Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0868
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
S14

System der Hieroglyphik

Geschlecht ein dergleichen Suffix ausbedung, so gerathen wir doch offenbar in einen innern Wider-
sprach; wenn wir in einem gemeingeschleclitigen ferenlis, canis das i bei Femininen für einen Per-
sönlichkeitsträger (denn zu einem weibl. Charakteristicum war es hier noch gar nicht gekommen),
oder, wollte man eine ursprüngliche Gemeingeschlechtigkeit nicht anerkennen, für das auf einem
Pronominalstamme beruhende Suffix, bei Masculinen dagegen für einen Bindelaut oder eine unor-
ganische Erweiterung des Stammes ansehen *)• Aber auch für das Mascul. wird uns die Auffassung
des Vocales als eines Pronominal-Lautes von Hr. Bopp geboten. Denn sagt er: „so verhält es
sich auch mit dem i der Neutralform ferenii-a,' es ist ein Erbtheil des verstorbenen weiblichen
Themas FERENTI." Allein das Neutrum ist ja, wenn auch nicht in seiner ältesten Gestaltung,
deren starkes, ungeschwächtes cT^ dem geschwächten männlichen und weiblichen erst das
Dasein gab, doch in seiner jüngern Bildung ein Spross des Masculin., mit welchem es im Grunde
so lange identisch ist, als es nicht durch sein objectiv-zuständliches, abstractes t^jn und durch sein
des geschlechtigen entkleidetes 3 u, Ii der männlichen Subjectivität gegenüber tritt. Der
Vocal a} u, i bildete, wie wir sahen, mit Nichten einen Gegensatz;, sondern vielmehr ein Gemein-
gut des Neutralen mit dem Geschlechtigen, wodurch beide erst auf die Linie des Persönlichen ge-
hoben wurden. Von dieser, das i als ein Suffix betrachtenden Ansicht kehrt aber Hr. Bopp bald
wieder zu der unorganischen Natur desselben zurück, weil die Gen. pl. can-um, juven-um ältere,
reinere, mit dem unorganischen i noch nicht belastete Stämme darstellen (p. 777.). Iedoch selbst
dieser Grund dürfte gegen Hr. Bopps Ansicht zeugen, indem sich uns schon früherhin 6p. 557.)
die Bemerkung aufdrang, dass, je höher man in die ältere Latinität zurück geht, um so häutiger der
Gen. plur. auf tum für die späterhin theils allein, theils vorzugsweis gebräuchliche Form um direct
und indirect zum Vorschein kommt, so dass es nur dem Zufalle beigemessen werden kann, wenn
sich neben can-um, juven-um, welche bekanntlich zu den so seltenen Ausnahmen der Gen. pl. auf
um von Wörtern mit gleichsylbigem Noin. und Gen. sing, is wie civis, avis, ovis, etc. gehören, ein
can-ium, juven-zum nicht eben so gut wie ein ap-ium, ap-umj mens-ium, mens-umj volucr-ium,
volucr-um; pan-ium, pun-um erhalten hat. Wenn nun mens-is gegenüber dein Skr. q"T<J^??i«s-ßs,
welches Bopp Gl. p, 136. ableitet von q^ inas (= Lat. met-iri, Goth. mit-an, Althd. miz-an,
Mittelhd. mm-en, Neuhochd. mess-cn, Angels. met-an, Altn. met-a, Engl, met-e, Litth. mattö-li)
und dem Suff. 3J" a, in dem i offenbar ein dem Skr. a entsprechendes Suffix zur Schau trägt, warum
sollen wir dasselbe Suff, nicht auch in dem gleich gebauten can-is und juven-is finden, sondern
annehmen, dass sich die Sprache zu einem unorganischen cani-s, jiweni-s verirrt habe? Will man
aber mensis und mdsas mit Pott E. F. I. p. 194. unmittelbar an die Wurzel ITT md Qmelirf) anschlie-
ssen (s. p. 821.), so würde,da das n in mensis so wie in mensus.mensura und in dem Gr. [ii/vt/, uyv, Gth.
menöfis QnensisJ, mena (jj^vti), AHn. mänadhr,-udhr, mäni, Ahd.vidnod, mdno, Angs. mönadh, mona,
Rglmonlh, moon, Nh<l.Monal,Mond,'Lüh,miencsis, abgekürzt mienü (Mond,Monat) der Wurzel nicht
angehört (vgl. Pin. wt/cswc, Pers. aLo mäh, meh, Mond and Jlonat 2), auch das erstere s in vienSis,

1) Nach Borr Vergl. Gr. p. 387. soll sich das i vom Feminin. aus den übrigen Geschlechtern mitgetheilt haben.
3) Im Bezug auf ein angenommenes n bemerkt Pott Etym. Forsch. II. p. 248: Skr. 5PJ7^RT^ asis> Lat. ensis;

Litth. asä) Latein, ansa. Allein hier wie im Goth. mes, Latein, mensa; Skr. ttl^ti^0'"4'' Gr' e/'?' Lat' an0uis> Littfu
angis; Gr. lvyt} Lat. lynx, Litth. lussis, Althd. luhs, Neuhd. Luchs lüsst sich wohl noch fragen, ob uicht ein radicales
 
Annotationen