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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0650
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596

System der Hieroglyphik

phie zu sein schien und in Verbindung mit der theil weisen Beibehaltung jener Laute ein willkom-
menes Mittel zur Vermehrung des Formenreiehthums und einer schärfern Begriffsbestimmung darbot.
Da jedoch diese Lautentwickelung nicht urplötzlich, sondern während des Verlaufes mehrer lahr-
hüüderte erfolgte und da in dieser Zeit von einigen Schriftstellern die älteren Sprachformen noch
beibehalten, von anderen aber mit den neueren vertauscht, und von noch anderen beide zugleich
angewendet wurden, so musste der Sprach- und Schriftgebrauch nothwendig den Charakter einer
gewissen schwankenden WIHkühr annehmen, den er selbst nach der classischen Periode nicht wie-
der ablegen konnte, wie die sich gegenseitig widersprechenden Lehren der Lateinischen Gramma-
tiker zur Genüge därthiin. Daher trafen wir z. B. schon auf der col. rostr. die Accusative GLA-
SES NAVALES, NA Vis, NAVEIS, CAETACINIENSIS, auf der zweiten Scip. Inschr. die For-
men HEG und MIC, FVET und CEPIT. Scheint man auch mit HEG und FVET nicht lange nach
dieser Zeit in so weit zu Stande gekommen zu sein, dass die grosse Mehrzahl der Römer für die
feinere oder urbane Sprache in diesen Formen das E unwiderruflich mit dem I vertauschte, so
blieb doch die Frage hinsichtlich der Accusative noch lange unerledigt, indem das E ping.,
verdrängt vom I, neben welchem wieder mit Glück ein EI auftrat, zuletzt einen Rächer an dem
jüngern E fand. Daher schreibt die lex de aug. viat. A. KAL. DECEMBRIS PRIMAS (das
Decret. Genuat. ANTE. E1DVS. SEXTJLIS.), öfter A. KAL. DECEMBREIS. PRIMAS, daneben
aber den Accusat. TRES. Dagegen braucht das cenotaph. Pisan. NONAS APRILES und VL-
TRA FINIS, so wie die Tab. Ancyr. AG EN TIS CONSVLIS, daneben aber AEDES und LABEN-
TES. Während Varro von gens, mens, dens als die zu seiner Zeit fest stehenden Formen gentium
genteis, mentium mentes, dentum denies angab, Hessen Valerius Probus und Consentius den wech-
selsweisen Gebrauch von urbis und urbes, Iris und tres, turrem und lurrim, securem nnd securim
(aber wohl schwerlich von diesen Wörtern, allein) lediglich auf der Befragung des Ohrs beruhen.
Von Wörtern der vierten Declin. lasen wir in dem Zeiträume der letztern Sprächentwickelung die
Genitivformen nos, uis, uns, US, os, i, das i wahrscheinlich vermittelt durch ein bei den Neutris
noch als Regel erhaltenes u, ob gleich umgekehrt noch Spuren von einem us und selbst tiüs der
Neutra vorhanden sind, da Schneiders Einwurf durch die ihm unbekannten Formen auf uns der
persönlichen Wörter in Schach gehalten wird. Wie häufig ein und dieselben Inschriften mit IEIS
und EIS abwechseln, ist allbekannt. Eigenthümlicher ist der abwechselnde Gebrauch von IVYS
und IVS in der lex de aug. viat., für welche Schreibart andere Inschriften, wie die Gesetzfrag-

Orklli no. 4405. naoh Grut. ist gleichfalls ungenau). In vielen anderen Inschriften gewahrt man es zugleich in Füllen
der Contraction und Nicht-Coutraction, wie IVLl, VIDI Ohelli no. 661. d. CAESAItl DlvI. IVlI. F. IMP. Gruter p.
C'CXXVI, 5. NVMESl. TIBKRl Grut. p. CCXXVIII, 8. CLAVüI GEUMAXICl calend. ant. Orklli II. p. 396. Wahr-
haft nnzähliche Mal tritt es dann abwechselnd mit dein kleinem I für das lange I auf und zwar häufigst in den Formen,
in welchen es nach ScHX. den Ausdruck der beiden II hätte übernehmen sollen, als z. B. in TVlS, MEl, INGUEDl, C'Jve
etc. laudctt. funeb. Or. no. 4859. VllUBVS, FlLIOS, fIdVM, ADOVIheUE ibid. no. 4860., VOBls, ISTl, DlDVCTA
Tab. Lvf,d. Grut. p. DIL, GALLlIS ibid. CODICARlI XAVICVLARÜ Grut. p. CCCCXL, 3. LAETILlIS FILlIs Gr. p.
CCCCXXVIII, 2. LICINlI Orklli no. 2S74. PROPRlIs ibid. no. 4860. CLAVDlI Grut. p. CCCLXXXVIII, 5. DCLXH,
8. DCLXXV1, 4. HOSTlIs Grut. p. XXXI, 3. 5. ANTONlI. AXTlI. PATRIClI Gr. p. CCCLVI, 1. Iis G.p. CCCCXCVI,
7. (ter), DLXXIII, 2. Endlich zeigt es sich in den entschiedensten Lautkürzen'wie in DOC'lTOR Grutkr p. DCL1V, 3.

pIgnorIbvs ibid. 4., exercItvm, factIoxIs, cIvIvm, mIllIa, coxsIlIIs EMERlTElS STlPENDl!s etc. etc.

neben IX PKOVJxcIs Tubb. Anciir. Grut. p. CCXXX. sqq. — Demnach hat man wohl Fälle wie IMPEXDls Orklli no.
S834 (unter Augusi), COM.VIEXTArIs Orklli no. 782. unter Trajan), SEXTEN'l'Is Orklli no. 2603. (unter Antonia. Pius)
als wirkliche Couinictionen zu betrachtenuud dieselben bei der Darstellung der Lat. Declinationen gehörig zu berücksichtigen.
 
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