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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0107

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Schlvetzinger Wochenblatt.


F« 26.

Mittlvoch, 1. April

1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: rnonatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

Einladung zinn Abonnement.

Mit der heutigen Nummer beginnt wieder ein neues
Abonnement auf das „Schwetzinger Wochenblatt," zll
welchem wir hiermit ergebenst einladen. — Zur Nuf-
nahme von Anzeigen empfehlen wir unser Blatt ganz
besonders, und erhalten folche eine ausgedehnte Ber-
breitung. Die Verleger.

Nundscha u.

Oeskerreich. Wien, 26. März. Die Grenzver-
letzung durch die Russen ist eine sehr ernste Sache; die
Kosaken, welche die österreichische Grenzwache mißhan-
delten, mögen unzurechnungsfähig sein, aber unerhört
bleibt das Benehiuen der an der Sache betheiligten
russischen Offiziere, unter welchen sogar ein Stabsoffizier
war. Jch kann Jhlien übrigens versichern, daß Herr
v. Balabine im vollsten Maße die Entrüstung theilt,
von welcher hier alle Welt erfüllt ist. Er nahm be-
reits eine nach St. Petersburg gerichtete energische
Reklamation des österreichischen Kabinets entgegen.

Die „Allgemeine Zeitung" berichtet hieriiber Folgendes: Die
von den Russen verfolgten Jnsurgenten traten von dem jen-
seitigen Dorfe Czernichow nach den diesseitigen unweit der Grenze
liegenden Dörfern Czulice und Karniow über. Etwa 300 Ko-
saken verfolgten fie bis zu den Edelhöfen in beiden Dörfern,
tödteten und verwundeten mehrere auf den Feldern. Von den
40 bis 50 nach Czulice eingedrungenen Kosaken wurde die da-
selbst gerade anwesende kleine österreichische Militärabtheilung
von 13 Mann entwaffnet, einer verwundet und eine Schildwache
erschossen. Auf den die Abtheilung commandirenden österreichischen
Lieutenant, der herbeieilte, drangen die Kosaken ein, achteten
nicht auf seine Vorstellung, feuerten nach ihm und brachten ihn,
seiner Uhr und seiner Baarschaft (die obendrein größtentheils in
der eben erhaltenen zur Austheilung an die Soldaten bestimmten
Löhnung bestand) beraubt, als Gefangenen sammt der entwaffneten
Mannschaft zu dem bei den Gränzpfählen mit 700—800 Dra-
gonern haltenden ruffischen Obersten. Auf die Vorstellung des
Lieutenants, daß eine Grenzverletzung ftattgefunden, soll ent-
gegnet worden sein, daß das österreichische Militür die Jnsur-
genten nicht hätte schützen sollen. Der Oberft ließ Offizier und
Mannschaft zwar sofort zurückkehren unter Rückgabe der Waffen,
aber weder erhielt der Lieutenant die ihm geraubte Uhr und
das ihm und der Mannschaft genommene Geld, noch die letztere
die ihr abgenommene Munition. Die Spuren der Kugeln sind
an den Wänden des Hofes in Czulice überall sichtbar. Auch in
den Hof zu Karniow, wo eine österreichische Abtheilung eben
die Jnsurgenten entwaffnete, wurde während dieses Geschäftes
von den Kosaken geschossen. Der russische Oberst verweigerte
seinen und des Regiments Namen anzugeben.

Langiewicz ist auf Ehrertwork freigegeben, ebenso
seine nächste Umgebung, müß aber einstweilen seinen
Ausenthalt ül Briüm nehmen. Von einer Auslieferung
übergetretener Jnsurgenten ist keine Rede. (Allg. Z.)

Preusren. Berlin, 25. März. Dem Prinzen
Wilhelm von Baden wurde am Geburtstag des Königs
im königlichen Schlosse ein Hochzeitsgeschenk von dem
Offizierkorps der Garde - Artillerie-Brigade überreicht,
worüber derselbe, sowie dessen sunge Gemahlin, ihre
besondere Freude ausdrückten. Das Geschenk bestalld
in einem höchst werth- nnd kunstvollen Erzeugnisse der
Holzschnittkunst: einer Uhr nebst Consol (5 Fuß hoch),
welche außer vielen sinnreichen, auf die Vermühlung
Bezug habenden Nlotiven die Front der lleuell Artillerie-
Caserne in gelungenster Weise darstellt. (F. I.)

Bayern. Landau, 24. März. Wie der Pf.
Kur. vernimmt, soll das Gesuch der protestantischen
Lehrer hiesigen Dekanats, der allgemeinen deutschen
Lehrerversammlung in Mannheinl anwohnen zu können,
von der Regierung abschlägig beschieden worden sein.

Baden. Karlsruhe, 27. März. Soeben gegen
3 Uhr ist Prinz Wilhelm mit Gemahlin unter den Zu-
rnfen einer dichtgedrängten Volksmenge, durch die ge-
schnlückten Straßen der Stadt in sein Palais eingezogen.
Der rnssische Gesandte am hiesigen Hose war dem hohen
Paare bis Heidelberg, II. KK. HH. der Großherzog
und die Großherzogin bis Weingarten entgegengesahren.

Mannheim, 26.März. (Schwurgericht.) Heutewurde
der Dienstknecht Johann Dorn vonl Schwurgerichte
wegeil Fälschung von Urkunden zum Nachtheile seines
Dienstherrn, des Landwirthes Jakob Schröder vom
Münchhofe bei Neuenheim, zu einer Kreisgefüngnißstrafe
voll 4 Wochen und zunl Ersatze von 300 fl. verurtheilt.

Jn der Sitzung vom 27. wurde Gottfried Heid
von Maner wegen Vergehen wider die Sittlichkeit zu
eiller Arbeitshausstrafe von 2 Jahren verurtheilt.

Jn der ain gleichen Tage nm 11 Uhr beginnenden
Sitzuilg wurde der 16jährige Schnhinacherlehrling Weiß-
mann von Großrinderfeld wegen Vergistnngsversuchs
seines Lehrherrn zu einer 3jährigen Arbeitshausstrafe
verurtheilt, wobei sein jugendliches Alter besonders
berücksichtigt wurde.

Jn der Sitzung vom 28. wnrde Christine Langjahr
von Knielingen megen Kindsmord zu 6 Jahren Zucht-
hansstrafe vernrtheilt.

Jn der Nachmittagssitzung desselben Tages saß der
schon 5 Mal wegen Diebstahl und Raubversnch bestrafte
Johann Egid Eiermann vvn Höpfingen wegen ge-
sährlichen Diebstahls aus der Bank der Angeklagten.
Derselbe war 3 Tage vorher aus dem Transport ent-
sprungen, und hatte mittelst Einsteigen in das Haus
des Melchior Berberich in Hardheim Verschiedenes ent-
 
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