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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0271

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Schwetzinger Wochenblatt.

F°67._Sarnslag. 22. Angnst_1863.

Erschemt Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzittgen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u ndscha u.

Äefierreich. Der Erzbischof von Trient hat von
der österreichischen Regiernng eine „Abmahnung" er-
halten, noch ferner, so nne er gethan, gegen die Pro-
testanten aufzutreten. Hierbei soll es für diesmal sein
Bewenden haben und die strafgerichtliche Untersuchung
wegen des Hirtenbrieses unterbleiben. Der tyrolische
Staatsanwalt Haßlwanter hat so etwas wie einen Ver-
weis erhalten.

Preußen. Berlin, 19. August. Hiesige Bank-
häuser haben aus Königsberg ein Telsgramm erhalten,
nach welchem die Petersbnrger Bank die Zahlungen in
Jmperialien suspendirt hätte.

Buyerrr. Speper. Man glaubt hier allgemein,
der Kaiser von Oesterreich werde bei seiner Rückkehr
von Frankfurt unsern Dom besichtigen, wo sein erha-
bener Ahnherr, Rudolph von Habsburg, ruht und dessen
Vorhalle er erst vor wenigen Jahren mit kaiserlicher
Mllnificenz hat wieder herstellen und ausschmücken lassen.

Baden. Mannheim. Wie verlautet, werden
II. HH. Prinz und Prinzessin Wilhelm nach Jhrer
Rückkunft von England im Gr. Schlosse hier wohnen.

Rastatt. Der Geburtstag S. M. des Kaisers von
Oesterreich wurde hier wie alljährlich geseiert und war
in Anbetracht der Kaiserlichen That vom 16. d. die
Stimmung eine besonders sreudig gehobene.

Jllenau. Dieser Tage verstarb dahier der vor-
malige Großh. Oberamtmann Siegel, Vater des nord-
amerikanischen Generals.

Am 12. August fand zu Mosbach das Fest des
evang. Landesvereins für äußere Mission statt und
war von etwa 2500 Festgästen besucht, worunter sich
über 100 Geistliche befanden.

Groirh. Hessen. Mainz, 18. August. Dem
um 9 Uhr 5 Minuten Abends von Bingen hierher
abgehenden Schnellzuge ist gestern in der Station Hei-
desheim durch falsche Stellung einer Ausweiche ein
Unsall zugestoßen, wobei leider der Tod des Heizers
Falk und ein Beinbruch eines hiesigen Bürgers sowie
ein Armbruch des Locomotivführers Rapp zu beklagen
ist. Sonst sind nur einige geringe Contusionen vorge-
kommen, obgleich der Packwagen stark beschädigt wurde
und nebst einem Güterwagen, der Maschine und dem
Tender vollständig aus deln Geleise gekommen und
umgestürzt war. Die Reisenden wurden durch einen
Zug von hier aus abgeholt. Gegen den Schuldigen
ist bereits eine Untersuchung eingeleitet. Mainz. Anz.

Fraukfurt, 18. August. Gestern Vormittag um
halb 11 Uhr eröffnete der Kaiser von Oesterreich die
erste Conferenz der deutschen Fürsten mit einer Rede,
welche Zeugniß gibt von den wohlwollenden Absichten
des edlen Monarchen und seinen Wünschen für die
Macht und Größe des deutschen Vaterlandes. —

Als S. M. der Kaiser geendet, sprach S. M. der
König von Bayern, und wir können wohl behaupten,
daß auch aus dieser Rede ein frischer, lebenskräftiger
Geist uns entgegenweht.

— Die Grundzüge des Kaiserlichen Reformprojects
zerfallen in 5 Abtheilungen: 1) Ein Bundesdirektorium,
2) Ein Bundesrath, 3) Ein Fürstenrath, 4) Eine Ab-
geordnetenversammlung, 5) Ein Bundesgericht.

Der König von Preußen, welcher sich bekanntlich
an der Fürsten-Conferenz nicht betheiligt, was S. M.
der Kaiser von Oesterreich in seiner Rede lebhaft be-
dauerte, wurde von sämmtlichen anwesenden Flirsten
nochmals eingeladen, und erbot sich der König von
Sachsen, besagte Einladung demselben zu überbringen.

Ueber die Festlichkeiten, welche zu Ehren der ver-
sammelten deutschen Fürsten stattfinden, berichten alle
Zeitungen übereinstimmend von der Großartigkeit der-
selben; in erste Linie gehört das inr Kaisersaal abge-
haltene Bankett rmd das dabei stattgefundene Diner,
welches aus 27 verschiedenen Speisen und 8 Weinen
bestand. — Nach dem Bankett gemeinschastliche Spazier-
fahrt durch die Stadt nach dem ehemaligen kurfürstlichen
Palais, von dessen Balkon und Fenstern aus, die hohen
Herrschasterr das Feuerwerk ansahen, welches am linken
Mairrufer abgebrannt wurde; Tausende von Menschen
waren anwesend, um des seltenen Genusses eines so
großartigen Schauspieles theilhaftig zu werden, welches
minutenlange die Nacht zum lichten Tag verwandelte;
am Schlusse des Feuerwerks erschien eine flammende
Germania von riesiger Größe, in der Rechten das
Schwert, in der Linken die hoch erhobene Fahne hal-
tend. —

Die ganze Stadt prangt in ihrem Festgewande;
aus der Zeil wurden sogar die Gaslaternen hinweg-
genommen und durch sarbige, lichtstrahlende Sterne er-
setzt. — Der Zusammenfluß der Fremden in unserer
Stadt ist ungeheuer, der Verkehr mit Eguipagen aller
Art wahrhaft beängstigend.

Frankreich. Die französischen Zeitungen ver-
säumen nicht, dwn deutschen Fürstentag ihre ungetheilte
Aufmerksamkeit zu widmen. Namentlich erkennen sie
 
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