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Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben sür das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
F°81.
R u II d s ch a u.
Aestei'reich. Wien, 6. Okt. Die lüngst vorbe-
reitete Reise des Kaisers uach Ungarn soll nun doch,
trotz vielfach dagegen erhobener Bedenken, in nächster
Zeit ausgesührt werden.
Die Kaiserstadt Wien hat dem Prediger der dor-
tigen israelitischen Gemeinde das Bürgerrecht taxfrei
verliehen.
Preußen. Berlin, 4. Oktober. Schulze-Delitsch,
der Gründer des Genossenschaftswesens, hat eine in
Deutschland gesamnlelte Summe von 47000 Thalern
erhalten, als dankbare Anerkennung seiner Wirksamkeit.
Die deutschen Genossenschasten gaben demselben einen
goldenen Polkal mld Dr. Henneberg aus Gotha über-
reichte ihm das deutsche Album.
Jn Essen werden dieser Tage auf öffentlichem
Markte Tisch und Bett des Hrn. v. Bernuth, welche
denrselben in Folge von Steuerverweigerung gepsändet
wurden, verkaust werden. Jn der Ruhrgegend sollen
noch mehrere Mitglieder der Fortschrittspartei die Steuer
verweigert haben.
Bayern. München, 4. Okt. Von der schönsten
Witterung begünstigt, hat heute unser Oktoberfest statt-
gefunden. Die königliche Fanrilie war stark vertreten,
außer deu Masestäten wohittell der Kronprinz und Prinz
Otto denl Feste bei. Von Mittags an strömte es in
Massen der Festwiese zu, die alsbald dicht gesüllt war,
und man dars wohl annchmen, daß heute 90 bis
100,000 Menschen dem Feste beiwohnten. Der König
besichtigte die ausgestellten Dampsnlaschinen, dann die
preisgekrönten Perde rc., deren Vorführung uud Ver-
theilung der Preise an die Oekonomen durch den König
stattsand.
Jn Würzburg wurde ein dänischer Emissär ver-
haftet, welcher 4 jugendliche Tambours zur Desertation
zu verleiten suchte.
Bcrden. Mannheim, 7. Okt. Der des Raub-
mordes angeklagte Lambert Kempf von Oberursel wurde
vou dem Gerichtshofe zum Tode verurtheilt.
Baden-Baden. Am Hoslager des Königs und
der Königin von Preußen wird für die nächsten Tage
auf einen Besuch des Königs der Belgier gerechnet. —
Am 13. Oktober wird sich das preußische Königspaar
über Karlsruhe, Rcanuheim, Mainz und Koblenz zum
Dombaufeste nach Köln begeben.
Kehl. Der hier verhastete Kaufmann Sichel aus
London hat sich durch Herrn Materialienhändler Keller
in Heidelberg über seine Person ausgewiesen und dar-
gethan, daß er mit dem flüchtigen Bankdieb nichts ge-
mein hat, als eine Gesichtsähnlichkeit; er wurde sofort
in Freiheit gesetzt.
Kurhesserr. Wie verlautet, stellt sich der Kurfürst
an die Spitze der Feier des 18. Oktober.
Riußlaud. Ueber eine Exekution in Warschau
berichtet die „Schles. Ztg.": . . . Eudlich gegen 9 Uhr
kam der Zug an. Ein gewöhnlicher Brettermagen, aus
welchem der Verurtheilte saß, ihm gegenüber ein Ca-
pucinermönch, der eifrig mit ihm zu sprechen schien.
