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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0343

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Schwetzinger Wochenblatt


K85.

Smnslag, 24. Dctalicr

1863.

Erscheint Mittivoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betresfenden Boten.

Die Boten haben sür das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Oefierreich. Wien, 21.Oct. Minister v. Rech-
berg reist heute nach Nürnberg, um einer Conferenz
der dorthin berufenen auswürtigen Minister der bedeu-
tendsten „Reform-Staaten" anzuwohnen; der Hauptzweck
dieser Conferenz foll in der auf die preußische Ableh-
nung zu gebenden Antwort an das Berliner Cabinet
bestehen. Es foll das beste Einvernehmen unter allen
„Neform- Staaten" herrschen.

PreuHen. Köln, 20. Octbr. Das Refultat der
Urwahlen aus den Wahlbezirkeli von Köln, Düren, Stol-
berg, Bonn, Crefeld, Altena, Minden, Greifswald,
Düsseldorf, Coblenz, Elberfeld, Duisburg, Dortmund,
Solingen und Bielefeld ist entschieden im Sinne der
Fortschrittspartei ausgefallen, dergestalt, daß die alten
Abgeordneten mit großartigen, hie und da an Einstim-
migkeit grenzenden Majoritäten gewühlt werden dürften.
Die Theilnahme der Bürger an den Wahlen war eine
sehr zahlreiche, in mehreren Bezirken wurde sogar ein
Zuwachs der Abstimmenden gegen die Wahlen ini vori-
gen Jahre constatirt.

Bayern. Zweibrücken, 19. Octbr. Nach der
vom Comitü veröffentlichten Schluß - Nechnung unseres
Schützenfestes verbleibt ein Ueberschuß von 640 fl. 14 kr.
Dieses günstige Resultat ließ sich schon zur Zeit des
Festes vorausfehen, man durfte nur die enorme Fre-
quenz der Festbesucher und den geringen Aufwand, den
das Fest-Comits zu bestreiten hatte, richtig würdigen.

Neustadt, 18. Oct. Ueber der Eingangspsorte
der Niaxburg (dem wohlbekannten früheren Hambacher
Schlosse), wehte heute frühe eine große fchwarze Flagge
mit der Jnschrift: „18. October 1863. Wenn heut'
ein Geist herniederstiege!"

Kelheim, 18. Octbr. König Ludwig hat heute
die feierliche Eröffnung der Befreiungshalle vollzogen.
Auf Einladung des Königs waren hierzu die ersten
militürischen Persönlichkeiten von der österreichischen,
preußifchen, baprischen, hannöverischen und württember-
gifchen Armee erfchienen. Dieselben wurden von deni
König auf der obern üußern Terrasse mit folgenden
Worten empfangen: „Willkommen, tapfre Krieger des
Befreiungskampfes, willkommen alle. Es ist Dentfch-
lands herrlichste Zeit, an ibr wollen wir nns halten.
Jch kann nur sagen, was ich hier, in der Befreiungs-
halle geschrieben habe: Möchten die Deutschen uie ver-
gefsen, was den Befreiungskampf nothwendig gemacht,
noch wodurch sie gesiegt."

Württemberg. Stuttgart, 18. Oct. Nach dem
„Schw. Merk." waren gestern Abend auf den Höhe-
punkten Württemberg's nicht weniger als 235 Feuer
sichtbar. Wer hätte es wohl vermocht, alle die Feuer
zu zühlen, welche an diesem Abend und zu gleicher
Stunde im ganzen Vaterlande wie Opferflammen zum
Himmel hinanschlugen? Glichen sie nicht der Morgen-
röthe einer neuen Zukunft, die uns mahnen sollte, fort
und fort für die höchsten Güter der Menfchheit zu rin-
gen, bis daß die Sonne der Freiheit das ganze liebe
Vaterland bescheint?! —

Sachsen. Leipzig, 18. Octbr. Daß die Feier
des 18. October hier, wo unsere Vüter für die Be-
freinng des Vaterlandes fielen und zu Tausenden bei-
einander ruhen, ani großartigsten vor sich gehen würde,
war natürlich. Der Fackelzug, welcher am Vorabend
stattfand, war der bedeutendste, den noch je eine deutsche
Stadt gesehen; er zählte an 7000 Lichter. Am 18.
Vormittags ordnete sich der Festzug, unter Anführung
des 80jührigen preußischen Generals v. Pfuel, der im
Jahr 1815 Commandant von Paris war; er war 2
Stunden lang und hatten sich mindestens 20,000 Per-
sonen daran betheiligt. Die Festlichkeiten dauerten von
Morgens 10 bis Abends 5 Uhr. (Wie wenige der
anwesenden Krieger mochten wohl vor 50 Jahren an
die Möglichkeit geglaubt haben, heute noch einmal das
Schlachtfeld betreten zu dürfen?)

Baden. Eine Correspondenz in der „A. A. Z."
besürwortet dringend die Gründung einer Zeitung in
Baden, welche ausschließlich die Jnteressen der Groß-
deutfchen vertreteu sollte; ohne ein eigenes Organ, heißt
es in erwähnter Correspondenz, wird diese Partei nie
Einfluß im Lande erhalten.

Man schreibt aus Pforzheim, daß troß der krie-
gerischeu Zustände in Amerika sich doch der Verkehr in
Erzeugniffen dortiger Bijouteriefabriken hebe, was man
hauptsächlich der Spekulation verdanke, die stets neue
geschmackvolle und billige Waaren zu liefern sich bestrebe.
Das Kunstgeschäft des Herrn C. Siebenpfüffer wird
von Pforzheim nach Karlsruhe übersiedeln, was vielen
Fabrikanten nicht lieb ist, da sie nur ungerne diese tüch-
tige bewährte Kraft entbehren.

Jn Freiburg liegt jetzt ebenfalls die Adresse an
den Kaiser von Oesterreich zur Unterzeichnung auf und
soll nach dem „Bad. Beobachter" die Theilnahme aus
allen Kreifen der Gesellschaft eine rege sein.

Kurhesseri. Am 18. October legte der Kursürst
deu Grundstein zu dem Denkmale, welches auf dem
 
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