Schrvetzinger Wochenblatt
K 43.
Smnsiag, 30. Mai
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Voransbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oefterreich. Wien, 21. Mai. Als eine eben
so interessante nne bezeichnende Thatsache kann ich Jhnen
melden, daß von Galatz sehr bedeutende Waffentrans-
porte lvahrscheinlich nach Polen dirigirt werden. Ob
nun dies auf türkische oder, wie wahrscheinlicher, aus
französische Rechnung geschehe — jedeufalls ist damit
der polnischen Jnsurrection ein Canal geöffnet, aus dene
sie reichlich gespeist werden wird.
Preußen. Berlin, 25. Mai. Jn der über-
morgen stattfindenden Sitzung des Abgeordneteuhauses
wird die Antwort auf die dem Ministerium mitgetheilte
Adresse erwartet. Daß sie aus dem Standpunkt der
letzten Botschast beharren werde, ist die allgemeine An-
sicht. — Ueber die weiteren Schritte der Regierung
verlautet noch nichts Positives. — Die Nierenkrankheit
des Königs ist bei dem vorgerückten Alter desselben
nicht uubedenklich. Durch Gemüthsaffectionen werden
Krankheiten dieser Art, wenn nicht hervorgerufen, so
doch gesteigert. Die zugezogenen Aerzte sollen den
Gebrauch von Karlsbad für nothwendig erachtet ha-
ben. (Köln. Ztg.)
Berlin, 27. Mai. Abgeordnetenhaus. Der
Präsident Grabow verliest das Antwortschreiben des
Königs, unkoutrasignirt und durch Hrn. v. Bismarck
übersandt, zugleich mit der Ankündigung einer königl.
Botschaft. —
Der Minifter des Jnnern, Gras Eulenburg, ver-
liest die königl. Botschaft, welche den Schluß der
Session auf 2 Uhr im Weißen Saale des königl.
Schlosses verkündet. Gras Eulenburg verläßt den Saal.
Bayerrr. München, 25. Mai. Am 1. Juni,
als dem Geburtstage des Königs Otto, ftndet die Ueber-
gabe des k. Schlosses zu Bamberg an das griechische
Königspaar statt.
Bamberg. König Ludwig von Bayern hat be-
schlossen, unsere Stadt mit dem Staudbilde ihres
berühnitesten Erzbischofs, Franz Ludwig, zu beschenkeu.
Würzburg. Jn Folge gefährlicher Erkrankung
der Kaiserin von Rußland wurde der berühmte vr.
v. Scanzoui von hier nach Petersburg berusen.
Baden. Manuheim, 28.Mai. Ueber den Ver-
lauf der 14. deutschen Lehrerversannnluug, die iu unsern
Mauern tagte, erlaube ich mir, Jhnen in Kürze Foü
gendes mitzutheilen:
Nachdem die angemeldeten Gäste die Zahl von 2400 über-
ftiegen hatten, und dieselben an den beiden Pfingstfeiertagen in
hiesiger Stadt eingetrosfen waren, wurde, nach einer Montag
Abend in den Räumlichkeiten des Badner Hofes abgehaltenen
Vorsitzung, Dienstag früh 10 Uhr in der Trinitatiskirche die erste
große Hauptsitzung eröffnet.
Welch' herrlicher Anblick, die Tausenden von deutschen Män-
nern zu sehen, die aus allen Gegenden unseres weiten Vater-
landes herbeigeeilt waren, sich in brüderlicher Vereinigung zu
ftärken, für das große ftolze Werk der Volkesbildung, der
Aufklärung, welch' schöner Gedanken, all' das Heil zu ermessen,
welches von den Mitgliedern dieser Versammlung ausgegangen
ist und noch ferner ausgeht, über die deutsche Jugend, das
deutsche Volk, und gedeihen wird als herrlicher Saamen, von
Geschlecht zu Geschlecht, bis in die spätesten Zeiten.
Es war ein erhebender Augenblick, als durch die vollständig
besetzten Räumlichkeiten der Kirche die mächtigen Töne der Orgel
und der tausendftimmige Festgesang dahinbrauste, und freudig
stiinmte Alles in den Gruß ein, welchen Herr Oberbürger-
meister Achenbach Seitens der Stadt den lieben Gästen in
feurigen Worten darbrachte. Nach ihm nahm Herr Stadt-
pfarrer Schellenberg das Wort, und nicht wenig trug seine
kräftige Rede zur Hebung der Festbegeifterung bei; — eine
Rede, in welcher er vor Allem die hohe Bedeutung Mann-
heims in der Geschichte alles Großen und Schönen hervor-
hob, und schließlich die Versammlung im Namen der hiesigen
Schulvorstände willkommen hieß.
