1863.
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R n n d s ch a u.
KesLerrerch. Wien, 6. Novbr. Jn der heutigen
Unterhaussitzung wurde der jüngst nütgetheilte Ausschuß-
antrag: zur Linderung des Nothstandes in Ungarn eine
Anleihe von 20 Millionen zu bewilligen, nach lebhasten
Debatten angenommen.
PrerHen. Köln, 6. Nov. Vorige Nacht brach
in der Werkstatte der Köln-Mindener Eisenbahn Feuer
aus, welches den gesammten Ban einäscherte. Die Werk-
stätte ist bei der Aachen-Münchener llnd der Kölnischen
Gesellschaft „Colonia" mit 42000 Thaler versichert.
— An verschiedene Truppentheile soll die Ordre
ergangen sein, Alles in Bereitschaft zu setzen, was zu
einer etwaigen Mobilmachung nöthig sei. —
Bayeim. München, 4. Nov. Ein hiesiger an-
gesehener Bürger soll dem Bürgermeister Koch in Leip-
zig 1000 fl. zur Versügung gestellt haben, falls die
Errichtung eines allgemeinen Jnvalidenhauses zur Aus-
führung küme. (Bekauntlich hat Venedep den Vorschlag
geinacht, statt eines Denknlales zur Erinllerung an die
Befreiungsschlacht ein Jnvalidenhaus bei Leipzig zu er-
richten, wgs wohl als ein sehr praktischer Gedanke zu
bezeichilen ist.)
Landshut, 4. Nov. Der Magistrat hat dem hie-
sigen Arbeiterverein die Abhaltuug einer Robert-Blum-
Feier am 10. Novbr. untersagt, dagegen wird aus der,
Rheinpfalz berichtet, daß man am Vorabend des 10.
Nov. längs der Haardt Feuer anzünden wolle.
Baden. Karlsruhe. Ani 4. Nov. hat hier eine
freie Lehrerconserenz stattgefunden, welche sich entschieden
gegen die „Warnung vor eiuer drohenden Gefuhr"
aussprach.
— Wie verlautet, soll am nächsten Mittwoch eine
ähnliche Conferenz von den Lehrern Mannheims, Hei-
delbergs und der Umgebung im Harmoniesaale zu
Heidelbepg stattfinden, um über die Einführnng der Com-
munalschulen zu verhandelu.
— Am 6. d. M. sind 50 Sträflinge von Freiburg
nach Bruchsal verbracht worden, um dort, nach dem
neuen Gesetze, den Rest ihrer Strafzeit in Einzelhaft
zu erstehen.
— Mannheim, 8. Nov. Ein Artikel im „Mainzer
Jdurnal" — angeblich aus Straßburg — eifert gegen
die neue Ordnung der Dinge in Baden upd droht nicht
blvs mit einer Dazwischenkunft Oesterreichs —sondern
auch Frankreichsü! — Die bezeichnende Stelle in diesem
Artikel lautet:
„So viel kann ich Sie versichern, daß die französischeu
Katholiken Das, was in Baden geschieht, immer inehr
als eine Beleidigung auch gegen sie selbst ansehen, daß
es bald Angelegenheit Frankreichs wird und unsere
Regierung übel oder wohl der Säche nicht wird fremd
bleibeu können, es möge auch in Deutschland gefallen
oder nicht! . . . ."
„Bange machen gilt nicht!" — aber man sieht,
wozu gewisse Leute fähig wären — wenn sie die Macht
besäßen! . . .
Frankreich. Paris, 5. Nov. Das Ereigniß
des Tages ist, wie sehr natürlich, die Rede, womit der
Kaiser den gesetzgebenden Körper eröffnet hat. Auf
den Straßen, in den Cafö's, überall, wo Zwei zusam-
menstehen, wird darüber gesprochen, indem man sich
gegenseitig die durch dieselbe hervorgerufenen Ansichten
und Stimmungen mittheilt. Man kann nicht behaupten,
daß die Freunde des Friedens sich in ihren Hoffnungen
äußerst gehoben sühlen. Jm Gegentheil, schütteln die-
selben bedenklich dip Köpfe und sehen die Zukunft noch
schwärzer, als je seit den Unterhaudlungen mit Ruß-
land. Auf der Börse ist der panische Schrecken, welchen
die Worte des Kaisers hervorgebracht, zum thatsächlichen
Ausbruch gekommen, und der Geldmarkt hat durch eiu
starkes Fallen aller Course seine.Oesürchtungen offen
kund gegeben.
Paris,, 7. Nov. Die „France" meldet, daß die
vom Kaiser an sümmtliche Souveraine Europa's ge-
richteten Einladungsschreiben zu einem allgemeinen Con-
greß behufs Regelung der europäischen Fragen bereits
gestern abgegangen sind.
Gngland. London, 7. Nov. Alle hiesigen Blätter
verwerfen Napoleon's Congreß-Vorschlag, nnd bemerken,
England werde eine Revision der Karte Europa's be-
kümpfen. Die „Times" findet heute die Thronrede
weniger friedlich.
Jtalien. Turin, 1. Nov. Vom Kriegsministerium
ist an die Zeughäuser, die Geniedepots, an das Fuhr-
wesen w. die Weisung ergangen, das sämmtliche Kriegs- -
rnaterial in brauchbaren Stand zn setzen und sür ein-
tretende Fälle bereit zu halten.
Rom, 31. Octbr. Man ist um die Königiu von
Neapel besorgt. Jhr Aussehen hatte sich in ben ersten-
Tagen nach der Ankunft des Königs, von Bapern merk-
lich ausgeheitert, jetzt ist es wieder umdüstert imd deütet
auf tiefes Söelenleiden. Sie unterläßt ihre liebgewon-
nenen Uebungen und alltäglichen Gewohnheiten, sitzt