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Schwarz, Klaus; Ixmeier, Eugen [Ill.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Archäologisch-topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee: im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee (Band 49, Textband): Textband — Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.73519#0055
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der historischen Wirklichkeit entspricht, dann ist das
aus der Entfernung dieses Raumes von seinem per-
sönlichen Erfahrungsbereich verständlich.
Datierung: Die Tradition über den »Salzzug« und
den Zielort Oberföhring deutet das Alter des FW 2
an. Es wird durch die tatsächliche Hinführung des
von Siegertsbrunn aus als FW 1 weiterverlaufenden
Fernweges zum Isarübergang in Oberföhring bestä-
tigt. Das gleiche Ziel beider Wege und ihr gleicher
Ansatzpunkt in bzw. bei Kleinhelfendorf legen es
nahe, den direkten und kürzeren FW 2 für den
jüngeren zu halten, so wie den Umweg des FW 1 für
den älteren.

DER FERNWEG 3
Der Fernweg 3 beginnt in Egmating und führt in
nordwestlicher Richtung zur Isarbrücke in München
(Karte 2; 22; 23; 40; 102). Nach Osten wird er durch
den FW 13 bis Unter-Wertach und von Fürstätt bis
zum Innübergang bei Rosenheim fortgesetzt (Karte
41). — Der FW 3 verläuft ausschließlich in der
Schotterebene.
Verlauf des FW 3
(Karte 23; 27; Beil. 1)
Die Trasse des FW 3 ist auf einer Strecke von
9500 m durch Spuren im Gelände verfolgbar. Da-
nach taucht sie im Neubaugelände der östlichen
Vororte von München unter. Sie wird erstmals im
Wald nordwestlich Egmating mit drei mäßig ausge-
prägten Fahrspuren faßbar (Karte 40). Diese zielen
in südöstlicher Richtung auf einen noch in der Ur-
aufnahme von 1809 festgehaltenen Ödstreifen, wel-
cher den Rand der Schotterebene zwischen Ortho-
fen und Egmating erreicht.
In nordwestlicher Richtung durchmißt der FW 3 den
Hohenkirchener, Hohenbrunner und Putzbrunner
Forst, wo seine Fahrgeleise 3400 m weit fast ständig
sichtbar sind (Karte 100—102; 106). Kurze Beobach-
tungslücken in stark verwachsenen Abschnitten tre-
ten bei seiner Festlegung nicht hinderlich in Erschei-
nung. Am Waldrand bei Egmating begleitet ihn an
seiner Südwestseite eine ausgedehnte Wölbäcker-
Flur. Sie ist als Teil der Feldflur von Egmating und
Neuorthofen (?) zu verstehen. Eine zeitliche Rela-
tion zwischen dem FW 3 und den Wölbäckern kann
aus dem Befund nicht abgelesen werden. — Die
Trasse des FW 3 verläuft ohne Anlehnung an Wege
durch den weiten Staatsforst und gibt sich bereits

dadurch als Verkehrslinie zu erkennen, die nichts
mit Einrichtungen der Forstwirtschaft zu tun hat.
Die Intensität der Wegespuren wechselt entspre-
chend der mehr oder minder tiefgründigen Lehmbe-
deckung der diluvialen Schotter zwischen drei und
acht Geleisen. Sie können bis auf einen etwa 40 m
breiten Streifen streuen. Danach folgen ein etwa
1 km rezent veränderter Geländeabschnitt und dann
erneut eine 1200 m lange, gut beobachtbare
Strecke.
Östlich von Hohenbrunn kreuzt der FW 3 den be-
schriebenen FW 1. Sein Verlauf wird hier mittels der
Plankarte 100 dokumentiert. Kurz vor deren Südost-
ecke hat er sich mit dem von Süden kommenden FW
1 vereinigt, um sich nach 150 m — bereits im Planbe-
reich — davon wieder zu trennen. An dieser Stelle
tritt der FW 3 in die Wölbäcker-Flur ein, welche
während der Bestandszeit des FW 1 angelegt und bis
an diesen herangewachsen war (Karte 101,1.4). Der
FW 3 hat sich in diesem Abschnitt mit wenig wider-
standsfähigem Untergrund kräftig eingeschnitten
(Karte 100; 101). Deshalb ist es auch zum häufigen
Verlegen der Fahrtrasse gekommen, wobei bis zu
zehn nebeneinander liegende Geleise entstanden
sein können. Sie erreichen eine Tiefe von 0,5 m und
markieren den FW 3 recht eindrucksvoll (Taf. 10,2).
Weiter nach Nordwesten hin werden die Wegespu-
ren dort wieder schlechter, wo der FW 3 zwischen
Wölbäcker-Fluren trassiert worden ist oder wo diese
nur seitlich an ihn heranreichen (Karte 21). Hinder-
lich wirkt sich dort ferner die flächenzerstörende
Kreuzung der A 99 mit der B 471 aus. Deshalb ist
der Verlauf des FW 3 hier im wesentlichen durch
Interpolation zwischen den beiderseitigen Anschlüs-
sen feststellbar, der letzten durchfahrenen Wölbäk-
ker-Flur im Südosten der Plankarte 21 und dem
Forst südlich der Putzbrunner Waldkolonie, wo der
Strang nochmals auf einer 1 km langen Strecke gut
faßbar wird.
Für das Festlegen von Geländespuren auf der weite-
ren Wegestrecke gibt es nach dem Verlassen der
Waldungen in der Ackerbaulandschaft vor der Isar
keine Möglichkeiten mehr. Zu diesem Abschnitt
wird auf S. 180 f. weiteres gesagt.
Wertung des FW 3
Trassierung: Der FW 3 ist auf seiner ganzen Länge
im Wald zwischen den Feldfluren von Egmating und
Perlach/Trudering, d. h. auf einer Strecke von etwa
13 km, fast geradlinig trassiert. Geringfügiges Pen-
deln geht auf das Bemühen einer seitlichen Passage
von Flurbereichen zurück. Die Zielstrebigkeit der

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