Schwetztnger Wochenblatt
F°15._Samslag, 21. Icl»».,r_1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljührlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
RHndschau.
Oesteribeich. Wi'en. Es herrscht schon in diesem
Augenblicke aus Anlaß der polnischen Frage eine außer-
ordentliche Thätigkeit in der Diplomatie. Graf Rech-
berg conferirte in den letzten Tagen zu wiederholten
Malen mit den Mtschaftern von England und Frank-
reich, und glaube ich Jhnen mit Bestimmtheit melden
zu können, daß diese drei Cabinette darin einig sind,
daß schon im Jnteresse der Humanität ein Versuch ge-
macht werden müsse, den Kämpfen in Polen ein Ziel
zu setzen.
Bregenz, 15. Febr. Heute starb nach längerem Leiden
Ferdinand Fenner v. Fenneberg, 44 Jahre alt. Der-
selbe ist bekannt aus dem Jahre 1848, mo er nnt
dem Kommando der Wiener Bürgerwehr betraut war.
Preulßen. Berlin, 18. Febr. Die Abgeord-
neten Schultze-Delitzsch und v. Carlowitz richten an
den Minister v. Bismark die Frage: „ob zwischen der
kölüglicheil Staatsregierung und der kaiserlich russischeil
Regierung ein Vertrag zur Hilfeleistung bei der Unter-
drückuilg des Aufstandes im Königreich Polen abge-
schlossen, und welches ist in diesem Falle ihr Jnhalt?"
Herr v. Bismark antwortete ablehnend. — Die frei-
sinnige Partei hat sich hierauf dahin ausgesprochen:
„Das Juteresse Preußens fordere, keinen Theil zu be-
günstigen; keiner dürse daher das preußische Gebiet
betreten, ohne entwaffnet zu werden."
Bayern. Die gegenwärtig in Würzburg ver-
sammelten Kreis-, Handels- und Gemerberüthe von
Unterfranken und Aschaffenburg haben sich einstimmig
für Einführüng der Gewerbefreiheit erklürt, was um
so mehr Beachtung v^rdient, da die meisten derselben
vor Jahresfrist entschiedeile Gegner der Gewerbefreiheit
waren.
Sachsen. Wiederum hat die Regierung mehreren
politischen Flüchtlingen die straffreie Nückkehr in ihr
Vaterland gestattet.
Leipzig. Ein Comits zur Erinnerungs-Feier an
die Völkerschlacht hat sich hier gebildet.
Baden. Mannheim. Nach einer Mittheilnng
in der „Bad. Landesztg." wäre Aussicht vorhanden,
daß die Räume des hiesigen Schlosses, welche I. K. H.
die verstorbene Frau Großherzogin Stephanie bewohnte,
künftighin, wenn auch nur zeitweise, von einer hohen
Familie bewohnt werden sollen. — Dadurch würde ein
schon lange und sehnlichst gehegter Wunsch der Mann-
heimer in Erfüllung gehen und dem ehrwürdigen Schlosse,
welches an so viele erhabene Momentß in unserer Ge-
schichte erinnert, neuer Glanz verliehen werden.
Nach dem „M. Anz." findet in Bälde die Entschei-
dung des Großh. Staatsministeriums in Betreff der
Erbauung einer stehenden Rheinbrücke bei Mannheim
statt; man sieht derselben mit Spannung entgegen.
Krli'hessen. Kassel. Die Staatsregierung hat
die Weisung ertheilt, die den Mitgliedern der vorigen
Ständeversammlung verweigerten Diäten und Neisekosten
sammt Zinsen und Prozeßkosten auszuzahlen.
