Amerika. New-Iork, 30. Mai. Nach mehreren
siegreichen Schlachten, welche den Conföderirten 6000
Gefangene mit 74 Kanonen kosteten, cerrnrt und bom-
bardirt General Grant seit dem 18. d. M. Vicksburg.
Er meldet oom 25. den günstigen Fortgang der Be-
lagerung. Berichten aus de:n südlichen Lager zufolge
verlor er in fruchtlosen Stürmen 10,000 Mann. Jn
Vicksburg hofft man auf Entsatz durch Johnstone, fowie
anderseits General Grant Verstärkungen durch Banks
erwartet. Der Conföderirten-General Lec hat den Rap-
pahannoc überschritten. — Die Unionsregierung läßt
Washington durch Neger verschanzen, indem sie einen
Reiterangriff fürchtet.
Des Pflairzers Nachlaß.
Beide waren am Eingange des Eichenwaldes, der
nach dem Wege von Montgommery führte, angelangt.
„Hier wollen wir uns trennen," sagte der junge
Mann: „Dein Vater, liebe Jenny, leidet und erwartet
Deine Rückkehr."
Die junge Amerikanerin ergriff krampfhaft die Hand
ihres Begleiters.
„O mein Gott!" rief sie aus; „jetzt schon scheiden
von Dir mein Jones!"
„Weine nicht, meine gllte, meine theure Jenny; Du
wirst mir sonst meinen ganzen Muth rauben. Wenn
Du wüßtest, wie unglücklich mich meine Abreise macht.
Wenn Du wüßtest, wie ich gefchwankt, als Herr Jackson
mir die Stelle in Boston antrug! Allein die Vernunft
gebot und das Herz mußte schweigen. Die Angelegen-
heiten Deines Vaters sind verwickelter als je, seine Ver-
mögensumstände zerrütteter als er glaubt; seine Krank-
heit wird jeden Tag gefährlicher und heftiger; Du kannst
— o Jennp, welch ein schrecklicher Gedanke — hülflos
und verlassen in der Welt dastehen! .... Durch die
Annahme der mir angebotenen Stelle, sichere ich uns
Beiden eine bessere Zulünft; Das Geschäft ist einträglich
und so wird es mir möglich werden, schon in wenigen
Monaten Dich aus ewig mein geliebtes Weib nennen
zu können. Darum Muth und Fassung, meine holde
Jennp; strahlt doch durch die dunkle Gegenwart der
Hoffnnllgsstern einer schönen Zukunst."
„Ach Jones!" schluchzte das Mädchen, in die Arme
des Verlobten sinkend.
„Leb' wohl! leb' wohl!" sagte dieser, einen langen
Kuß aus die schönen, thränenschweren Augen der Ge-
liebten drückend; „leb' wohl mein süßes Mädchen!....
meine Braut! .... mein Engelsweib!"
Noch einmal umschlang sie sein Arm, noch einmal
brannte sein glühender Kuß auf den rosigen Lippen
Jenny's; dann riß er sich, seine Bewegung bekämpsend,
gewaltsam von ihr los imd verschwand in dem Dunkel
des Waldes.
Jenny weilte noch lange auf dem Platze, wo Jones
von ihr Abschied genommen; mit forschendem Blicke das
Dickicht des Waldes zu durchdringen suchend, lauschte sie,
ob nicht noch aus der Ferne ein „Lebewohl!" zu ihr
herüberschallte. Der Gedanke an ihren kranken Vater,
der sehnsuchtsooll der Rückkehr des einzig geliebten Kin-
des entgegenhoffte, riß sie endlich aus ihren Träumen
empor. Bewegten Herzens schlug sie den Rückweg nach
ihrer Wohnung ein.
Kaum hatte sie eine kurze Strecke zurückgelegt, als
sie Herrn Jackson bemerkte, der ihr von Ferne ent-
gegen kam. Jenny sah sich scheu ringsum, als ob sie
einen Ausweg gesucht, um dem Herannahenden ent-
fliehen zu können; allein bald die Unmöglichkeit eines
solchen Versuches erkennend, setzte sie festen Schrittes
ihren Weg fort.
Jackson, Besitzer einer benachbarten Pflanzung, die
wegen der darauf beflndlichen unzähligen Baumwollen-
stauden den Namen „Weiße Krone" erhalten, war ein
Vtann von ungesähr vierzig Jahren, dem sein hoher
Wuchs, sein kräftiger Körperbau, namentlich aber die
aus seinen Zügen leuchtende wilde Kühnheit ein furchter-
regendes Aussehen verliehen. Jn Jrland geboren,
mußte er, wie die Sage ging, mehrerer von ihm be-
gangenen Gewaltthätigkeiten halber, seine Heimath ver-
lassen. Mit mehreren Auswanderern in diesem Theile
von Alabama angelangt, hatte er lange Zeit das un-
gezügelte Leben des Pionniers geführt, kein Gesetz, als
seinen Willen, kein Recht, als die Gewalt, kennend.