Und nun begannen die Verhandlungen, welche sieben Haupt-
vorträge, und die darüber entstandenen, höchst interessanten De-
batten ergaben. Leider gestattet uns der Raum dieser Blätter
nicht, aussührlich über dieselben zu referiren und erwähnen wir
nur, daß unser allverehrter, hochsinniger Fürst abermals einen
glänzenden Beweis seiner Popularität gegeden, indem er. ganz
unerwartet, Mittwoch Morgen 8 Uhr, in der Sitzung erschien.
Auf das herzlichste von der ganzen Versammlung begrüßt, dankte
er in kräftigen Wortcn, indem er zugleich seine Freude darüber
aussprach, dieselbe in seinem Lande begrüßen zu können. Seine
Königliche Hoheit wohnten der Sitzung, mit ungetheilter Auf-
merksamkeit bis zum Schlusse bei und erschienen auch des Nach-
mittags zum Beginn derselben und zwar ohne Begleitung wieder.
Nachdem Hochdieselben noch einer Kindergartenprobe bei Herrn
Kuhn beigewohnt und die in der Aula ausgestellten reichhaltigen
Lehrmittel in Augenschein genommen, kehrten Sie Abends nach
Karlsruhe zurück.
Uni 8 Uhr vereinigten die, zu dieser Festlichkeit geöffneten
Räumlichkeiten des Löwenkellers, die Lehrer und ihre Freunde.
(nahezu 5000 Personen), zu einem heiteren Bankette. Die Vor-
träge der Mannheimer Gesangvereine, der Regimentsmusik,
Feuerwerk, zahlreiche Reden und Toaste, machten das ganze zu
einem echten Volksfeste, dessen Erinnerung noch lange in uns
leben wird.
Heute (Donnerstag 12 Uhr) schloß Herr Präsident Hoffmann,
nach'einem 1 st? stündigen Resume der Verhandlungen, die 14.
deutsche Lehrerversammlung, die uns hoffentlich wieder einen
Schritt nüher gebracht hat dem großen Ziele — der Jugend-
bildung — Hebung des Volksgeistes und der damit er-
strebten Einigung der deutschen Nation.
Nachmittags 2sts Uhr. Soeben bringt ein unabsehbarer
Extrazug die Versammlung nebst vielen hundert Begleitern aus
hiesiger Stadt nach Heidelberg, dessen Gemeinderath eme
sreundliche Einladung an dieselbe ergehen ließ.
K 43.
Smnsiag, 30. Mai
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Voransbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oefterreich. Wien, 21. Mai. Als eine eben
so interessante nne bezeichnende Thatsache kann ich Jhnen
melden, daß von Galatz sehr bedeutende Waffentrans-
porte lvahrscheinlich nach Polen dirigirt werden. Ob
nun dies auf türkische oder, wie wahrscheinlicher, aus
französische Rechnung geschehe — jedeufalls ist damit
der polnischen Jnsurrection ein Canal geöffnet, aus dene
sie reichlich gespeist werden wird.
Preußen. Berlin, 25. Mai. Jn der über-
morgen stattfindenden Sitzung des Abgeordneteuhauses
wird die Antwort auf die dem Ministerium mitgetheilte
Adresse erwartet. Daß sie aus dem Standpunkt der
letzten Botschast beharren werde, ist die allgemeine An-
sicht. — Ueber die weiteren Schritte der Regierung
verlautet noch nichts Positives. — Die Nierenkrankheit
des Königs ist bei dem vorgerückten Alter desselben
nicht uubedenklich. Durch Gemüthsaffectionen werden
Krankheiten dieser Art, wenn nicht hervorgerufen, so
doch gesteigert. Die zugezogenen Aerzte sollen den
Gebrauch von Karlsbad für nothwendig erachtet ha-
ben. (Köln. Ztg.)
Berlin, 27. Mai. Abgeordnetenhaus. Der
Präsident Grabow verliest das Antwortschreiben des
Königs, unkoutrasignirt und durch Hrn. v. Bismarck
übersandt, zugleich mit der Ankündigung einer königl.
Botschaft. —
Der Minifter des Jnnern, Gras Eulenburg, ver-
liest die königl. Botschaft, welche den Schluß der
Session auf 2 Uhr im Weißen Saale des königl.
Schlosses verkündet. Gras Eulenburg verläßt den Saal.
Bayerrr. München, 25. Mai. Am 1. Juni,
als dem Geburtstage des Königs Otto, ftndet die Ueber-
gabe des k. Schlosses zu Bamberg an das griechische
Königspaar statt.
