, zeigt aber, dass
der noch von Seyff. p. 508. d. Liscov. p. 113. aufgenommene Gleichklang des noirjttxoq u. nv&ixoq bei Diox. gar nicht vor-
liegt). Es kann also gar nicht überraschen, wenn die Aeolier auch umgekehrt Ol für Y schrieben, wie uns diess Tze-
izks ad Hesiod. p. 147. b. AtoXetq -/qaiooq äta SttpO-oyyov yqarpovat, berichtet (man vgl. die Paronomasie des f/oWreichen
Kqotaoq mit -/nvooq). Wenn nun hier in dem Ol hauptsächlich das 0 das I zu verdunkeln und dadurch in die grüsste
Nähe des Y zu bringen schien, so zeigt uns die alte Verwechselung von Xoifioq und Xtpoq bei Thücyd. II. 57., dass das
Ol in keiner grössern Entfernung selbst von dem I wie von dem Y stehen konnte. Ia dass in Ol nicht das O, sondern
vielmehr das I das vermittelnde Princip zu Y bildete, diess ergiebt sich daraus, dass der Diphthong EI häufigst für das
Y gesetzt wurde (s. Salmas. Duar. Inscr. vet. Explic. p. 16. et pro v in multis vocibus iidem veteres scribebant
ixeiovqov 7iqo pvovqov, diceutes et fieioma pro fivoina et -/eißetav pro yynuav et alia ejusmodi infinita. Vgl. Maittaihe ed.
Sturz p. 230. Mazochi Comment. in Tabul. Heracl. I. p. 181., -womit wiederum die Aeol. Schreibart des ot, für et -wie
in ovotqoq=ovetqoq, tnoiym=mtt;'o) zu vergleichen ist, (s. Greg. Cor. d. D. Aeol. §. XXVII. und hierzu Bast.). Endlich
aber sehen wir auch die letzte Scheidewand zwischen I und Y fallen. Denn wenn man auch, wie Hr. Boeckh lehrt, 110-
AYZTA'MAON nebst EmiIEI2ETAI=entnevoexai (neben welchen v. 13.) OVYTONOI2IN steht, s. Salmas l. I. p.
1. 73.) nur falsche Lesarten sind, so darf diess doch schwerlich gesagt werden von dem auf * Argol. Inschr. enthaltenen
TYBEPIOC—Tißeqwq (Boeckh Corp. Inscr. I. no. 1168.) und dem viel wichtigern APTAMVTI Obid. no. 1172. wozu B.
hictitulussatisantirmus esse videtur. Mirum est Yin voce AqrafuTt). Umgekehrt Boeckh II. p. 402. d. Mal. Inscr. Cret.: I videtur
in Yniutatum essein voce i7T7ro;,certe hincdescenderenomina'l";r;Taj'fa et'Ynnania no. 2554.106. 127. Dass wir aber dergleichen
Fälle nicht ausser allem Zusammenhange stehend betrachten, diess lehrt nebst dem Obigen Iohann. Gramm, de Mal. Aeol. p. 388.
Avxt Sctov v to i' vyrjXov, n/>?/W" vyoO-ev, tyo&ev vnaq, iiiaq. Vgl. Stürz zu Maittaihe p. 208. Schneider I. p. 43. Hierdurch
wird nun einerseits ein Emporsteigen des Y aus seiner Tiefe, anderseits aber auch ein Herabsteigen des I aus seiner Höhe
bedingt. Dieses tiefer gestimmte I, das sich als das treueste Seitenstück des Latein. I pinguis ergeben wird, zeigt sich
am Deutlichsten in der Mittheilung Hartung's lieber die Casus p. 143. „Auch bei Substantiven hatten äolische Dialekte
die das Alte am treuesten aufzubewahren pflegten, die Endung is für os, z:. B. Inntq-lnnoq, oixiq-otxnq, ßvOtq-ßvOoq, livxytq-
Bav./oq, <I>oqiuq, Qa/tvQiq, KeX/itq etc. Ett/m. M. p. 216, 47. Welcher in Iahns Iahrb. XII, 1. S. 41." und beweist zugleich,
dass die alt griechische Endung 05 dem Lateinischen 11s im Klange bei weitem näher stand, als diess auf dem ersten An-
blick zu sein scheint. Mau erinnere sich hierbei der altlateinischen Genitive auf VS aus der dritten Declination.