Der Wagen war von Gendarmerie uud Ulanen be-
gleitet. Schon als man den Wagen von ferne erblickte,
durchdrang ein einstimmiger Angstrus die versavlmelte
Menge. Kosinski, ein Jüngling von 19 Jahren stieg
mit Anstand ab und blickte freundlich uild mit sichtlicher
Gemüthsruhe um sich. Nur als sich lautes Weinen und
Schluchzen hören ließ, schien sich das heitere Antlitz des
Unglücklichen zu verdüstern. Auf ein Zeichen des com-
mandirenden Offiziers fing das auwesende Alusikcorps
an zu spielen, und ein Auditeur, der ein Papier in der
Hand hielt, las mit lauter Stimme etwas vor, wahr-
scheinlich das Urtheil, das aber der Musik halber von
Niemanden verstanden wurde. Jndesseu wurde es drei-
viertel zehn. Der Capuciner, der auch abgestiegen war
und sich dicht neben den Delinquenten gestellt hatte, zog
ein kleines schwarzes Crucisix hervor und gab es ihm.
Der Delinquent küßte ehrfurchtsvoll das Crucifix und
daun die Hand des Paters. Nun wurde er von zwei
Prosoßen an den verhängnißvollen Psahl geführt, ihm
die beiden Arme leicht an denselben befestigt und die
Augen verbunden. Während dieser grausigen Vorbe-
reitungen hatten sich die schönen Gesichtszüge des Jüng-
lings wieder vollstündig anfgeheitert. Auf eiu Coni-
maudowort des Offiziers traten 12 Mann Garde-Gre-
nadiere vor. Ein Knall ertönte! Man sah den Körper
des Delinquenten wanken — und sich wieder langsam
ausrichten! Entsetzlich! Die Grenadiere hcttten, sei's aus
Ungeschicklichkeit oder aus eigener Bewegung, schlecht ge-
schoffen und nur die Beine des Unglücklichen getroffen
— der Arme lebte noch! — Da traten zwei Soldaten
nüher an ihn heran und feuerten aus Revolvers zwei
oder drei Schüsse auf ihn ab, die in die Brust trasen,
dann nuii fiel der Körper endlich um! — Lautes Wei-
nen und Wehklagen erfüllte die Lust.
Amerika. New-Iork, 24. Septbr. General
Bragg gibt als Schlachtbeute 20 Geschütze und 2500
Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben sür das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
F°81.
R u II d s ch a u.
Aestei'reich. Wien, 6. Okt. Die lüngst vorbe-
reitete Reise des Kaisers uach Ungarn soll nun doch,
trotz vielfach dagegen erhobener Bedenken, in nächster
Zeit ausgesührt werden.
Die Kaiserstadt Wien hat dem Prediger der dor-
tigen israelitischen Gemeinde das Bürgerrecht taxfrei
verliehen.
Preußen. Berlin, 4. Oktober. Schulze-Delitsch,
der Gründer des Genossenschaftswesens, hat eine in
Deutschland gesamnlelte Summe von 47000 Thalern
erhalten, als dankbare Anerkennung seiner Wirksamkeit.
Die deutschen Genossenschasten gaben demselben einen
goldenen Polkal mld Dr. Henneberg aus Gotha über-
reichte ihm das deutsche Album.
Jn Essen werden dieser Tage auf öffentlichem
Markte Tisch und Bett des Hrn. v. Bernuth, welche
denrselben in Folge von Steuerverweigerung gepsändet
wurden, verkaust werden. Jn der Ruhrgegend sollen
noch mehrere Mitglieder der Fortschrittspartei die Steuer
verweigert haben.
Bayern. München, 4. Okt. Von der schönsten
Witterung begünstigt, hat heute unser Oktoberfest statt-
gefunden. Die königliche Fanrilie war stark vertreten,
außer deu Masestäten wohittell der Kronprinz und Prinz
Otto denl Feste bei. Von Mittags an strömte es in
Massen der Festwiese zu, die alsbald dicht gesüllt war,
und man dars wohl annchmen, daß heute 90 bis
100,000 Menschen dem Feste beiwohnten. Der König
besichtigte die ausgestellten Dampsnlaschinen, dann die
preisgekrönten Perde rc., deren Vorführung uud Ver-
theilung der Preise an die Oekonomen durch den König
stattsand.