Seine Jugend war in gefahrvollen Unternehmungen,
mitten unter den feindlichen Stämmen der Criks und
Choctaws, denen er bald Freund, bald Feind war,
dahingeflossen. Ueberall erzühlte man von der Unzahl
seiner Thaten und Wagnisse, die eben so sehr von einem
wunderbaren Muthe, als von der ungebändigten Wild-
heit seiner Leidenschasten Kunde geben. Sein ganzes
Leben war eine Kette von blutigen Rachezügen, uner-
hörten Kämpsen und unglaublichen Abentheuern gewesen.
Zweimal hatte er den Häuptlingen der Choctaws ihre
Lieblingsfrauen geraubt, und war mit ihnen in das
undurchdringliche Dickicht der Urwälder entflohen. Trotz
der grauenhaften Gefahren, von denen Jackson auf die-
sen beiden Raubzügen bedroht war, konnte ihn Nichts
von ähnlichen Unternehmungen abhalten, sobald die
Leidenschasten sich seiner bemächtigten, und sein Aufent-
halt unter so verschiedenen Nationen und Stämmen,
hatte ihm nur dazu gedient, ihnen die Mittel abzulauschen,
die zur Befriedigung seiner glühenden Begierden dienen
konnten.
Des unstäten Herumtreibens überdrüssig, war Jack-
son in das civilisirte Leben zurückgekehrt und bald einer
der reichsten Pflanzer Alabamas geworden. Hatte er
auch in diesem neuen Verhältnisse weit weniger Gelegen-
heit, seinem wilden Treiben den Zügel schießen zu lassen,
so konnte man doch eben so leicht bemerken, daß er in
seinem Jnnern noch immer der Pionnier der Wüste ge-
blieben war.
Jacksons Reichthümer hatten ihm in Alabama gro-
ßen Credit verschaft. Man pries seine Gewandheit in
Geschästen, aber seiner Laster mehr als oberflächlich zu
erwähnen, wie dies gewöhnlich bei den Leuten geschieht,
die Jedermann wegen ihrer Macht und ihres Einflusses
schonen zu müssen glaubt.
Jackson besaß viele Hunderte von Negern, die er
mit solcher Grausamkeit behandelte, daß es für einen
siegreichen Schlachten, welche den Conföderirten 6000
Gefangene mit 74 Kanonen kosteten, cerrnrt und bom-
bardirt General Grant seit dem 18. d. M. Vicksburg.
Er meldet oom 25. den günstigen Fortgang der Be-
lagerung. Berichten aus de:n südlichen Lager zufolge
verlor er in fruchtlosen Stürmen 10,000 Mann. Jn
Vicksburg hofft man auf Entsatz durch Johnstone, fowie
anderseits General Grant Verstärkungen durch Banks
erwartet. Der Conföderirten-General Lec hat den Rap-
pahannoc überschritten. — Die Unionsregierung läßt
Washington durch Neger verschanzen, indem sie einen
Reiterangriff fürchtet.
Des Pflairzers Nachlaß.
Beide waren am Eingange des Eichenwaldes, der
nach dem Wege von Montgommery führte, angelangt.
„Hier wollen wir uns trennen," sagte der junge
Mann: „Dein Vater, liebe Jenny, leidet und erwartet
Deine Rückkehr."
Die junge Amerikanerin ergriff krampfhaft die Hand
ihres Begleiters.
„O mein Gott!" rief sie aus; „jetzt schon scheiden
von Dir mein Jones!"
„Weine nicht, meine gllte, meine theure Jenny; Du
wirst mir sonst meinen ganzen Muth rauben. Wenn
Du wüßtest, wie unglücklich mich meine Abreise macht.
Wenn Du wüßtest, wie ich gefchwankt, als Herr Jackson
mir die Stelle in Boston antrug! Allein die Vernunft
gebot und das Herz mußte schweigen. Die Angelegen-
heiten Deines Vaters sind verwickelter als je, seine Ver-
mögensumstände zerrütteter als er glaubt; seine Krank-
heit wird jeden Tag gefährlicher und heftiger; Du kannst
— o Jennp, welch ein schrecklicher Gedanke — hülflos
und verlassen in der Welt dastehen! .... Durch die
Annahme der mir angebotenen Stelle, sichere ich uns
Beiden eine bessere Zulünft; Das Geschäft ist einträglich
und so wird es mir möglich werden, schon in wenigen
Monaten Dich aus ewig mein geliebtes Weib nennen
zu können. Darum Muth und Fassung, meine holde
Jennp; strahlt doch durch die dunkle Gegenwart der
Hoffnnllgsstern einer schönen Zukunst."
