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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0684
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630

System der H i e r o g 1 y p Ii i k

inen so oft als Masculina bedient hatten, durch die Wiederherstellung des bei den Griech. Substantiven
der ersten Declin. häufiger erhaltenen, den vermeintlichen Gegensatz gegen das Weibliche ausma-
chenden as wieder zu Ehren helfen. Denn wäre dem a jener Charakter ursprünglich wirklich zu
eigen gewesen, so hätte die alte Sprache nothwendig eben so viele Sünden gegen den gesunden
Menschenverstand begangen, als sie sich einer bestimmten Femininalform für den Masculinarbegriff
erlaubt hätte. Dabei käme ihr auch nicht im Mindesten zu Gute, dass ein Theil der Latein. Mas-
culinarformen auf a zugleich auch für dag weibliche Geschlecht desselben Begriffes gilt. Denn
mochten iulpa, dama immerhin den Maulwurf, Damhirsch weiblichen Geschlechtes, convivu, udeenu
den.weiblichen Tischgenossen und Ankömmling bedeuten, so war auch nicht der geringste Grund
vorhanden, warum diese weiblichen Sprachformen auch das männliche Geschlecht dieser Begriffe
ausdrückten. Auch begreift man nicht, wresshalb sich die Sprache die so anstössige Uebertretung
des von ihr selbst gegebenen Grundgesetzes zu Schulden kommen liess, da diess Vergehen doch
so leicht zu vermeiden war, indem man eben so gut, wie equus equa, ursus ursa, lupus lupa etc.
auch talpus iulpa, daraus dama, convivus convica, advenus adeena etc. hätte bilden können, wie
sich denn wirklich neben den Formen auf —gena auch die gleichbedeutenden auf —genas Qcaeli-
genus, campigenus, venligenus, cuprigenusj, neben denen auf —fuga die auf —fugus Qrefugus, pro-
fugusj linden 1). Doch scheint man die letzteren Formen erst in der Zeit naebgeschaffen zu haben,
als man über die Rechtmässigkeit der männlichen «-Formen ängstlich zu werden anfing, gleichwie
bekanntlich einem Anfangs für das männliche und weibliche Geschlecht zugleich geltenden puer —
puerus eine puera zur Seite gestellt wurde. Eben so wenig aber als man zu Folge jener Grund-
regel haec puer, liaec vespev hätte sagen dürfen, eben so wenig hätte man mit dem männlichen Ge-
schlechte zugleich auch das weibliche von haec ihynnus, haec camelus (alter Dativ dameloi), haec ele-
phanlus verbinden sollen und noch viel weniger wäre es der frühem oder spätem Zeit, einigen
oder allen gestattet gewesen, nur mit dem weiblichen Geschiechte haec limus, lembus, Indus a),
haec grossus, pampinus, huec vannus, humus, alvus zu brauchen. Dasselbe gilt auch für die
beträchtliche Anzahl Feminina auf ns aus der 2t. Declin. 3), welche die Namen von Landschaften.

1) Auch die aus dem Griech. einleimten Wörter machten keineswegs die Annahme einer «-Form nothwendig.
Bildete man doch neben geometren, geometrae auch geometer, neben architecton, auch architectus. Die Jts-Form stand
also leicht genug zu Gebote, wenn man ihrer als notwendiger Masculiuarform bedurft hätte.

2) Fkst. Corius apud antiquos masculino genere dicebatur. Plaut. Poen. I. 1. 10. Pari modo diverso genere
dicebant haec lüdus, haec metus, haec amuis, hie frons. lieber limus, lembus vgl. Ebiscian. p. 558.

3) Sosn1. Chams, p. 9. Longe solent errare, qui secundae declinationis femiuina uegant esse, cum pltira inveni-
antur, ut haec colus coli, haec alvus alvi, haec humus humi. Item similiter errant, qui orania geuera arborum qüartae
declinationi solent assignare, inventis ipsis praesertiin apud Vihuil. Et vos, u lauri carpam et te proxima myrte. Item
fagus, pirus, ulmus, cypressus, taxus, buxus, cerasvs, platauus. Contendunt tarnen nonnülli dicentes laurum et myr-
tum esse quartae declinationis et tautum auetoritate mutari in vocativo casu. Vgl. d. fgg. Der Grund, den man häufig anführt, um
dem us der 2t. Declin. den ursprünglichen Charakter der Männlichkeit zu sichern, dass nämlich ein beträchtlicher Theil der
zur 2t. Declin. gerechneten Feminina auf us eigentlich zu der 4t. Declin. gehöre, ist nicht treffend. Denn erstlich ist die
Grundform der 2t. Declin. ois weseutlicli nicht verschieden von der Grundform der 4t. uis und zweitens beweist gerade
das Eingeben dieses bald männlichen, bald weiblichen uis der 4t. Declin. in das gieichmässig bald männliche, bald weibliche
h.s- derselben Declin. und das öftere Herübergleiten in das genitivische i der 2t. Declin. (welches aber wiederum zusam-
menfiel mit dem ; der 5t. Declin. wie pernici causa pro perniciei Sisk.xx., Cickh. bei Nun. Mahc VIII, 24. vgl. oben pl
565. no. dass die Endung w* ursprünglich gewiss nicht einen positiven Charakter des männlichen Geschlechts
ausmachte-
 
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