Sahen wir auch oben in den Formen AXxuoq, naXaoq u. a. eine aus der Aeolischen ßaqvrov7iotq abgeleitete Vernach-
lässigung des I, sehen wir auch dieselbe Vernachlässigung in den Aeol. u. Dor. Dativen auf w und a für w und a (Kokx.
zu Greg. Cor. d. D. Aeol. %. XXX. in Archimed. Arenar. xto nXijS-et,, ev avita , (nicht aber in den die Contract. in to so
sehr liebenden Tabb. Heracl.); Koen's Meinung, dass diess ein Verfahren der ältesten Griechen gewesen sei, wird durch
die sämmtlichen ältesten Inschr. der Gr. widerlegt), so treffen wir doch umgekehrt bei denselben Aeoliern auch eine, wie
es scheint, aus älterer Zeit herrührende Bevorzugung dieses Vocales. Denn theils zogen sie das anderwärts als Diphthong
lautende cu lind 01 auseinander (s. Greg. Cor. ed. Sch. d. D. Aeol. §. VII. Ta etq atq fiovoovXXaßa ovofiaxa äiatqovot,, na'iqXeyovxeqxai öai'q
ro natq xtxi Satq. bast aus Etymol. Sorb. oiäe Amqtuq xXatSa, ol Je AtoXetq xXa'iv, ol de Ioiveq xXtft&a, ot de Azxtxot, xXijdct u. Koen a. a.
O. In plurisyllabis etiam apud Aeoles diphthongorum cu, et et ot, quaudo digamma non inserebatur, eadem erat ratio. Arcadii
Grammatici Glossae MSS. IlXotov, ixeqwnazat o'jq nav/ov ätatqeotv, AtoXtxtaq yag nXowv nXo'iov. In Etymolog. Leid, haec

est nota iuedita: Mavtetv, avzi tov i,tjzetv, natu to t^Tta.--ano tovtov tov fiutctv AtoXtxmq /laietv, xat. otqjteq re xXatetv Ato-

j.JKMj äi;iQ7jTai xat, yqaipiTat xXauiv äaxqvoi x. r. X. Priscian. p. 563. Aeoles dividentes diphlhongum xo'ü.ov pro xoiXov dicunf,
theils Hessen sie das von -den anderen Griechen und von einem Theile ihrer Stammgenossen oder von ihnen selbst in
späterer Zeit zu einem lautlosen Iota subscript. herabgedrückte I volltönend auslauten (Greg. Cor. ed. Sch. d. M Aeol.
g. XV. To uvex/pomjTOv 1 cxqioiveiv ct0)0aotv em äevreqov xat tqitov Tzqoqomov, otov ßoaq ßoa'Cq, yeXa yeXa'i (Vgl. über das
in der spätem Zeit verflüchtigte I Giesk l. I. p. 75. 109.). Am Hellsten aber tritt der I-Laut hervor in einem der treue-
sten Bewahrer des alten Aeolism, dem Böot'ischen. Nicht nur widersteht hier das I der Verwandlung in einen andern Vo-
cal und wechselt nur mit dem EI (Boeckh Corp. Inscr. Gr. I. p. 721, 6.), sondern es geht auch das E vor einem Vocal
in I über (Bohckii l. 1. p. 720.), oder das E lässt den ihm von Alters inwohnenden I-Laut zum Vorschein kommen (Vgl.
URBAN. Gram. ed. liasil. p. 88. Oäveoqoq xa-ca rovq naXaiovq lotvaq xat AioXuq xat, Oävaacloq äta rriq et, xara Tovq
veorteqövq, xat, Oävoo jjo q Tcqonaqolvzovojq xata Tovq naXatovq AioXetq xat, Oövo oecoq äta änpO-oyyov xara rovq vtaiTtQovq,
 
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