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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0686
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632 System der Hieroglyphik

und wie Plinius die Edelsteine sapphirus, amelhyslus, chrysolithus, chrysoprasius, fopazius und
viele andere auf us und os der 2t. Declin., ja selbst, wie es seheint, die Mehrzahl derer auf es
(Griech. rjq) der Ist. Deelin. als Feminina behandelt ')> während Isidor ihnen in der Regel das
männliehe Geschlecht einräumt. Diese Verschiedenheit entstand ohne Zweifel aus einer verschie-
denen auf jene Wörter angewendeten Begriffsbeziehung, wie denn z. B. in einer und derselben Zeit
malm der Apfelbaum als weiblich, malus der Mastbaum als männlich, ficus und faselus der Feigen-
baum und die Bohne als weiblich, dagegen in der Bedeutung von Feige und Barke als männlich
gedacht wurden. Wie wenig geneigt hierbei aber die Sprache war, sich in enge Fesseln einzu-
schliessen, das zeigen die zahlreichen Ausnahmen, welche die grammatischen Regeln über das Ge-
nus zulassen. — Endlich beurkundet auch das es und is der anderen Declinationen und namentlich
der dritten, dass das us und a der beiden ersten eben so Avenig ursprünglich zur Unterscheidung
der beiden Geschlechter bestimmt sein konnte, als es auch späterhin jemals das ausschliessliche
Recht erlangt hat, dieser Unterscheidung vorzustehen. Dass die 3t. Declin., welche die Casus an
den nackten Wortstamm anfügt, die älteste Declination oder die Urform der übrigen darstellt, ist
bereits von den Grammatikern zugestanden worden 2). Unmöglich würde nun die älteste Decli-
nation die Endungen es, is in einer so grossen Gleichmässigkeit und Ausdehnung für die beiden
Geschlechter haben verwenden können, wenn gleich vom Hause aus us und a als die charakteri-
stischen Genusunterschiede bestanden hätten. Demnach ist unverkennbar, das aes, ais; oes, ois
gleich dem ues, uis; eis, eis sich aus dem es, is, nur auf euphonischem Wege entwickelt haben
und dass die aus ihnen zusammengeschrumpften us und a nur erst alsdann den Anschein einer ur-
sprünglichen Bestimmung erlangen konnten, als man wahrnahm, dass die Mehrzahl der Formen auf
« Feminina, so wie die Mehrzahl der Formen auf us Masculina enthielt. Hierbei ist jedoch nicht
in Abrede zu stellen, dass die Sprachbildung, so bald einmal das euphonisch erweiterte es, is über
den Horizont gestiegen war, dessen hellere Formen, also aes, ais, ees, eis fiir schwächer und dess-
halb auch für eine angemessenere Bezeichnung des schwächern weiblichen Geschlechtes zu halten
begann als die gleichartigen dunkleren Formen Oes, ois, ues, uis. Dieses Verfahren, welches sich
in dem Verlaufe seiner regsten Thätigkeit vielleicht nie eine Rechtfertigung derselben gegeben hat,
erweist sich thatsächlich eben durch die Richtung, welche die Mehrzahl der Masculina und Femi-
nina in den abgeleiteten oder secundären Declinationen genommen hat. In welch hohem Alter das
Gefühl fiir das der weiblichen Schwäche entsprechende a, e und das der männlichen Stärke mehr
zusagende o, u erwachte, geht daraus hervor, dass auch die Pronomina diese Gegensätze aufge-

1) Plin. Hut. Nat. XXXVH, 39. Sapphirornm, quae cum purpura, optimae apud Medos, nnsquam tarnen perlu-
cidae; Isidor. Etym. XVI, 9. Sapphirus caeruleus est, apud Medos optimus, nusquam tarnen perlucidus. Plin. I. I. 40.
Amethyst!' Indicae; ISIDOR. I. I- Amethystus Indiens. Plin. I. I. 42. Clirysolithi Indicae; Isidor. I. I. 13. Chrysolithiis
- — nunc Aetliiopia gignit. Für tppazius braucht Isidor topazion. Als Feminina braucht Plinius unter anderen auch
sandaresus, carchedonius, eyanos, zeros, absystus, baroptenus, trichrus, exebenus, als Masculina smaragdus, cbalchedonius,
beryllus, opalus, carbunculus, hyacintbus, melichrysos, phloginos, melichloros. Für die auf es bemerke Plin. I- l- XXXVII,
3. Habuisse traditur achaten (a/ar?/c), 'U qua novem Musae — spectarentür, ibid. 54. Achates reperta primüm in Sicilia; —
Ooralloachates guttis aureis sparsa, sacra appellata: — Aromatides («p«,«««^;) myrrliae coloris et odoris, ob hoc regi-
nis frequeniata; Alabaslrites (aXaßaarqiTijc) — Haec cremala etc. 55. lioiryiles (/?07-pwTj/?) alia nigra est, alia pinea. G3.
Morochites porracea. Vgl. balauites, augites u. a. Dagegen Isidor. i. i. 7. Myrrhites compressus, 9. liaemathites sau-
guiueus, 12. cheloristes varius et purpureus; doch ebenfalls achates reperta, galactites (^aXaxTirrjt) lactea est,

3) Ramshorn tat. Gram. p. 39. Not. 1.
 
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