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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0685
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von Chainpollion.

(J3I

Städten, Pflanzen, Bäumen, Edelsteinen bezeichnen *). Ist auch ein Theil der Wörter der Griecli.
Sprache entnommen, so werden wir dadurch nur auf eine Schwierigkeit mehr aufmerksam gemacht,
indem die Griech. Sprache das der Latein. Endung us völlig entsprechende og in einem noch bei
weitem grössern 31aasse zu dem Ausdrucke des weiblichen Geschlechtes verwendete. Hr. Härtung
sucht diese auffallende Erscheinung daraus zu erklären, dass das og dem allgemein geschlechtlichen
is, welches letztere ja auch von dem Aeolism für das erstere gebraucht worden sei, ungleich näher
stehe als us. Allein betrachtet man die Form in ihrer frühern Vollständigkeit o/g, ois, so steht
natürlich das Lateinische dem pronominalen is eben so nahe als das Griechische-, betrachtet man
sie aber in ihrer Verkürzung og, us O'terthümiich 0»), so kann ihre beiderseitige Nähe zu dem is
nur durch das in ihnen liegende l-piug. bedingt sein. In dieser Hinsicht hält nun aber Zweifels
ohne das Latein, Us dem Griech. og wieder vollkommen das Gleichgewicht, wie so wohl im Allge-
meinen das in dem Obigen nachgewiesene Wechselverhältniss des i und u, als auch im Beson-
dern das Eingehen des is in der 4t. Declin. in os, us, i a) und der häufige Uebertritt der Wör-
ter aus der 3t. Declin. in die 2t. 3), oder, was dem gleich ist, der Umlaut des oft nur noch in
dem Genitiv vorhandenen is in us vor Augen legt. Die ursprüngliche Gleichgültigkeit der Endung
MS gegen das männliche und weibliche Geschlecht lässt sich auch daraus abnehmen, dass dieselben
Wörter zu verschiedener Zeit als männliche und weibliche gebraucht wurden, wie z.B. letiibus, limus,
Indus, vesper und selbst puer nur in der ältern Latin, für weiblich galten, während populus, cupressus,
plaianus, luurus, alms, humus gleichfalls nur in der ältern Latinit. als Mascttlina gebräuchlich Avaren,

1) Vgl. Schxkiukks Formenlehre p. 46. —■ 54.

2) Vgl. Senatuos, senatuis, senatus, senati; exercituus, exercituis, exercitus, exerciti; domuus, domuis, domus,
domos, (domi, domo); qva'estuis, quaestus, quaesti; fructuis, fructus, fructi; partuis, partus, parti; rituis, ritits;
yraduis, yradus; victuis, victus; anuis, anus; tumullus, tumulti; piscatus, piscati; adspectus, adspecti; somis, soni;
mmtus, sumti; fluctus, flucti; aestus, aesti. s. Nox. Marcell. c. VIII.

3) Hartum; Veb. d. Cas. p. 148. „Wie dem aber auch seiu mag, so sind die Wörter schwerlich von jeher so
bestimmt unter beiderlei Decliuationeu vertheilt gewesen, sondern diese Fixining scheint ebenfalls ein Werk der Gewohn-
heit zu sein, und ursprünglich -wurde wahrscheinlich nach dem jedesmaligen Bedürfnisse zwischen beiden Flexiouen gewählt,
■ähnlich wie gegenwärtig bei den Adjectiva iu der deutschen Sprache geschieht. Wie liesse sich auch sonst der Wechsel
erklären, den die Wörter in Absicht auf die Decliualion in verschiedenen Sprachen und Mundarten erfahren? So bildeten
/.. B. die Aeolier viele Wörter nach der 2t. Declin., die im gemeinen Dialect der 3t. angehörten: <fv).axoq, Uqaxo;, ««««?.
ylavxoq, /ictQTVQOq, &v/.axoq, ayoivoq, yeqorroi;, xrtqvxoq, aQTtayoq, aiyoq für <pv).u$, fiaqrvq, ai$, yeqmv, aytov etc. KOKN. zu Gbk«.
Con. p. 592. Boeckhs Inner, p. 725. Im gemeinen Dialekte selbst linden sich manche Doppelformen dieser Art vor:
iiiaxToqoq-diaxrntq, dion'-äio7troq, aorrjq-aOTt;roq, (laOv&QiS-ßct&VTqiznq, diTZTvt-dinTvxoq, äu.vl-öcXvyoi;, evtqi>l'-evT?lßl^ f("»;?£!-
eqiijQOi, eqvoaQfiareg-tqvaaqfiaroi, ?r?;!.ayoveq, 7iqoiTO&qov£c, awf?, agiyvinreq. Scharfer zu Greg. Cor. p. 443. Kndlich im La-
teinischen giebt es ausser den eben angeführten Adjectiven (s. p. 14.5. „festihte für festinus bei Non. , Uquis neben obli-
iliiiin, praeeoquis neben praecoquus, sacris (Nuin. pl. sacres) neben sacer , Gen. sacri (— sacris ist, so viel ich weiss,
nur aus sacres gefolgert, welches letztere ich oben als alten Plural der 2t. Declin. angeführt habe. —) commoenis oder
communis (gern- ein, x-oiroq) neben oenus oder onus, sinceris-sincerus (Schüller), quietem für quietum Nakv. bei Prisc.
p. 704., decorem für decorum idem u, Sallust. ibid. p. 699., indigem für indigum Pacuv. bei Cic de Orat. II. 46., «j-
restro Iuschr. Orelli no. 4990. Wir dürfen auch vulgaris, singularis, aqualis neben vulgär ins, sinyitlarius, aquarius
«nd lateralis-laterarius , jocularis-jocularius, manualis-manuarius etc. dazu rechnen: denn die Adjectivenclungen alis,
aris, arus, arius sind durchaus nur der Aussprache nach verschieden" sagt Doeoehlkix Syn, u. Etym. I, 140. Auch
Substantiv:» kommen in solchen Doppelfonneu vor: cancer-cancri und canceris , eben so Sequester, gibber, Mnlciber.
Diess scheint aber ein Beweis, dass dieselben ehedem Adjectiva gewesen sind".), welche die Endung is und us zugleich
haben, noch viele andere, die sich zu beiderlei Declinaliouen bekennen, z. B. Campans-Campanus,

violens-ciolen tits.

opulens-opulenlus, Anten-Anienus, nepus (bei Fest.) neben impurus, praecox-praecoquus, Arabs-Arabus , eleghas-ele-
phantus, Titan-Titanus, delphin-delphinus, paltimbes-palumbus, Quintipor, Gen. poris neben puer, viansues-mansuetus,
abax-abacus, perpes-perpetuus, supplex neben dem Adverbio supplicue, prineeps neben praeeipuus, deses neben assitlmis.
haruspex-conspieuus, recens-maüynus (beide von geno) ponti/ei-male/icus etc."
 
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