Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwetzinger Wochenblatt — 1863

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0191
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schwetzinger Wochenblatt.

F°47._Samstag, 13. Inni_1863.

Erscheint Mittrvoch und Sanrstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Ramn mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Oesierreich. Wien, 6. Juni. Nach der „S.
Ztg." soll die Stellung des Grafen Rechberg in Folge
seiner unbestimmten Haltnng in dec poliüschen Frage
eine sehr schwankende geworden sein und allem Anschein
nach ein Wechsel in der Leitnng der Staats - Canzlei
bevorstehen.

^-reuHen. Berlin. Fnr den König von Preußen
und sein Gesolge ist in Karlsbad der Gasthof „zum
goldenen Schild" zn dem wöchentlichen Preise von 500
Thalern gemiethet worden. Außer Herrn v. Bismarck
geht auch der Protokollführer des Staatsministeriums,
der wirkl. Geh. Oberregierungsrath v. Costenoble, nach
Karlsbad.

Bayern. König Ludwig hat sich auf Ansuchen
verbindlich gemacht, wenn er im nächsten Jahre noch
lebe, eine Summe von 50,000 fl. in 5 monatlichen
Raten zu dem Capitale zu schießen, welches znr Eigen-
thumserwerbung der dem germauifchen Wluseum für
120,000 fl. überlassenen Aufseß'schen Urknuden-, Bücher-
und Kunstschätzesammlung nöthig ist, sofern die fehlende
Summe voil auderer Seite aufgebracht wird.

Baden. Karlsruhe. Die Großherzogliche Familie
ist nach der Jnsel Mainau abgereist.

Karlsruher Blätter berichten, daß sich Herr Minister
v. Noggenbach auf dem Wege der Besserung besinde.

Mannheinl, 11. Juni. Nebst deil zahlreich ein-
treffenden Ehrengaben für das 1. bad. Landesschießen,
wozrl uilsere Nachbargemeiuden nach Kräften beigesteuert
haben, verdient auch der rühmliche Eifer derselben, das
Fest in anderer Weise zu unterstützen, ehrender Erwäh-
nung. So z. B. hat Herr Gundt von Seckenheim
sich erboten, jeden Abend 10 Schützen hier abzuholen,
zu übernachten Mld zu bewirthen, und andern Tags
wieder hierher zu fahren; die Forstbehörde in Virn-
heim hat sich bereit erklärt, die zur Straßenverzierung
nothwendigen Bäume per Stück zu 15 kr. (also zum
Holzwerthe) abzugeben; unsere Käferthaler Nachbarn
haben sich erboten, die zur Abgrenzung der Schießlinie
erforderlichen Bäume, welche diese Gemeinde bekanntlich
geschenkt, unentgeltlich hierher zu liefern. — Auch der
Schifferstand wird das Fest in der Art verherrlichen,
daß sämmtliche hier anwesende Fahrzeuge in der Nähe
der Kettenbrücke sich vor Anker legen und sestlich be-
flaggt werden.^Für die Waldfahrt nach Neckarau,
welche in der Frühe stattsinden wird, hat bereits Herr
Mathias Stinnes sein großes und schönes Schleppboot

zur Verfügung gestellt, und nlögen sich einstweilen die
freundlichen Bewohner Neckaraus auf de>l Aublick eines
herrlichen Waldfestes gefaßt machen. —

Mannheim, 10. Juni. Unter zahlreicher Theil-
nahme fmld heute die Versteigerung des „Löwenkellers"
und „Großen Meierhofes" sammt Jnventar statt. Für
beide Liegenfchaften wurden 129,000 fl. geboten, um
welchen Preis auch der Zuschlag an die neu gebildete
Mannheimer Aktiellbrauerei-Gesellschaft erfolgte.

Mannheim, 12. Juni. Es ist vielfach die Rede
von einem Manöver des 8. Armeecorps, welches im
Herbste zwischen hier und Heilbronn stattfinden soll.

Rastatt. Bischof Stahl von Würzburg spendet
gegenwärtig im Lande die Firmung. Hier hielt der-
selbe die Frohnleichnamsprozession ab.

Koburg. Die Nnmnler der Wochenschrift des
Nationalvereins vom 7. Juni bringt wieder eülmal ein
Verzeichniß neuerdings bei dem Gefchäftsführer einge-
gangener Beiträge für die deutsche Flotte, wodurch sich
die Gesammtsumme auf 97,624 fl. erhebt.

Frankreich. Die neuesten Nachrichten aus Mexiko
lauten sehr unerfreulich. Ein Bataillon Zllaveil soll in
den Kämpfen der letzten Monate aufgerieben worden
sein. General Forep besteht darauf, daß er 20,000
Mann Verstärkungen erhalte, ehe er den Zug gegen
die Hauptstadt antrete.

Jtalien. Turin, 7. Juni. Das Verfassungsfest
ist im ganzen Königreiche mit Begeisterung gefeiert wor-
den. Ueberall herrschte vollkommenste Ordnung. Der
König hielt eine Militärrevue ab und wurde bei dieser
Gelegenheit auf's Wärmste empfangen. Jn mehreren
Städten hat die Geistlichkeit, ungeachtet des von Rom
ergangenen Verbots, einen Gottesdienst für das Ver-
fassungsfest abgehalten.

Akußland. Der polnische Aufstand ist über das
ganze Land verbreitet und gebietet überall da wo die
Russen nicht anwesend sind; seine Anhänger sind von
glühender Begeisterung erfüllt und fehlt es denselben
nicht an materieller Unterstützung; so z. B. ergab die
letzte Contribution in Warschau beinahe eine Million
Thaler. — Das letzte Zusammentreffen mit den Russen
fand am 31. Mai und 1. Juni, 3 Meilen von Kalisch,
statt, wobei die Aufständischen sich zurückziehen mußten;
300 Leichen bedeckten das Schlachtfeld und die Russen
machten eine Anzahl Gefangene. Bei diesem Gefecht
ist das Dorf Grochow ganz in Feuer aufgegangen. —
 
Annotationen