Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0687
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
von Champollion.

G33

nominen haben. Für ursprüngliche Bestandteile der Pronomina wird aber eine schärfere Beobacht-
ung dieses a und u schon desshalb nicht ansehen, weil uns in den Pronoininen, wie es von den
ältesten Sprachbildungen am Mehrsten zu erwarten stand, noch der Fortgang der Sprachentwickel-
ung von dem gemeingeschlechtlichen es, is zu dem vorzugsweise männlichen US (oisj und vorzugsweise
weiblichen a (aisj klar genug veranschaulicht Avird durch die Genitive sing, auf ins, us, durch die ver-
alteten Accus, s. em, im, cniem, necerim = nec eum (Fest.), interim, olim im Gegensatze gegen
das spätere eum, eam, (vgl. calim antiqui dicebant pro dam: ut nis pro nobis, sam pro suam, im
pro eum. Fest.), durch den Accusat. qv-em, welcher sich, als der in der 3t. Declin. erhaltenen
Urdeclination noch angehörend', nicht nur theoretisch, sondern auch factisch auf Inschriften ') als
gemeingeschlechtlich erweist, während die M-Form nur in der Partikel qv-um auf uns gekommen
ist 2), durch das in der ältern Latinität auch für das Femininum stehende quis und qüisquis 3) und
durch das gemeingeschlechtlich geblichene lade, welches, wenn es der spätem Lautentwickelung
gefolgt wäre, ein huoc und huaec darbieten müsste, und welches zugleich beweist, dass man huisce
und haisce, die älteren Formen von hie, und haec ihrem Ursprünge nach nicht lediglich für die
euphonischen h-ois-ce — h-us-ce = h-is-ce --- h-i-ce^hic - und h-ais-ce = h-ai-ce = knie -
haec halten dürfe, ob wohl sich der Pronominalstaram h-u in hu-is-ce bei seiner Verweihlichunsr
seines wurzelhaften u auf dieselbe Weise begeben musste, wie ja ohne denselben Grad der eupho-
nischen Nöthigung ein suam in sam, ein eam in am vertrocknete. Nicht minder weist endlich das
alte eum für eorum auf die Zeit hin, wo ein männliches o und ein weihliches a in dem Genit. pl.
des Pronomens noch nicht vorhanden war. — Die euphonische Erweiterung des pronominalen es,
is bezeichnet die von Iugendfülle strotzende Sprachperiode. Dem abgekühltem Sinne des männli-
chen Alters war jedoch die feurige lugend zu weit gegangen. Die Anhäufung der Vocale in dem
Declinationsstamme galt ihm, Avie wir schon früher bemerkten, nicht nur für Ueberfülle, sondern
auch für eine hemmende Belastung der von dem Verstände geheischten Sprachbeweglichkeit. Die
verschiedene Art und Weise nun, mit welcher man den zu üppig emporgeschossenen Trieb beschnitt,
gab Veranlassung, dass die am Declinationsstamme verschiedenartig abgekürzten Wörter ihre For-
men aus ^wei, oder auch aus drei Declinationen zu entnehmen schienen, ein Verhältniss, welches
man in den Grammatiken bekanntlich unter dem Namen des Melaplasmus angemerkt hat. Wenn
nämlich die aus dem aes, ais entstandenen Genitivformen der Ist. Declin. as, ae, ui, äe sich immer-
fort im Bereiche der Ist. Declin. hielten, Aveil dieselben mit den auf ähnliche Weise verkürzten
Formen der anderen Declinationen nicht zusammen fielen, so verhielt sich doch die Sache anders
mit dem mehr oder minder ein<res:ane:enen aes, ais des Nominativ und mit dem aus dem aes zusam-

1) Obelli no. 4708. Dls MAXIBVS | CLAVDIAE VICTORIXAE || VIX1T ANNES VI || MENSIBA'S XI f DIEBVS XVI ||
PARESTIS FIMAE 1 FECERVNT |j QVEM XON LIOVIT NOS || FKVMSCI. - (LIQVIT = lieuit, PARENTIS füge zu den
p. 553. no. 7. angegebenen Beispielen ). n,id. no. 4850. - HAEC CERTA EST DOMVS || HAEC COLENDA NOBIS (|
HAEC EST. QVEM MIHI SVSCITAVI VIVVS.

2) Vgl. mit diesem accusativischen um „die Latein. Adverbien auf im, ivelclie ein Ueberbteibsel der Declinatio-
nen ohne Geschlechtsflexion sind, die einst bei den Adjectiven und Participien allgemein gegolten hat." Härtung Ueb. d.
Casus p. S50.

3) Non. Marckll. III. no. 49. p. 596. Quisquis et generi femin. attribni posse veterum auetoritas voluit. Livu s.
Mulier quisquis es, te volumus. Caecilius: Quaeso igitur quisquis es mea mulier. Pacuvius: Quisquis tu es muliei :
quae me insueto nuneupasti nomine? Enmus: Et quis illaec est, quae lugubri succineta est stola? Vgl,Härtung 1.1. p 143.

80
 
Annotationen