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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0679
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von Champollion.

C25

Artikels bedienten. So ist Skr., Zend und Lat. ohne einen solchen Artikel geblieben; das älteste Grie-
chische besass ihn gleichfalls nicht, indem sein späterhin so genannter Artikel bekanntlich ein Pronomen
war1); und im Goth. ist der Gebrauch des Artikels noch häufig unterblieben 2). Als nun aber die
ursprünglichen Casussuffixe zu Folge der Lautglättung immer mehr geschmälert wurden, so dass die
jüngeren Sprachidiome entweder wie die Roman. Sprachen und das jYeuenglische sie ganz ver-
loren (denn der einzige Ueberrest, das S des Plurales, hörte auf Casus zu sein), oder wie die übri-
gen Germanischen Sprachen sie grossen Theiles zu gleichgestalteten Verkrüppelungen herabkommen
Hessen, welche unfähig wurden, dem zu declinirenden Worte die nöthige Bewegung zu ertheilen,
so musste man bei diesem, im eigentlichen Sinne wieder zur Kindheit herabgestiegenen Zustande
auf eine neue Bezeichnung des Persönlichkeitsverhältnisses bedacht sein. Gleichsam im Bewusst-
sein des verübten Unrechtes Hess man die invalid gewordenen Casus nun unangetastet und begnügte
sich mit dem bei weitem weniger sinnreichen Mittel, die beabsichtigte Begriffsbeugung auf unorgani-
sche Weise durch ein die Stelle des Pronomens der 3t. Person versehendes Demonstrativ der, the,
oder durch ein umgebildetes Pronomen der 3t. Pers. il,^el, lo, le, welches dem zu declinirenden
Worte nicht angeschlossen, sondern als ein für sich bestehendes Wort ihm vorgesetzt wurde, zu
vollbringen. Wenden wir uns nun mit dieser allgemeinen Ansicht von der Sache zurück zu der
Latein. Sprache, so erhalten wir in dem gesammten Declinationsstamme den eben für die organi-
sche Wortbildung voraus gesetzten abstracten Träger des persönlichen Seins is und zwar mit den-
selben Lautphasen einer und derselben Casusform, welche wir an der Wandelung dieses Pronomens
selbst wahrgenommen hatten. Wir halten uns daher für berechtigt, den Satz auszusprechen: Die
an dem Worlslamme der Latein. Substantive und Adjeclice als Su/fixum angehängte Declinalion
ist ein concreter Artikel in der Gestalt des in sich zusammen gezogenen Pronomens der 31. Pers.
IS. Giebt man diesen Satz zu, so erklärt man natürlich zugleich, dass zunächst auch die Griech.
Declination denselben Entwickelungsgang mit Hülfe des alten Pronomens der 3t. Pers. I, lg, 6g
genommen habe. Allein noch dürfen wir einer so raschen Bcistiramung zu diesem Satze nicht
gewärtig sein. Denn, so wird man mir alsbald einwenden, die oben vorgelegte Beugung des Pro-
nomens is ist ja nur eine einseitige und darum halbwahre, weil sie zuvörderst das am Mehrsten
von dem Masculino entfernte Femininum ausschliesst. Zu ig gehört also ea und dieses ea wird
bei seiner Wandelung nach der oben voraus geschickten allgemeinen Declination zu eais werden,
setzt also an seinen Stamm, der doch schon nach der Analogie des männlichen is den Declinations
stamm der weiblichen Substantiva und Adjectiva enthalten soll, ein eben erst für das männliche
Geschlecht in Beschlag genommenes is an und hebt demnach den Declinationsstamm als etwas von
dem Pronomen e-is, i-is, ea-is Abzusonderndes über dieses Pronomen hinaus. Das hier auftretende
bisher nicht in die Betrachtung gezogene a ist aber um so wichtiger, da es nach Härtung (/. /• p. 140.
fgg.) den unterscheidenden Charakter des weiblichen Geschlechtes im Gegensatze gegen us als den

1) Vgl. Matthiaks Griech. Gramm. §. 65. p. 179. S- 286. fgg.

1) Ulfil. ed. Gab. et L. Ep. ap Horn. XIII, 12. Nahtsframis galaip ipdags atnewida. usvairpam nu vaurst-
vam riqizis ip gavasjam sarnam liuhadis. ij. Cor. V, 14. unte friapva xristaus dishabaip uns. Matth. XI, 1.9.30.
jah usvaurhta gadomida varp handugei fram barnam seinaim. panuh dugann rdveitjan baurgim. in Jjaitnei etc. Marc.
VI, 28. is afmaimait imma haubip in karkaral jah atbar pata haubip is, dagegen V, 29. jah gahausjandans siponjos
vi quemun jah usnemnn leik is — , Luc. III, 17. jah briggip kaum in bansta seinamma. iß ahana intandeip funin
unwapnandin. IV, 4. ni bi hlaib ainana Ubald manna (iiocli im Neuhochdeutschen lebt mau). VI, 29. pamma staudan-
4in puk bi kinnu galevei imma jah anpara (vgl. dngegen VI, 41. jah gastop so handus is svasve so anpara). etc. etc.

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