Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0910
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
856

System der Hierogiyphik

ker aus genommen, für uns nicht die mindeste Beweiskraft haben. Eben so wenig wird uns die
licentia velerum einschüchtern, da die von den Aelteren angewendeten und von den längeren- ver-
schmähten volleren Formen in der Regel der ursprünglichen Wortbildung näher liegen. Bedenkt
man nun endlich, dass lediglich den Wörtern der Ist. Declin. auf ia die veteri diynüale gestützte
Form ies gegenüber stellt, während, wäre jene Entstellung aus ais gegründet, auch die Wörter
auf a (terr-a-i, anim-a-i, vi-a-i, sum-ma-i, etc.), welche ihr ai bekanntlich in ae zusammenbogen
und beim Verfalle der Sprache durch e schrieben wie z. B. in D. M. CLODIE ACHILLEE Gr.
p. DCCLXX1I., POENE NOMINE Gr. p. DCCCX, 10. PATBJ PATRIE Gr. p. MLXXVIII. S.
MEMOIl CONDICIOXIS OMANE = humanae Or. no. 4360. vom I. 386. p. Chr. (enthält auch
CIBES, CIVVES, BOLO, QVIQVAE und dergl. (vgl. LETETVR Gr. p. DCCCXCVI, 5. QVES-
TOM Gr. p. MXXVI, 2. PllETOIt Or. no. 123. 972. HVNC. EDIFICIVM. CEPTVM; Gr. p.
MUH, 11. HEC für haec Or. no. 47. 62., OVE für quae Gr. p. DCCLXXXVI, 3. (vgl. Ital.
ehe, Span. Portug. Provanz. Franz. que;Wallach, ce) und als Seitenstücke: AEVOCATVS, TAEO-
DORA Gr. p. DLIX, 5., EXTAERVM Gr. p. DCCLXXIH, 2. BENAE MERENTI Gr. p.

DCCCCXLIV, 5. DAEAE Or. no. 1942. OVE V1XIT ANNIS--DIAEBVS Or. p. 2742. Gr.

p. DCLXXXVI, 1. DAEDERVNT, AEORVM Or. n. 4571. IN PACAE Or. no. 4458. etc.) eben so
<;ut früher den regelmässigen Umlaut in e erhalten haben würden *), so wie dass umgekehrt die Wör-
ter der 5t. Deel., welche ihr Subj.-Suff. verloren haben Q'arnes, Gen. famis, fand, Abi. fame, plebs
für plebes, Gen. plebis und plebei, plebQ, in die 3t., keineswegs aber in die Ist. Declin. hinüber-
schwanken, so verdient unsre letztere Erklärung der Form i-us um so mehr den Vorzug vor der
erstem, je enger sie sich an die ältere, dem logischen Bedürfnisse angemessene Bildungsweise
anschliesst. Dahingegen kann nicht befremden, dass, als einmal die Wörter der 5t. Deel, auf ies
zu ia herab gekommen und damit in die Ist. Declin. übergetreten waren, sie nun auch im Uebrigen
die Form dieser Deel., und nicht bloss die zu jener Zeit allgemein übliche, sondern auch, wo es
galt, im alterthümlichen Gewände zu erscheinen, die damals schon veraltete Gestaltung annahmen.
Daher erblicken wir z. 3. das Wort maieria, welches bei Lucretius noch den ältern Bau maieries
aufrecht erhält (I, 204. 246. 472. 519. 548. u. a.) und demgemäss den Accus, maleriem bildet
(I, 227. 513. 706. u. a.), im Genit. gewöhnlich als materiai (I, 350. 517. 533. 566. 915.

lauten". — Es >st kaum nöthig zu bemerken, dass die Form mit Gu'na nur in so fern die regelmässige ist, als die Secun-
därform bei weitem vorherrschend geworden war. Dahingegen ist die noch nicht gunirte Form die regelmässige zu nen-
nen, wenn man auf das ursprüngliche Verhältniss der Wortbildung Bücksicht nimmt- Vgl. p. 849. no. 2. den lustr. CfcEJT

ptityu für

1) Allerdings erfuhren auch Wörter der Ist. Deel, den Umlaut in e wie z. R. PRISCES (s. p. 561. Note), Mies,
etc. (s. Schneiden Formehl. p. 23.). Allein diese Schreibart ist erstens nur ein Eigenthum der Vulgarsprache, nicht aber
der gebildeten Latinität und findet zweitens mit Ausnahme sehr geringer, oder offenbar der verdorbenen Sprache ange-
hörenden Fülle nur bei Eigennamen Statt, welche, was besonders häufig bei Freigelassenen geschah, auf Griech. Weise
declüiirt wurden. Bekanntlich übertrug die gebildete Latein. Sprache das tj der Griech. Ist! Declin. in ihr e, hütete sich
aber wohl, acht Latein. Wörtern diese Beugung zu geben und die Vulgarsprache that es, wie bemerkt, fast nur in so fern
als dergl. Wörter wie Prisces=Faustines als Eigennamen gebraucht wurden. Daher würde ein terres, animes, vies, men-
aes, etc. in jeder, selbst in der spätesten Periode der Letein. Sprache für ein Barbarismus gehalten worden sein, während
umgekehrt die dem ia gegenüber stehende Form ies der 5t. Deel: um so häufiger zum Vorschein kommt, je weiter man
in die alte Latinität zurück geht. Wenn nun also eine Ableitung dieses ies aus iä sehr gewichtige Gründe gegen sich hat,
so ist freilich bei einzelneu Fällen wie z. B. bei provincies, vktories nicht zu entscheiden, ob wir in ihnen die alte, der
5t. Deel, angehörende Bildung, oder einen Griechischartig gebildeten Gen, (namentlich bei Vicloriesals Nom.pron.) vor uns
hatten.
 
Annotationen