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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0344

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Forst fitr die durch die Franzosen Erschosselren errichtet
werden soll. Zu vem Festmahle der Veteranen sandte
der Kurfürst 300 Flaschen Champagner! —

Frattkfurt, 20. Oct. Der Cassier eines der be-
deutendsten hiefigen Bankhäuser ist nnt der Summe
von 65000 fl. durchgegangen. — Wie verlautet, wurde
derselbe in London ertappt, und war noch im Besitze
von 50,000 fl.

Dciuemark, Kopenhagen, 17. Octbr. Die
dänische Negierung hat die Zusammenziehung ansehn-
licher Truppencorps an der Südgrenze Schleswigs an-
geordnet.

Frankrerch. Paris. Der Herzog von Malakoff,
welchen der Kaiser zum Gouverneur der Jnvaliden er-
nennen wollte, hat fich bestimmt geweigert, diesen Posten
anzunehmen.

Jtalierr. Neapel, 18. Oct. Jn der Basilicata
in einem Gehölze nahmen dieser Tage vier Räuber ein
15jühriges Mädchen gefangen, mißbrauchten sie zuerst
aus empörende Weise und erschossell dieselbe nachher.

MrHlarrd. Warschau, 19. Oct. Jn dem Ge-
bäude der Magistratur brach Feuer aus und zwar an
drei Stellen zugleich, weshalb man Brandstiftung ver-
muthet. Erst Abends konnte das Feuer gelöscht wer-
den, welches die im 1. und 2. Stock befindlichen Archive
stark beschädigte.

AMerika. New-Aork, 12. Oct. Die Secessio-
nisten rückten aus Scott und die Stadt Kansas vor.
Gerüchtsweise verlautet, oberhalb von Port Hudson seien
die Uuionisten geschlagen worden und hätten 1500 Mann
verloren. Ein anderes Gerücht will wiffen, der seces-
sionistische General Johnston stehe mit 15,000 Mann
zu Santon, Missiffippi, um den Zugang von Verstär-
kungen zur Rosenkranz'schen Arniee zu verhiuderu.

Hopfen-Bericht.

Schwetzingen, 23. Oct. Bis heute wurden 1260
Ctr. Hopsen verkauft. Preis: 65, 70 und 72 fl.

Nürnberg, 15. Octbr. Unser gestriger Hopsen-
markt war ebenso flau als der vorige und die Preise
sind, besonders in der sogenannten Markt-Waare, wie-
derum zurückgegangen. Man kauste geriuge Sorten zu
50—70 fl., Hallertauer schöue Waare 75—80 fl.

Heideck, 16. Octbr. Wie überall, ist auch bei uns
das Geschäft im Hopfen flau. Es haben zwar hie und
da Käufe zu 115 —120 fl. stattgesuudeu, allein man
sagt, unsere Prodnzenten sind noch nicht gesounen, um
diesen Preis abzugeben.

Saaz, 14. Octbr. Stadt-, 985 B. zu 140 sl.,
Bezirk-, 400 B. zu 115 — 120 fl., Kreishopfen 1035
B. zu 110 fl. pr. Ctr. Stadthopfen ist bereits über
die Hälfte aufgekauft.

Prag, 12. Octbr. -Das Hopfen-Geschäft war diese
Woche wieder lebhast, indem mehrere ausländische Häuser
kaufen ließen; die Preise hnben hierdurch eiuen kleinen
Aufschlag ersahren. Man bezahlte für Stadthopfen
gerne 145—150 fl.; Bezirks-, Kreis- und Landgut von

120—140 fl. Jm Auschaerland, besonders Grünland
ging es recht lebhaft, die Preise hierin blieben den frü-
heren Notirungen gleich.

Saazer Stadtgut 145 —150 fl., do. Landgut 120
bis 140 fl., Auschaer Rothhopfen 90—110 fl., do.
Grünhopsen 65—80 fl.

Spalt, 16. Octbr. Gestern wurde dahier zu 150
fl. verkaust und wird allem Anscheine nach in einigen
Tagen das Geschäst beginnen. (?)

Die Nachzügler.

Schluß.

Herr von Schönthal war durch seine Gefangenschaft
ganz niedergedrückt; schweigend, ohne eines Entschlusses
zu seiner Rettung sähig zu sein, sühlte er mit beklem-
mender Angst die droheude Gefahr, die über ihm
schwebte, und je mehr die Zeit heranrückte, um so mehr
sank seine Hoffnung. Die Nachforschungen nach dem
entflohenen Bauer führten nicht zu dem gewüuschteu,
dem gehofften Erfolg; ein Bote nach dem andern kam
ohne befriedigende Nachricht zurück. So wurde es fünf
Uhr. — Dupont kommandirte vor Bertha's Zimmer
eine Wache, er wollte Vater und Tochter den Schmerz
einer nochmnligen Zusammenkunft ersparen, und schickte
den Seelsorger zu Schönthal, um ihm seinen geistlichen
Beistand anzubieten.

„Also ist es furchtbarer Ernst," rief der Gefangene
mit bebender Stimme, da er deu eiutretendeu Geist-
lichen erblickte. Jn einem Zustaude, deu mau eigentlich
nicht Fassuug ueuuen kann, da er nicht in der Stärke
des Gemüthes, ja vielmehr in dessen Schwäche gegrün-
det ist, und sast theilweise an Bewußtlosigkeit gräuzt,
brachte Schönthal seine Angelegenheiten mit dem Himmel
in Ordnuug.

Nach eiuiger Zeit schickte Dupont Buschmann zu ihm,
um seine letztwillige Verfügung entgegeuzunehmen. Dieser
treue Diener litt eben so viel, ja da er alles faßte,
noch mehr als sein Herr. Nicht ohne hüufige Pausen,
die der Schmerz Beiden abuöthigte, erklärte Schönthal
für den Fall, daß das drohende Ungewitter sich wirklich
über ihn entladen sollte, daß er sein sümmtliches Ver-
mögen unter die Verfügung der Gefetze seines Vater-
landes stelle, ließ den Obrist bitten, die Ehre seiner
Tochter zu schoueu, uud trug Buschmaun auf, sie nach
seinem Tode zu seiuer Schwester uach L^** zu bringen.
Er wollte hierauf seiu Kind nochnials sehen und segnen
— man meldete ihm ihre Gefangenschast — er sagte
nichts, und Thräuen um Thräneu fielen auf seiue Wau-
gen herab.

Nun schlug die verhänguißvolle Stunde. Dupont's
Jäger stauden vor dem Schlosse in Reih und Glied,
bald erschien ihr Commaudaut, hiuter ihm Schöuthal
von zwei Reiteru gesührt; auch sür ihn war ein Pferd
in Bereitschaft. An der Spitze ritt der Obrist in seinen
weiten weißen Mantel gehüllt, die Mannschaft, in ihrer
Mitte den Gefangenen, folgte, uud so giugs zum Orte
hinaus.

Und Bertha? Als sie vom Obristen weggebraclfl
 
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