Schwetzinger Wochenblatt
F»69.
KiMölüg, 29. August
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u u d s ch a u.
.OesLerreich. Wieil, 21. August. Mau will heute
wissen, daß der Kaiser Franz Joseph gegeu ei>l directes
Volks-Parlameut, weilll eiu solches gewüllscht wird, leine
Eiuwendungen erheben werde. Auch soll sich der Kaiser
zu Modifikationeu der slleforluakte bereit erklürt habell,
insosern diese vou Preußeu als nothmendig besullden
werden sollen. — Von den Conferenzen selbst dringt
wenig Zuverlässiges iil die Oeffelltkichkeit. Soviel wird
als bestumnt versichert, daß mail nicht eher auseinander
gehen werde, bis die Rcsorvlakte ill ihren Hauptsätzen
endgiltig beschtossell sei.
'Preußen. Eiu Artikel der „Volksztg." spricht
sich über Oesterreich vlit Bezug aus das Resormprojekt
folgendermaßen aus: „Oesterreich hat den Pakt mit
Louis Napoleon geschlossen, den Preußen vor 3 Jahren
zurückgewiesen! Es zerreißt die Verträge voil 1815.
Es gibt ein Stück von Galizien den Polen hin. Es
bemilligt für Frankreich die Grenzen des ersteu Pariser
Friedens, und erhält dasür das Kaiserthuin in Deutsch-
laild, worin der preußische Staat auf ein kleines König-
thuur reduzirt wird." — Solche Arguiilentatioll bedarf
mohl keiner Widerlegung! Das offene, mäunliche Auf-
treten des Kaisers von Oesterreich ist geeignet, auch
jedeu Gedankell all eine hinterlistige Politir zu beseitigen.
— Das deutsche Volk begrüßt mit Jubel deujenigen
Fürsten, der den Muth und den guteil Willeu hat, der
deutschen Natiou deu Weg zur Einheit zu bahnen und
ihr Ailtheil gibt, ail ihrem Geschicke mitberathen zu
dürfell! Das deutsche Volk ist mündig uud verlangt
nach Thateu! —
Wttyerrr. Müilchen, 25. August. Das jetzige
Kriegsbudget ist um 1,800,000 fl. niedriger als das-
jenige der vorhergehenden Finanzperiode. Das Volk
sieht nlit Freudeu solche Ersparnisse, die eiilen nllge-
nleineil Steuernachlaß zur Folge habeu.
Snchsen. Jn Dresden beabsichtigt man, deu
König bei seiuer Rückkehr vou Frauksurt sestlich zu
empsangen. Auch in diesem Laude ist nlan jetzt mit
der Haltung der Negierung sehr zufrieden, wozu das
Austreten des Hrn. Miilister v. Beust beim deutscheu
Turuseste in Leipzig nicht wenig beigetragen.
WürtLemberg. Wie fast au allen Orten in
uuserem lieben deutschen Vaterlande, so wurde auch iil
Stuttgart zum Gedächtuiß des vor 50 Jahreu im
Kampfe für die Freiheit gesallenen Theodor Köruer
eiil Bodtenfest gefeiert. Der „Liederkranz" trug sinige
Lieder von Körner tSchwertiied, Gebet währeud der
Schlacht, Lützow's wilde Jagd re.) in sehr gelnngener
Weise vor; Or. Blum hielt die Festrede, ill welcher er
deu begeisterteu Sänger, den todesmuthigeil Jüngling
feierte, welcher deu Heldentod sür's Vaterland gestorben.
Badett. Das Gesetz über Erstehung der Arbeits-
hausstrase in Einzelhast wird nach den getrofsenen An-
orduuilgen mit dem 1. Okrober d. I. iu Wirksamkeit
treteu. Ob es jedoch aus die verurtheilten Arbeitshaus-
sträflinge Anwendung finden wird, ist nach der „Bad.
Landesztg." zweifelhast, da dereil Zahl (250) zu groß
ist, um mit den bereits in Bruchsal befindlichen Ge-
saugenen (160) rlutergebracht zu werdeu. Es wird da-
her nur aus Neuverurtheilte Anwendung fiildeil.