„Ach Jones!" schluchzte das Mädchen, in die Arme
des Verlobten sinkend.
„Leb' wohl! leb' wohl!" sagte dieser, einen langen
Kuß aus die schönen, thränenschweren Augen der Ge-
liebten drückend; „leb' wohl mein süßes Mädchen!....
meine Braut! .... mein Engelsweib!"
Noch einmal umschlang sie sein Arm, noch einmal
brannte sein glühender Kuß auf den rosigen Lippen
Jenny's; dann riß er sich, seine Bewegung bekämpsend,
gewaltsam von ihr los imd verschwand in dem Dunkel
des Waldes.
Jenny weilte noch lange auf dem Platze, wo Jones
von ihr Abschied genommen; mit forschendem Blicke das
Dickicht des Waldes zu durchdringen suchend, lauschte sie,
ob nicht noch aus der Ferne ein „Lebewohl!" zu ihr
herüberschallte. Der Gedanke an ihren kranken Vater,
der sehnsuchtsooll der Rückkehr des einzig geliebten Kin-
des entgegenhoffte, riß sie endlich aus ihren Träumen
empor. Bewegten Herzens schlug sie den Rückweg nach
ihrer Wohnung ein.
Kaum hatte sie eine kurze Strecke zurückgelegt, als
sie Herrn Jackson bemerkte, der ihr von Ferne ent-
gegen kam. Jenny sah sich scheu ringsum, als ob sie
einen Ausweg gesucht, um dem Herannahenden ent-
fliehen zu können; allein bald die Unmöglichkeit eines
solchen Versuches erkennend, setzte sie festen Schrittes
ihren Weg fort.
Jackson, Besitzer einer benachbarten Pflanzung, die
wegen der darauf beflndlichen unzähligen Baumwollen-
stauden den Namen „Weiße Krone" erhalten, war ein
Vtann von ungesähr vierzig Jahren, dem sein hoher
Wuchs, sein kräftiger Körperbau, namentlich aber die
aus seinen Zügen leuchtende wilde Kühnheit ein furchter-
regendes Aussehen verliehen. Jn Jrland geboren,
mußte er, wie die Sage ging, mehrerer von ihm be-
gangenen Gewaltthätigkeiten halber, seine Heimath ver-
lassen. Mit mehreren Auswanderern in diesem Theile
von Alabama angelangt, hatte er lange Zeit das un-
gezügelte Leben des Pionniers geführt, kein Gesetz, als
seinen Willen, kein Recht, als die Gewalt, kennend.
Seine Jugend war in gefahrvollen Unternehmungen,
mitten unter den feindlichen Stämmen der Criks und
Choctaws, denen er bald Freund, bald Feind war,
dahingeflossen. Ueberall erzühlte man von der Unzahl
seiner Thaten und Wagnisse, die eben so sehr von einem
wunderbaren Muthe, als von der ungebändigten Wild-
heit seiner Leidenschasten Kunde geben. Sein ganzes
Leben war eine Kette von blutigen Rachezügen, uner-
hörten Kämpsen und unglaublichen Abentheuern gewesen.
Zweimal hatte er den Häuptlingen der Choctaws ihre
Lieblingsfrauen geraubt, und war mit ihnen in das
undurchdringliche Dickicht der Urwälder entflohen. Trotz
der grauenhaften Gefahren, von denen Jackson auf die-
sen beiden Raubzügen bedroht war, konnte ihn Nichts
von ähnlichen Unternehmungen abhalten, sobald die
Leidenschasten sich seiner bemächtigten, und sein Aufent-
halt unter so verschiedenen Nationen und Stämmen,
hatte ihm nur dazu gedient, ihnen die Mittel abzulauschen,
die zur Befriedigung seiner glühenden Begierden dienen
konnten.
Des unstäten Herumtreibens überdrüssig, war Jack-
son in das civilisirte Leben zurückgekehrt und bald einer
der reichsten Pflanzer Alabamas geworden. Hatte er
auch in diesem neuen Verhältnisse weit weniger Gelegen-
heit, seinem wilden Treiben den Zügel schießen zu lassen,
so konnte man doch eben so leicht bemerken, daß er in
seinem Jnnern noch immer der Pionnier der Wüste ge-
blieben war.
Jacksons Reichthümer hatten ihm in Alabama gro-
ßen Credit verschaft. Man pries seine Gewandheit in
Geschästen, aber seiner Laster mehr als oberflächlich zu
erwähnen, wie dies gewöhnlich bei den Leuten geschieht,
die Jedermann wegen ihrer Macht und ihres Einflusses
schonen zu müssen glaubt.
Jackson besaß viele Hunderte von Negern, die er
mit solcher Grausamkeit behandelte, daß es für einen