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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0873
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von Champollion.

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Altfr. Nora. Acc. hon-a (hon-a~), Altn. Nom. lian-ar, Acc. han-a (han-i), Neuhd. Nom. Accus.
Ilähn-e (Hahn), Schwed. Nora. Acc. han-ar (hdn-e), Dan. Nora. Acc. hdn-er (hdn-e). Iedoch
ist eben dieses n nach Grimm Charakter der schwachen Declin., „welche durch einschaltung eines
zur declination anfangs unwesentlichen bildungs-rc entstanden zu sein scheint", und zeigt sich
daher auch in dem Sing. Gen. Gotli. han-ins, Altiid. han-in, etc. Es fragt sich indess, ob dieses
Bildungs-n in einfachen Wörtern wie z. Ii. Goth. ar-a (Aar), all~a (,Vale,0> blom-a (Blume),
brunn-a (Brunnen), fol-a (Fohlen, Füllen), galg-a [Galgen), men-a (Mond), sunn-a (Sonne),
etc. nicht erst aus dem mit dem Accus, gleichlautenden Nom. pl; in die übrigen Casus eindrang
und dadurch den ersten Anstoss zur Bildung der schwachen Declin. gab. Ein solch unrechtmäs-
siges Eindringen des einen Casus in das Gebiet der anderen bieten die Sprachen häufig genug dar,
wie z. B. ausser dem pluralen s der Roman. Sprachen dasselbe zu r verwandelte s des Schw. und
Däu. Plur. (Nom. scen-er, Gen. soen-ers, Dat., Acc. scen-er gegen Goth. Nom. sun-jus, Gen. san-
ive, Dat. sun-um, Acc. sun-uns) vgl. das Schw. und Dan. r=s in der Ist. 2t., 3t. Pers. sg. der

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Conjugat. für Goth. a, s, J>, Skr. H ?ni, ftT si, TcT Ii, ja selbst der Nom. sing, der Neuhochdeut,
schwachen Deel., welcher jenes n gleichfalls an sich riss (s. oben Brunnen, Fohlen, Galgen, da-
neben: Daumen, Balken, Bogen, Haufen, Schlitten, Garten, etc. Grimm Deut. Gr. I. p. 703.)
beweist. Iedenfalls würde es ein höchst merkwürdiges Spiel des Zufalls sein, wenn durch eine
spätere Laut-Anbildung ein ehemals vorhandener Nom. pl. ans gleich wie ein ursprünglicher, in
den mehrsten verwandten Spracden noch erhaltener Accus, sg. an, un, on wieder hergestellt wor-
den wäre. Der Plural-Charakter n kam jedoch auch für den Nominativ in dem Pers. ^\ an für
das in den Casus obliq. erhaltene l^it dura = dnsd, so wie in dem Armen. %n ns, % n(s.p.684.)
zum Vorschein. Das sprechendste Zeugniss aber für das ursprünglich auch der Subjectivität als
Pluralzeichen zukommende n giebt uns das anli des Verbal-Sufüxes, da die einfachen Verbal- und
Nominal-Suffixe als die das Persönlichkeits-Verhältniss bedingenden Pronomina ursprünglich eins
sein mussten. Dass sich das Verbal-Suff. der 3t. Pers. sg. Ii, pl. 337% anli reiner erhielt als
wie am Nomen, folgt aus dem Princip der ältesten Zeit, den an sich unpersönlichsten Begriffen die
stärksten Persönlichkeits - Zeichen zu verstatten. Das vorauszusetzende nominative ns ist aber
nur eine Schwächung aus ni(i) init Aufgebung des Schluss-Vocals und mit Erweichung des / in s.
Dasselbe Princip, welches die Bewahrung des Suffixes an dem abstractern Verbo mehr begünstigte
als wie an dem concretern Nomen hielt in der ältern Zeit das n länger an dem schwächern objec-
tiven Accusative als wie an dem durch seine Subjectivität sich als Person ankündigenden Nomi-
native aufrecht, während wiederum umgekehrt das Princip einer jüngern Zeit, die innere Schwäche
des Begriffs-Inhaltes auch durch die äussere Schwäche der Form zu versinnlichen, den Accusativ
auffallend gegen den Nominativ zusammenfallen liess. Durch die Annahme eines nominativen ns
"•elansen wir allerdings auf eine uralte Periode der formellen Einheit zwischen Nominativ und Ac-
cusativ, eine Einheit, welche sich bekanntlich nicht nur häufig für die geschwächteren Formen des
Nom. und Acc. entwickelt hat, sondern auch höchst wahrscheinlich in dem Armen. Nom. ^ nti aus
früherm %n ns und Acc. %n noch für die ältere Gestaltung über unserm Horizonte steht. Wie nun
ursprünglich diese beiden Casus auseinander gehalten worden sind, darüber lassen sich nur Vermu-
thungen hegen, welche hier aufzustellen nicht an seinem Orte wäre. Das Befremden über den Un-
tergang des pluralen n im Nominativ wird sich übrigens mindern, so bald man bedenkt, dass das-
 
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