Badeil-Baden, 24. Angust. Die Fremdeuliste steht
jetzt auf 32,622. Uuter den gesteril hier augekommeuen
Fremdeil befindet sich auch Maguau, Marschall von
Frankreich, der Herzog von Richelieu ebelldaher und
Generalmnsikdirektor Nleperbeer aus Berlin.
Heidelberg, 23.August. Von hier aus wird dem
„Mh. I." geschrieben: „Mau hat die Wahruehmuug
gemacht, daß sich in den Ortsgemarkungen der Neckar-
ebeue, besonders auch im Amtsbezirk Schwetzingen,
Trupps voil Vagabuuden, Zigeuueru (?) ulld heinlath-
losen Persoueu heruultreiben, welche aus Fraukreich
gekommen seiu iolleu. Dieselben habeil sich schou in
unmittelbare Nähe. hiesiger Stadt gewagt (!) Von aus-
salleuden Vergehen dieser herumziehellden Personeu hat
man bis jetzt noch wenig vernommen, wohl aber von
Betteln und zudringlichem Wesen." (Hoffeu wir, daß
diese grauenhafte Mittheilung bei näherer Nachsorschuug
sich so bedeutend reduzirt wie seiuer Zeit die haarsträu-
bende Wolssgeschichte.)
Großh. Hessen. Mainz, 25. August. Heute
wurde der Jnristentag unter Betheiligung von etwa
700 Mitgliedern eröffnet. (Man rechnet aus die Be-
theiliguug vou etwa 3000 Juristen!)
Frattkfnrt, 23. Auguft. Es wurde wiederholt
mitgetheilt, daß beim Druck der Eröffnungsrede des
Kaisers von Oesterreich mehrere Stelleu weggelassen
worden seieil. Jn der „Rhein. Zeitg." ist schon vor
mehrereil Tagen und bis heilte unwiderlegt solgende
Stelle als eine der weggelassenen bezeichnet worden:
„Mit dem alten Systein habe ich es so eutschieden und
so lange versucht, als nur irgend Jemaild, und ich bin
zn der Ueberzeugung gelangt, daß es damit ilicht mehr
geht. Und ich glaube, daß wenn das alte L-pstem in
der stürksteu Hand, bei der müchtigsten Regieruilg in
F»69.
KiMölüg, 29. August
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u u d s ch a u.
.OesLerreich. Wieil, 21. August. Mau will heute
wissen, daß der Kaiser Franz Joseph gegeu ei>l directes
Volks-Parlameut, weilll eiu solches gewüllscht wird, leine
Eiuwendungen erheben werde. Auch soll sich der Kaiser
zu Modifikationeu der slleforluakte bereit erklürt habell,
insosern diese vou Preußeu als nothmendig besullden
werden sollen. — Von den Conferenzen selbst dringt
wenig Zuverlässiges iil die Oeffelltkichkeit. Soviel wird
als bestumnt versichert, daß mail nicht eher auseinander
gehen werde, bis die Rcsorvlakte ill ihren Hauptsätzen
endgiltig beschtossell sei.
'Preußen. Eiu Artikel der „Volksztg." spricht
sich über Oesterreich vlit Bezug aus das Resormprojekt
folgendermaßen aus: „Oesterreich hat den Pakt mit
Louis Napoleon geschlossen, den Preußen vor 3 Jahren
zurückgewiesen! Es zerreißt die Verträge voil 1815.
Es gibt ein Stück von Galizien den Polen hin. Es
bemilligt für Frankreich die Grenzen des ersteu Pariser
Friedens, und erhält dasür das Kaiserthuin in Deutsch-
laild, worin der preußische Staat auf ein kleines König-
thuur reduzirt wird." — Solche Arguiilentatioll bedarf
mohl keiner Widerlegung! Das offene, mäunliche Auf-
treten des Kaisers von Oesterreich ist geeignet, auch
jedeu Gedankell all eine hinterlistige Politir zu beseitigen.
— Das deutsche Volk begrüßt mit Jubel deujenigen
Fürsten, der den Muth und den guteil Willeu hat, der
deutschen Natiou deu Weg zur Einheit zu bahnen und
ihr Ailtheil gibt, ail ihrem Geschicke mitberathen zu
dürfell! Das deutsche Volk ist mündig uud verlangt
nach Thateu! —
Wttyerrr. Müilchen, 25. August. Das jetzige
Kriegsbudget ist um 1,800,000 fl. niedriger als das-
jenige der vorhergehenden Finanzperiode. Das Volk
sieht nlit Freudeu solche Ersparnisse, die eiilen nllge-
nleineil Steuernachlaß zur Folge habeu.
