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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0762
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708

System der Hieroglyphik

nach Lepsius sollte ja der Umlaut des h in t aller Naturgemässheit entbehren (s. p. 661. no. 2.).
Gewiss nicht. Ein starkes, gutturales, schliessendes h und dergleichen war einst das fl in FL, istnäm-
lich durchaus nicht geeignet, sich mit dem Anfangsconsonanten eines folgenden Wortes (im altern
Semit, begannen aber mit Ausnahme der Copula 1 alle Worte mit einem Consonanten) in unmittel-
bare Verbindung zu setzen. Es stösst vielmehr diesen Consonant von sich ab und bildet einen so
genannten Hiatus, aus dem einfachen Grunde, weil der Sprechende unmittelbar nach dem zur Her-
vorbringung eines solchen Fl erforderlichen starken und wegen der Reibung des Kehldeckels ge-
schleiften Luftstosses zu einem neuen Stimmansatze genöthigt wird. Man spreche z. B. nirp FG^a
berükdh fhoväh (aber freilich das Fl nicht als Deutschen Dehnbuchstaben) und man wird alsbald
das Klaffen des Mundes zwischen dem h und j inne werden. Ein solches Auseinanderhalten der
Laute war aber dem vom stat. constr. geheischten Tonverhältnisse, welches zwei Worte durch die Aus-
sprache gewissermaassen zu einem einzigen verschmelzen sollte, schnurstracks entgegen. Die
Stimme musste daher unwillkührlich, wofern sie dieses letztere Lautverhältniss verwirklichen wollte,
nicht nur die Hemmung und Sperrung zwischen den beiden zur Einheit zu verbindenden Wörtern
entfernen, sondern auch überdiess noch ein passendes Bindungsmittel zur Anwendung bringen. Ein
solches aber bot sich von selbst in dem einfachsten Lingual-Schlaglaute, dem t, an, welches durch
seinen Druck nach dem Yordermunde das eine Wort im eigentlichen Sinne auf das zweite hinüber
schnellte (p. 665. no. 2.). Man spreche daher FliFP F)3"l2 birkal jehoväh und man wird gleich-
falls inne werden, dass die Stimme durch das l auf das j hinüber getragen wird. Das Streben, den
Hiatus bei dem stat. constr. zu beseitigen, bewirkte so gar, dass die Sprache dem in stat. absol.
wiez. B. in F1N, ^A, (5iriar:'Ä'W) Bruder eingegangenen Stammbuchstaben1), im st. constr. 'FiK,
wieder einführte, oder auch gar nicht untergehen liess, um ein bequemeres Bindungsmittel zu er-
halten. Geschah diess doch selbst nach ungleich fügsameren Consonanten wie z. B. in von
(vgl. '1?$™, IT^X, dagegen Qri"pN, QiktSÖN). Daher konnte denn auch das Feminin, der 3t.
Pers. sing. !")z!3j? j so bald sie durch ein consonantisches, mit dem Affixe so eng als möglich zu
verschmelzendes Suffix verlängert wurde, nicht umhin, durch Uebertragung des Fl in Fl Formen wie
*|P|2?rTj örrtep, etc. zu bilden. — Allein dieser auf den stat. constr. gebaute Grund beweist nur,
dass das n, wenn es anderweit erweislich in den fraglichen Formen schon vor dem n vorhanden
Avar, unter den nur gedachten Verhältnissen nothwendig in ein Fl über gegangen sein würde, kei-
nesweges aber, dass es auch wirklich vor der Einführung des Fl in den stat. constr. schon in dem
stat. absol. vorhanden war. Denn lässt es sich nicht füglichst denken, dass auch der stat. absol.
einstmals regelmässig auf Fi auslautete, dass das Fl sich zu Gunsten des a-Lautes in das diesem
am Mehrsten befreundete Fi abstumpfte, dass es jedoch da, wo seine Gegenwart, selbst wenn sie
ursprünglich nicht vorhanden gewesen wäre, unabwendbar geheischt wurde, natürlich sich nicht
verdrängen liess und dass endlich die Schwäche des weiblichen stat. constr. im Vergleiche mit dem
stat. absol. nur in der Verkürzung der Stammvocale und (scheinbar) in der beharrlichen Zurück-
weisung des späterhin für das Fl in den stat. absol. eingedrungenen, aber mit dem Wesen des stat.
constr. unvereinbaren Fl bestanden habe? Dieser Umstand nöthigt uns, dem Fl eine erneuerte Auf-

1) Dass der Vocal hier kein ursprüngliches Pronomen war, zeigt p. 717.
 
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