Frankrerch. Paris. Die „Opin. nat." enthält
eine öffentliche Danksagung der hier lebenden polnischen
Jugend an die französischen Studenten, welche vor
wenigen Tagen eine Demonstration zu Gunsten Polens
gemacht haben. — Die Unterzeichner der Adresse zeigen
gleichzeitig in ihrem und ihrer Kameraden Namen an,
daß sie abreisen, um für die Unabhängigkeit ihres
Vaterlandes zu kämpfen. — Ladislaus Mickiewicz hebt
dabei hervor, daß schon viele junge Emigranten in den
Reihen der Aufständischen sich befinden und daß selbst
mit Jahren und Familie beladene Veteranen entweder
schon abgereist sind'oder ihre Vorbereitung zur Abreise
treffen.
Jtalien. Rom. Der Carneval ist durch das
Manisest des National-Comites vollständig geftört wor-
den. Die Wagen sind vom Corso verschwunden. Die
Gegner haben versucht, sich auf dem Monte Pincio zu
vereinigen, wo sie auf die Gendarmerie geschimpft haben,
die sie zerstreut hat. — Ein nachtheiliges Pulver ist auf
den Maskenbällen ausgestreut worden.
Turin, 16. Febr. Das Räuberwesen hat in Jtalien
furchtbar überhand genommen. Die 200 Mann starke
Bande Tristam) hat in der Nühe von Postena eine
Compagnie unserer Truppen angegriffen. Nach einem
Kampfe von zwei Stunden haben sich die Räuber auf
päpstliches Gebiet zurückgezogcn. Die Truppen haben
nicht gelitten, die Räuber dagegen bedeutende Blutspuren
zurückgelassen.
Der Pole Ponpnski, Generalmajor der Cavallerie
in der italienischen Armee, hat seine Entlassung ge-
nommen und ist augenblicklich nach Polen abgereist.
RnHland. Mieroslawsky soll nun wirklich in
Polen sein; ob er aber beim Langiwiczschen Corps oder
im Krakauischen bei Kurowski sich befindet, ift noch
nicht bekannt. Mit letzterem wurde Mieroslawsky im
Jahre 1846 zum Tode verurtheilt. — (Dieser General
ist auch in Baden aus dem Jahre 1849 her bekannt,
F°15._Samslag, 21. Icl»».,r_1863.
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Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
RHndschau.
Oesteribeich. Wi'en. Es herrscht schon in diesem
Augenblicke aus Anlaß der polnischen Frage eine außer-
ordentliche Thätigkeit in der Diplomatie. Graf Rech-
berg conferirte in den letzten Tagen zu wiederholten
Malen mit den Mtschaftern von England und Frank-
reich, und glaube ich Jhnen mit Bestimmtheit melden
zu können, daß diese drei Cabinette darin einig sind,
daß schon im Jnteresse der Humanität ein Versuch ge-
macht werden müsse, den Kämpfen in Polen ein Ziel
zu setzen.
Bregenz, 15. Febr. Heute starb nach längerem Leiden
Ferdinand Fenner v. Fenneberg, 44 Jahre alt. Der-
selbe ist bekannt aus dem Jahre 1848, mo er nnt
dem Kommando der Wiener Bürgerwehr betraut war.
Preulßen. Berlin, 18. Febr. Die Abgeord-
neten Schultze-Delitzsch und v. Carlowitz richten an
den Minister v. Bismark die Frage: „ob zwischen der
kölüglicheil Staatsregierung und der kaiserlich russischeil
Regierung ein Vertrag zur Hilfeleistung bei der Unter-
drückuilg des Aufstandes im Königreich Polen abge-
schlossen, und welches ist in diesem Falle ihr Jnhalt?"
Herr v. Bismark antwortete ablehnend. — Die frei-
sinnige Partei hat sich hierauf dahin ausgesprochen:
„Das Juteresse Preußens fordere, keinen Theil zu be-
günstigen; keiner dürse daher das preußische Gebiet
betreten, ohne entwaffnet zu werden."
