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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0869
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von Champollion.

815

mäSas zu dem Suffix zu ziehen und auf ein altes mi-lis, mc-tis, ma-iis *) zurück zu führen sein.
Dieser Ansicht können in der That die Sanskr. Stämme W\^svan, <pFT yuvan, welche in dem
Nomin. sing, des Mascul. selbst bis zu sc« und q^f ijuvd abfallen, in dem Fem. dagegen SRT
sun-i, <^TT yän-i für ^M^snn-is, WH$[soan-i$, 't£\iqjjiin-is, EfcRTg' yuvan-is noch das Suff,
bewahren, eben so wenig störend entgegen treten, als das Goth. in dem Gen. sing., Nom. Acc. pl.
menöps, in dem Dat. sing, menöp ein untergegangenes menödis, menöda, menödos, menödans abzu-
leugnen vermag. — Folgt nun aus diesen Untersuchungen, dass der uns jetzt vorliegende Nomin.
sing, bei den sogen, consonantischen so wie bei den einsylbigen vocalischen Stämmen entweder
das ganze Suffix oder doch den vor dem Schluss-* vorher gehenden Theil desselben, ja bei den
=T »i- und 31 n'-Stämmen regelmässig selbst den letzten Radical verloren hat, so können wir den
im Nomin. plur, dieser Wörter nach dem letzten Iladicale auftretenden Vocal nicht für ein ursprüng-
liches Zeichen der Mehrheit erklären. Dieser Vocal bedeutete vielmehr im Plur. nur dasselbe, was
er im Sg. vorstellte, also einen die Persönlichkeit des Wortes bedingenden Pronominal-Stamm. Da
aber der Plural vom Hause aus dem Sing, an Lautumfange überlegen war, um das numerische Ue-
bergewicht desselben auch äusserlich (phonetisch) zu beurkunden und da diese auf die Natur des
menschlichen Denkvermögens begründete Einrichtung fortwährend ein Bedürfniss blieb, so wurde
der Plur. bei der im Laufe der Zeit einreissenden Form-Verkürzung mehr geschont als der Sing.,
wodurch es geschah, dass der Sing, häufigst seinen pronominalen Vocal einbüsste, während ihn der
Plur. dagegen schützte und ihm so den Anschein gewann, als sei er der ursprünglich die Mehrheit
bethätigende Laut gewesen. Ich habe dieses Verhältniss bereits durch das Semitische erläutert.
Der Deutsche braucht indess nur die jüngeren Zweige seiner eignen Sprache mit deren älteren
Schwestern zu vergleichen, um die beste Einsicht von dem durch die allmähliche Form-Verkürzung
entstandenen Pseudu-Plural-Charakter zu gewinnen. In dem Neuhochdeutschen, Neuniederländi-
schen, Schwedischen, Dänischen und Englischen (s. p. 618. — 619.) hat der Sing, seinen pro-
nominalen Vocal meistenteils verloren, der Plur. hingegen im Neuhochd., Neuniedl., Schwed. und
Dän. durchgängig erhalten. In dem Engl, ist aber auch für den Plur. der Vocal untergegangen und
nur das Schluss-s als der unterscheidende Charakter geblieben. Stände nun die ältere Gestaltung

n ausgefallen sei. Unzweifelhaft ist dagegen die Annahme eines n in Litth. jimgas neben Skr. yugam von ?TH

yudsch (7t. CIO, hat. jugum, Pers. pjjjäk1, Gotb. juk, Neulid. loch; im Litth. malunas, Lat. moüna neben Gr. Mos,
Ml, Lat. vwla, Deut. Mühle; im Llltll mofma (Vgl. oben p. 797. Pers. sjLo mädeh) neben Skr. VJ|C1^ molar, Pers.

^j>Lo müder, Gr. mmq, Lat. mater, Deut. Mutter; im skr. f^o(7J dinm, Y^ffl dinas, T^Ff dtaum, Litth. diend,
l'olu. dzieii neben Skr. dyu von f^f di0j Lat. dies; in Sanskr. ^1%TJtB" daktschinas , ^r%TJTT dakschinä, Litthau.
dessine neben Skr. f^fi^dakschus, Gr. d^ioq, Lat. dexter, Goth. taihsvö und wahrscheinlich' auch im Litth. «rite* neben
Gr. tiaXXos, Lat. villus, Deut. Wolle; in Litth. katins neben Lat. catus, cattus, catta, Ital. yatto, Span, gato, Prov. cot,
Franz. chat, fem. gutta, etc., Deut. Kater, Katze, Poln. kot, kotka, etc. Ks ist jedoch auch in diesen Wörtern zwischen
einem blossen Bilduugs-?t und dem zum Suffix gehörenden radicaleu n wohl zu unterscheiden.

1) Auf ein solches Wort scheinen uns auch in den verwandten Sprachen zahlreiche Wörter zu geleiten, welche
sich unmittelbar auf die alte Wurzel stützen, wie z. B. Lat. mo-dus, mo-dw.i=Ahd. mu-tti, Mithd. me3, Nhd. Maass. vielleicht
mit Schwächung aus < in »■ und mit Umgang in r: ^apt?, Litth. mierd, Poln. miara und mit Uebergaog (|es >• iu ; ßoth.
mela = modius, viel u. Altu. mal, Nhd. Mal, tempus (gemessene Zeit), daher Litth. metas, lahr, ferner die mit doppeltem
Suff, versehenen Goth. Femjn. mUafs uud mitapjö = Maass. Gib. me'l, Nhd: Mal führ' aber Borr Vgl, Gr. p. 5(15- auf
Skr. vdra, Gelegenheit, Zeit, und leitet diess ab vou ^ erl, bedecken, wählen, womit die Wurzel /<«<> (tinaqrat,
/<epoc, i'j-fteQa) in Verbindung gesetzt wird.
 
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