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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0393

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Schwetzinger Wochenblatt

s

H97.

Smnst«li, 5. Drreml'kr

1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betresfenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

Eingesandt.

Schwetzingen hat das Ableben und den Verlust
eines der achtbarsten und rvürdigsten Mitbürgers zu
beklagen! Herr Georg Michael Schnh hier
verschied nach kurzenr Krankenlager anr 30. v. Monats
und fand am verflossenen Mittwoch die Beerdigung
unter einem außergewöhnlich zahlreichen Leichengeleite,
welches von der allgemeinen Theilnahme und großen
Achtung zeugte, die der Verblichene genoß, statt. Seine
Familie verliert in ihm einen liebenden Gatten und
würdigen Vater, der Staat einen wackern, treuen Bürger,
Wittwen und Waisen einen unerschütterlichen Schützer,
Arme und Nothleidende einen edeln Wohlthäter!

Das ehrende Vertrauen seiner Mitbürger berief den
Verblichenen im Laufe der Zeit auf mehrere öffentliche
Posten, die er mit Eifer und Gewissenhaftigkeit ver-
waltete. — Auch in beträchtlichem Alter ftets gesund
und rüstig an Leib und Seele, wie alle mäßigen, un-
verdorbenen Naturen, lebte er im Kreise der Seinigen,
geliebt und geachtet von Jedermann und wird anch
sein Andenken so unter uns fortleben.

Wohl denii der am Ziele angelangt auf ein
so schönes, klarliegendes A'eben, wie Er, zurück
blicken kann!

Dem Todtcn ?um Gedächtniß, den Kebenden
^um Troslc!

R u n d s ch a u.

Oesterreich. Krakau. Nachrichten aus Warschau
melden, daß am 27. v. M. mehrere Hundert Personen,
welche auf der dortigen Citadelle gefangen gehalten
wurden, nach Sibirien gebracht worden sind, und zwar
ohne Urtheil — angeblich aus Rücksichten der Sicherheit.

Jn Galizien scheint der polnische Aufstand sich
auszudehnen, und es stnden namentlich in Lemberg
täglich Haussuchungen und Arrestationen auf offener
Straße statt.

Preußen. Berlin, I.Dzbr. Jm Abgeordneten-
hause erklärte heute Minister Bismark, bei Gelegenheit
der Debatte über die Schleswig - Holsteinische Frage:
.„Der Londoner Vertrag mag zwar beklagt werden,
aber er war ein Gebot der Klugheit und an unserer

Vertragstreue dürfen wir gar keinen Zweisel zulassen...
die Entscheidung ob und wann wir durch die allseitig
uicht bezweifelte Nichterfüllung der dänischen Verpflicht-
ungen in den Fall gesetzt werden, uns von dem Londoner
Vertrag loszusagen, muß die Regiernng sich vorbehalten
und kann sie dies weder dem Burid überlassen, noch

hier erörtern. So lange der Londoner Vertrag

nicht hinfällig ist, bestehen die Motive des Exekutions-
beschlusses vom 1. October d. I. fort; wir stellten mit
Oesterreich Antrüge auf svfortige Vollziehung, werden
militärische Vorkehrungen treffen und denr Landtage
wegen der Geldmittel Vorlage machen." ...

Bayern. München 29. Nov. Bei der wachsen-
den Bewegung für Schleswig-Holstein und dem hiermit
sich steigenden Errlst der Lage wird der Wunsch immer
lauter, daß der König seinen Aufenthalt in Rom ab-
kürzen und möglichst bald zurückkehren möchte; beide
Gemeindecollegien haben in einer Adresse diesem Wunsche
Ausdruck gegeben und dieselbe an Se. Majestät nach
Rom gesandt.

Baden. Karlsruhe. Am 2. Dezbr. eröfsnete
S. K. H. der Großherzog den Landtag. Auf dem
Wege vom Schlosse bis zum Stündehause wurde unser
geliebter Fürst freudig begrüßt und als Allerhöchst Der-
selbe in den Saal trat, stürmisch empfangen. Auch
I. K. H. die Frau Großherzogin nahmen Antheil an
der feierlichen Eröffnung. — Die wichtigsten Stellen der
Thronrede, betr. den Fürstencongreß und die Sache
Schleswig-Holsteins, lauten also:

„Freudig dem Rufe folgeleistend, wäre ich gerne
bereit gewesen, einer allseitigen Uebereinstimmung gegen-
über abweichende Ansichten zu opfern. Aber schon der
Mangel eines Einverständnisses unter den beiden mäch-
tigsten Bundesstaaten trübte die Aussicht auf einen
günstigen Erfolg. Um so weniger glaubte ich nach dem
Scheitern meiner vermittelnden Anträge den Beschlüssen
beitreten zu sollen, für welche weder die Billigung, noch
die Einigung des gesammten Deutschlands erwartet
werden konnte. Ward somit auch nur die Anerkennung
der dringenden Nothwendigkeit einer deutschen Verfas-
sungsreform gewonnen, so gedenke ich doch gerne der
freundlichen Beziehungen, welche die in Frankfurt ver-
sammelten Fürsten in dem gleichen Streben nach einem
hohen nationalen Ziele vereint hielten, und bewahre
in dankbarer Erinnerung als ein Zeugniß der Liebe
meines Volkes die Zustimmung, welche meinem Handeln
aus allen Theilen des Landes entgegen kam.

Jnmitten dieses Ringens nach größerer Einheit er-
 
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