Jn Würzburg wurde ein dänischer Emissär ver-
haftet, welcher 4 jugendliche Tambours zur Desertation
zu verleiten suchte.
Bcrden. Mannheim, 7. Okt. Der des Raub-
mordes angeklagte Lambert Kempf von Oberursel wurde
vou dem Gerichtshofe zum Tode verurtheilt.
Baden-Baden. Am Hoslager des Königs und
der Königin von Preußen wird für die nächsten Tage
auf einen Besuch des Königs der Belgier gerechnet. —
Am 13. Oktober wird sich das preußische Königspaar
über Karlsruhe, Rcanuheim, Mainz und Koblenz zum
Dombaufeste nach Köln begeben.
Kehl. Der hier verhastete Kaufmann Sichel aus
London hat sich durch Herrn Materialienhändler Keller
in Heidelberg über seine Person ausgewiesen und dar-
gethan, daß er mit dem flüchtigen Bankdieb nichts ge-
mein hat, als eine Gesichtsähnlichkeit; er wurde sofort
in Freiheit gesetzt.
Kurhesserr. Wie verlautet, stellt sich der Kurfürst
an die Spitze der Feier des 18. Oktober.
Riußlaud. Ueber eine Exekution in Warschau
berichtet die „Schles. Ztg.": . . . Eudlich gegen 9 Uhr
kam der Zug an. Ein gewöhnlicher Brettermagen, aus
welchem der Verurtheilte saß, ihm gegenüber ein Ca-
pucinermönch, der eifrig mit ihm zu sprechen schien.
Der Wagen war von Gendarmerie uud Ulanen be-
gleitet. Schon als man den Wagen von ferne erblickte,
durchdrang ein einstimmiger Angstrus die versavlmelte
Menge. Kosinski, ein Jüngling von 19 Jahren stieg
mit Anstand ab und blickte freundlich uild mit sichtlicher
Gemüthsruhe um sich. Nur als sich lautes Weinen und
Schluchzen hören ließ, schien sich das heitere Antlitz des
Unglücklichen zu verdüstern. Auf ein Zeichen des com-
mandirenden Offiziers fing das auwesende Alusikcorps
an zu spielen, und ein Auditeur, der ein Papier in der
Hand hielt, las mit lauter Stimme etwas vor, wahr-
scheinlich das Urtheil, das aber der Musik halber von
Niemanden verstanden wurde. Jndesseu wurde es drei-
viertel zehn. Der Capuciner, der auch abgestiegen war
und sich dicht neben den Delinquenten gestellt hatte, zog
ein kleines schwarzes Crucisix hervor und gab es ihm.
Der Delinquent küßte ehrfurchtsvoll das Crucifix und
daun die Hand des Paters. Nun wurde er von zwei
Prosoßen an den verhängnißvollen Psahl geführt, ihm
die beiden Arme leicht an denselben befestigt und die
Augen verbunden. Während dieser grausigen Vorbe-
reitungen hatten sich die schönen Gesichtszüge des Jüng-
lings wieder vollstündig anfgeheitert. Auf eiu Coni-
maudowort des Offiziers traten 12 Mann Garde-Gre-
nadiere vor. Ein Knall ertönte! Man sah den Körper
des Delinquenten wanken — und sich wieder langsam
ausrichten! Entsetzlich! Die Grenadiere hcttten, sei's aus
Ungeschicklichkeit oder aus eigener Bewegung, schlecht ge-
schoffen und nur die Beine des Unglücklichen getroffen
— der Arme lebte noch! — Da traten zwei Soldaten
nüher an ihn heran und feuerten aus Revolvers zwei
oder drei Schüsse auf ihn ab, die in die Brust trasen,
dann nuii fiel der Körper endlich um! — Lautes Wei-
nen und Wehklagen erfüllte die Lust.
Amerika. New-Iork, 24. Septbr. General
Bragg gibt als Schlachtbeute 20 Geschütze und 2500