Bayern. Die gegenwärtig in Würzburg ver-
sammelten Kreis-, Handels- und Gemerberüthe von
Unterfranken und Aschaffenburg haben sich einstimmig
für Einführüng der Gewerbefreiheit erklürt, was um
so mehr Beachtung v^rdient, da die meisten derselben
vor Jahresfrist entschiedeile Gegner der Gewerbefreiheit
waren.
Sachsen. Wiederum hat die Regierung mehreren
politischen Flüchtlingen die straffreie Nückkehr in ihr
Vaterland gestattet.
Leipzig. Ein Comits zur Erinnerungs-Feier an
die Völkerschlacht hat sich hier gebildet.
Baden. Mannheim. Nach einer Mittheilnng
in der „Bad. Landesztg." wäre Aussicht vorhanden,
daß die Räume des hiesigen Schlosses, welche I. K. H.
die verstorbene Frau Großherzogin Stephanie bewohnte,
künftighin, wenn auch nur zeitweise, von einer hohen
Familie bewohnt werden sollen. — Dadurch würde ein
schon lange und sehnlichst gehegter Wunsch der Mann-
heimer in Erfüllung gehen und dem ehrwürdigen Schlosse,
welches an so viele erhabene Momentß in unserer Ge-
schichte erinnert, neuer Glanz verliehen werden.
Nach dem „M. Anz." findet in Bälde die Entschei-
dung des Großh. Staatsministeriums in Betreff der
Erbauung einer stehenden Rheinbrücke bei Mannheim
statt; man sieht derselben mit Spannung entgegen.
Krli'hessen. Kassel. Die Staatsregierung hat
die Weisung ertheilt, die den Mitgliedern der vorigen
Ständeversammlung verweigerten Diäten und Neisekosten
sammt Zinsen und Prozeßkosten auszuzahlen.
Frankrerch. Paris. Die „Opin. nat." enthält
eine öffentliche Danksagung der hier lebenden polnischen
Jugend an die französischen Studenten, welche vor
wenigen Tagen eine Demonstration zu Gunsten Polens
gemacht haben. — Die Unterzeichner der Adresse zeigen
gleichzeitig in ihrem und ihrer Kameraden Namen an,
daß sie abreisen, um für die Unabhängigkeit ihres
Vaterlandes zu kämpfen. — Ladislaus Mickiewicz hebt
dabei hervor, daß schon viele junge Emigranten in den
Reihen der Aufständischen sich befinden und daß selbst
mit Jahren und Familie beladene Veteranen entweder
schon abgereist sind'oder ihre Vorbereitung zur Abreise
treffen.
Jtalien. Rom. Der Carneval ist durch das
Manisest des National-Comites vollständig geftört wor-
den. Die Wagen sind vom Corso verschwunden. Die
Gegner haben versucht, sich auf dem Monte Pincio zu
vereinigen, wo sie auf die Gendarmerie geschimpft haben,
die sie zerstreut hat. — Ein nachtheiliges Pulver ist auf
den Maskenbällen ausgestreut worden.
Turin, 16. Febr. Das Räuberwesen hat in Jtalien
furchtbar überhand genommen. Die 200 Mann starke
Bande Tristam) hat in der Nühe von Postena eine
Compagnie unserer Truppen angegriffen. Nach einem
Kampfe von zwei Stunden haben sich die Räuber auf
päpstliches Gebiet zurückgezogcn. Die Truppen haben
nicht gelitten, die Räuber dagegen bedeutende Blutspuren
zurückgelassen.
Der Pole Ponpnski, Generalmajor der Cavallerie
in der italienischen Armee, hat seine Entlassung ge-
nommen und ist augenblicklich nach Polen abgereist.
RnHland. Mieroslawsky soll nun wirklich in
Polen sein; ob er aber beim Langiwiczschen Corps oder
im Krakauischen bei Kurowski sich befindet, ift noch
nicht bekannt. Mit letzterem wurde Mieroslawsky im
Jahre 1846 zum Tode verurtheilt. — (Dieser General
ist auch in Baden aus dem Jahre 1849 her bekannt,