Snchsen. Jn Dresden beabsichtigt man, deu
König bei seiuer Rückkehr vou Frauksurt sestlich zu
empsangen. Auch in diesem Laude ist nlan jetzt mit
der Haltung der Negierung sehr zufrieden, wozu das
Austreten des Hrn. Miilister v. Beust beim deutscheu
Turuseste in Leipzig nicht wenig beigetragen.
WürtLemberg. Wie fast au allen Orten in
uuserem lieben deutschen Vaterlande, so wurde auch iil
Stuttgart zum Gedächtuiß des vor 50 Jahreu im
Kampfe für die Freiheit gesallenen Theodor Köruer
eiil Bodtenfest gefeiert. Der „Liederkranz" trug sinige
Lieder von Körner tSchwertiied, Gebet währeud der
Schlacht, Lützow's wilde Jagd re.) in sehr gelnngener
Weise vor; Or. Blum hielt die Festrede, ill welcher er
deu begeisterteu Sänger, den todesmuthigeil Jüngling
feierte, welcher deu Heldentod sür's Vaterland gestorben.
Badett. Das Gesetz über Erstehung der Arbeits-
hausstrase in Einzelhast wird nach den getrofsenen An-
orduuilgen mit dem 1. Okrober d. I. iu Wirksamkeit
treteu. Ob es jedoch aus die verurtheilten Arbeitshaus-
sträflinge Anwendung finden wird, ist nach der „Bad.
Landesztg." zweifelhast, da dereil Zahl (250) zu groß
ist, um mit den bereits in Bruchsal befindlichen Ge-
saugenen (160) rlutergebracht zu werdeu. Es wird da-
her nur aus Neuverurtheilte Anwendung fiildeil.
Badeil-Baden, 24. Angust. Die Fremdeuliste steht
jetzt auf 32,622. Uuter den gesteril hier augekommeuen
Fremdeil befindet sich auch Maguau, Marschall von
Frankreich, der Herzog von Richelieu ebelldaher und
Generalmnsikdirektor Nleperbeer aus Berlin.
Heidelberg, 23.August. Von hier aus wird dem
„Mh. I." geschrieben: „Mau hat die Wahruehmuug
gemacht, daß sich in den Ortsgemarkungen der Neckar-
ebeue, besonders auch im Amtsbezirk Schwetzingen,
Trupps voil Vagabuuden, Zigeuueru (?) ulld heinlath-
losen Persoueu heruultreiben, welche aus Fraukreich
gekommen seiu iolleu. Dieselben habeil sich schou in
unmittelbare Nähe. hiesiger Stadt gewagt (!) Von aus-
salleuden Vergehen dieser herumziehellden Personeu hat
man bis jetzt noch wenig vernommen, wohl aber von
Betteln und zudringlichem Wesen." (Hoffeu wir, daß
diese grauenhafte Mittheilung bei näherer Nachsorschuug
sich so bedeutend reduzirt wie seiuer Zeit die haarsträu-
bende Wolssgeschichte.)
Großh. Hessen. Mainz, 25. August. Heute
wurde der Jnristentag unter Betheiligung von etwa
700 Mitgliedern eröffnet. (Man rechnet aus die Be-
theiliguug vou etwa 3000 Juristen!)
Frattkfnrt, 23. Auguft. Es wurde wiederholt
mitgetheilt, daß beim Druck der Eröffnungsrede des
Kaisers von Oesterreich mehrere Stelleu weggelassen
worden seieil. Jn der „Rhein. Zeitg." ist schon vor
mehrereil Tagen und bis heilte unwiderlegt solgende
Stelle als eine der weggelassenen bezeichnet worden:
„Mit dem alten Systein habe ich es so eutschieden und
so lange versucht, als nur irgend Jemaild, und ich bin
zn der Ueberzeugung gelangt, daß es damit ilicht mehr
geht. Und ich glaube, daß wenn das alte L-pstem in
der stürksteu Hand, bei der müchtigsten Regieruilg in