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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0844
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System der Hieroglyphik

Suffix, ob schon ein schwaches, welches diesen jüngeren Abstractiv-Bildungen im Gegensatze gegen
das stärkere persönliche Suff, us, is, as zu Theil ward. Nun sollen wir nichts desto weniger
diesen Vocal, welcher doch den gemeingeschlechtigen Persünlichkeits-Charakter der geschlechtigen
und nicht geschlechtigen Wörter bildet, während der Besitz und Mangel des Schluss-s den Unter-
schied der geschlechtigen und ungeschlechtigen Wörter ausmacht, für einen Bindelaut oder unor-
ganischen Zusatz ansehen. — Lassen wir indessen einmal den fraglichen Vocal in dieser Bedeut-
ung oder Bedeutungslosigkeit gelten, so behauptet zuvörderst die Vergleichende Gram., dass ein
solcher Bindelaut wenigstens in dem Nom. sg. nicht nothwendig gewesen sei, indem sie als Ur-
formen Jt&R^bib'ral-s für ein späteres W%x{J>ib'rat} tf^^tudant-s für das spätere r^TJudan
cJTrf »öft-s für m^väk annimmt. Das Zend, bemerkt sie zugleich, Griechische und Latein, ste-
hen durch die Bewahrung des Nominativzeichens nach Consonanten, auf einer altern Stufe als das
Sanskrit; z. B. Zd. uf-s (für ups. §. 40.) Wasser, keref-s Körper, drnc-s (vom Stamme dnig'J
ein Dämon.'" „Das Latein, und Griechische geben, wo der Endconsonant des Stammes mit dem
noininativen s sich nicht vereinigen will, lieber einen Theil des Stammes auf, wie yuiuq, für yaoir-q
comes für comü-s.il — Die letztere Bemerkung kann nun schwerlich darauf Anspruch machen, für
eine Charakteristik der Urbildung der Sprache angesehen zu werden. Mit geschwächten und ver-
stümmelten Suffixen, zu denen das s gehört, hatte die Urbildung noch nichts zu schaffen. Allein
hätte sie sich auch dieser Schwächung und Verstümmelung gleich vom Anfange an bedient, so würde
sie ohne Zweifel, wenn ein comil-s ihrem Organe zu sehr widerstrebte, noch einen Schritt weiter
gegangen und comil-is gesagt haben, ehe sie sich an der Wurzel selbst vergriff. Urformen einer
Sprache mussten sich vor allen dem logischen Bedürfnisse, das ist dem des Verständnisses fügen
und, um diesen Zweck zu erreichen, mussten die einzelnen Theile einer Wortbildung zuerst als
Ganze, unverstüuimelte Theile an einander treten. Die Abschleifung und Beeinträchtigung des
einen wie des andern blieb dem Laufe der Zeit anheim gestellt und konnte doch nur erst dann ein-
treten, als das deutliche Bewusstsein von der den einzelnen Theilen einer Wort-Verbindung ein-
wohnenden Bedeutung zu verdunkeln anfing. Man würde daher, wäre comil-s eine Urbildung gewe-
sen, gewiss auch lange Zeit so gesprochen haben, oder hätte eine solche Lautverbindung dem Or-
gane zu viel Gewalt angetlian, was sie durchaus nicht that, so würde jene Urbildung bei weitem
eher des Guten zu viel ge.tb.an und zu Gunsten des Verständnisses awei phonetisch unverträgliche
Wort-Ganze durch ein Bindeglied mit einander versöhnt, als einen Theil des zum Verständnisse
allererst Unentbehrlichen aufgeopfert und demnach mit stillschweigender Uebereinkunft comes für coitäts
gesagt haben. Ein entgegengesetztes Verfahren hätte schon in der Urzeit der Sprache Commen-
tare unerlässlich gemacht. Ich glaube auch auf die Zustimmung aller derer, welche sich mit dem
Verhältnisse der altern und jüngern Latinität vertraut gemacht haben, rechnen zu dürfen, wenn ich
behaupte, dass viele Iahrhunderte vergehen mussten, ehe die Sprache zu dem Gebrauche eines
comes herab stieg. Bei der Anführung der von uns bisher in Betracht gezogenen Wörter des Indo-
German. Sprachstammes wird es Niemand entgangen sein, dass für ursprünglich identische Wörter
das Latein, und Litthauische gewöhnlich einen vollem Nominat. sg. als das Sanskrit und Griechi-
sche besitzt. Käme nun in diesen Wörtern dein Sanskr. der Vorzug der Ursprünglichkeit zu, so
müsste nothwendig das Latein, und Litth. ihre ursprünglichen Wortformen unregelmässig, oder, wo-
fern Hr. Bopps Ausdruck nichts anders besagt, unorganisch erweitert haben. Allein ledermann,
 
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