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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0389

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Schwetzinger Wochenblatt.

F«96.

Mittwl>ch> 2. Decemlier

1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Oesterreich. Wien, 28. Nov. Jn seiner Ant-
wort auf die Rechbauer'sche Jnterpellation, bezüglich der
schleswig-holsteinischen Frage, bemerkt der Minister des
Aeußern, Graf Rechberg: man dürfe die holsteinische
Frage nicht mit der Erbfolgesrage verwechseln. Jn der
Erbfolgefrage seien Oesterreich und Preußen gebunden
durch den Bertrag von London. Schleswig folge der
Successionsordnung von Dänemark, und in Holstein
kann, außer der Augustenburger Linie, deren Necht,
streng genommen, bestreitbar ist, auch die Linie von
Gottorp (das rusfifche Kaiserhaus) Rechte geltend machen.
Es drohe daher eine Trennung Holsteins, wenn man
dem Londoner Protokoll nicht Rechnung trage. — Jn
Bezug auf die holsteinische Verfassungsfrage soll die
Bundesexekution nächstens vor sich gehen, der Kaiser
habe das Nöthige bereits angeordnet, damit Oesterreich
mit Erfolg einschreiten könne. —

Die in Josephstadt stehenden Feldbatterien des
11. Artillerieregiments haben Befehl zur Marschbereit-
schaft erhalten. (Dieselben Batterien behaupteten bei
Solferiuo so muthig ihre Stellungen bis zum letzten
Moment.)

Preußen. Berlin, 26. Nov. Wie verlautet, hät
der russische Gesandte in Kopenhagen, Baron v. Nicolai,
sowohl dem dänischen König als seinem Minister abge-
rathen, das gemeinsame dänisch-schleswigsche Verfassungs-
gesetz zu unterzeichnen. (Gleichwohl that es der neue
König und zwar von seinem Volke gedrängt, welches
ihm nur die Wahl ließ zwischen Unterzeichnung und
Abdankung.)

Bayern. München, 26. Nov. Generallieutenant
v. d. Tann wird hier von Rom kommend erwartet, und
soll die Befehle des Königs in der schleswig-holsteinischen
Sache überbriugen. Man betrachtet dies allgemein als
ein sehr günstiges Zeichen für den Jnhalt der könig-
lichen Entschlüsse. Freiherr v. d. Tann war bekanntlich
im Jahr l848 einer der ersten deutschen Freiwilligen,
die nach Schleswig eilten, um sür die Rechte der Her-
zogthümer den Kampf gegen dänische Bedrückung zu
beginnen. Er war der Führer dieser Freiwilligen und
hat sich in dem wechselvollen Krieg bei vielen Gelegen-
heiten mit Ruhm bedeckt. Jm Jahr 1849 erschien er
abermals auf dem Schlachtseld und kämpfte wacker bei
Idstedt. Man weiß, welch traurige Umstände diesen
Krieger damals zwangen, seinen Degen in die Scheide
zu stecken. — (v. d. Tann ist bereits angekommen.)

Wnrttemberg. Stuttgart, 27. Nov. Minister
v. Hügel erklärte in der Abgeordnetenkammer, die Re-
gierung habe seiner Zeit, gedrängt dazu, das Londoner
Protokoll anerkanut, halte sich aber, im Hinblick auf
das Verhalten Dänemarks seit 10 Jahren und bis auf
die neueste Zeit, seiner Verpflichtung vollstündig entledigt.

Baden. Karlsruhe, 28. Nov. Prinz Wilhelm ist
heute frühe hier eingetroffen. Die feierliche Eröffnung
der Ständekammer wird Mittwoch den 2. Dezbr. ftatt-
finden. Man sieht mit Spannung der Thronrede ent-
gegen.

Mannheim, 30. Nov. Die Ernennung unseres
Mitbürgers und früheren Landtagsabgeordneten, Herrn
Ph. Artaria, zum Mitgliede der ersten Kammer, hat unter
der hiesigen Bürgerschaft die freudigste Sensation her-
vorgerufen.

Jn der jüngst in Heidelberg stattgehabten Ver-
sammlung wegen Schleswig-Holstein erklärte fich Herr
v. Gagern gegen Bildung von Freischaaren, indem er
sagte: Deutschland habe regelmäßiges Militär genug;
die Bundesfürsten sollen ihrem bedrängten Bundesge-
noffen zu Hülfe kommen, rafch und schleunig, ohne ab-
zuwarten, bis der Bund einen Beschluß faßt.

Koburg, 25. Nov. Nach einer gestern Abend
hier eingetroffenen telegraphischen Depesche haben die
HH. von Bennigsen und Fries im Auftrag des Aus-
schusses des Nationalvereins dem Herzog Friedrich von
Schleswig - Holstein die Ftottengelder des National-
vereins im Betrag von etwa 110,000 fl. zur Verfügung
gestellt und der Herzog das Anerbieten angenommen.

Frankfurt, 28. Nov. Jn der heutigen Bundes-
tagssitzung wurde der dänische Gesandte vorläufig aus-
geschloffen; Sachsen erbot sich, zur Besetzung der Herzog-
thümer eine größere Truppenzahl (12,000 Mann) zu
stellen; Großherzogthum Hessen erbot sich, im Nothfall,
sein ganzes Contingent zur Verfügung zu stellen; der
Ausschuß berichtet über den Trüger der holsteinischen
Stimme und beantragt: dieselbe sei zu suspendiren, bis
der Bund entschieden habe, wcr der rechtmäßige Sou-
verain sei; Oesterreich und Preußen geben die gemein-
schaftliche Erklärung, sie hielten sich an das Londoner
Protokoll und seien bereit es auszuführen, jedoch be-
trachteten sie es für ein unzertrennliches Ganze mit den
vorausgegangenen Verhandlungen und Versprechungen
Dänemarks; auch fprechen sie sich für das Erbrecht
Dänemarks in Lauenburg aus.

— Am Samstag Abend ist es zu Thätlichkeiten
zwischen Soldaten der dortigen preußischen Garnifon
 
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