Bamberg. König Ludwig von Bayern hat be-
schlossen, unsere Stadt mit dem Staudbilde ihres
berühnitesten Erzbischofs, Franz Ludwig, zu beschenkeu.
Würzburg. Jn Folge gefährlicher Erkrankung
der Kaiserin von Rußland wurde der berühmte vr.
v. Scanzoui von hier nach Petersburg berusen.
Baden. Manuheim, 28.Mai. Ueber den Ver-
lauf der 14. deutschen Lehrerversannnluug, die iu unsern
Mauern tagte, erlaube ich mir, Jhnen in Kürze Foü
gendes mitzutheilen:
Nachdem die angemeldeten Gäste die Zahl von 2400 über-
ftiegen hatten, und dieselben an den beiden Pfingstfeiertagen in
hiesiger Stadt eingetrosfen waren, wurde, nach einer Montag
Abend in den Räumlichkeiten des Badner Hofes abgehaltenen
Vorsitzung, Dienstag früh 10 Uhr in der Trinitatiskirche die erste
große Hauptsitzung eröffnet.
Welch' herrlicher Anblick, die Tausenden von deutschen Män-
nern zu sehen, die aus allen Gegenden unseres weiten Vater-
landes herbeigeeilt waren, sich in brüderlicher Vereinigung zu
ftärken, für das große ftolze Werk der Volkesbildung, der
Aufklärung, welch' schöner Gedanken, all' das Heil zu ermessen,
welches von den Mitgliedern dieser Versammlung ausgegangen
ist und noch ferner ausgeht, über die deutsche Jugend, das
deutsche Volk, und gedeihen wird als herrlicher Saamen, von
Geschlecht zu Geschlecht, bis in die spätesten Zeiten.
Es war ein erhebender Augenblick, als durch die vollständig
besetzten Räumlichkeiten der Kirche die mächtigen Töne der Orgel
und der tausendftimmige Festgesang dahinbrauste, und freudig
stiinmte Alles in den Gruß ein, welchen Herr Oberbürger-
meister Achenbach Seitens der Stadt den lieben Gästen in
feurigen Worten darbrachte. Nach ihm nahm Herr Stadt-
pfarrer Schellenberg das Wort, und nicht wenig trug seine
kräftige Rede zur Hebung der Festbegeifterung bei; — eine
Rede, in welcher er vor Allem die hohe Bedeutung Mann-
heims in der Geschichte alles Großen und Schönen hervor-
hob, und schließlich die Versammlung im Namen der hiesigen
Schulvorstände willkommen hieß.
Und nun begannen die Verhandlungen, welche sieben Haupt-
vorträge, und die darüber entstandenen, höchst interessanten De-
batten ergaben. Leider gestattet uns der Raum dieser Blätter
nicht, aussührlich über dieselben zu referiren und erwähnen wir
nur, daß unser allverehrter, hochsinniger Fürst abermals einen
glänzenden Beweis seiner Popularität gegeden, indem er. ganz
unerwartet, Mittwoch Morgen 8 Uhr, in der Sitzung erschien.
Auf das herzlichste von der ganzen Versammlung begrüßt, dankte
er in kräftigen Wortcn, indem er zugleich seine Freude darüber
aussprach, dieselbe in seinem Lande begrüßen zu können. Seine
Königliche Hoheit wohnten der Sitzung, mit ungetheilter Auf-
merksamkeit bis zum Schlusse bei und erschienen auch des Nach-
mittags zum Beginn derselben und zwar ohne Begleitung wieder.
Nachdem Hochdieselben noch einer Kindergartenprobe bei Herrn
Kuhn beigewohnt und die in der Aula ausgestellten reichhaltigen
Lehrmittel in Augenschein genommen, kehrten Sie Abends nach
Karlsruhe zurück.
Uni 8 Uhr vereinigten die, zu dieser Festlichkeit geöffneten
Räumlichkeiten des Löwenkellers, die Lehrer und ihre Freunde.
(nahezu 5000 Personen), zu einem heiteren Bankette. Die Vor-
träge der Mannheimer Gesangvereine, der Regimentsmusik,
Feuerwerk, zahlreiche Reden und Toaste, machten das ganze zu
einem echten Volksfeste, dessen Erinnerung noch lange in uns
leben wird.
Heute (Donnerstag 12 Uhr) schloß Herr Präsident Hoffmann,
nach'einem 1 st? stündigen Resume der Verhandlungen, die 14.
deutsche Lehrerversammlung, die uns hoffentlich wieder einen
Schritt nüher gebracht hat dem großen Ziele — der Jugend-
bildung — Hebung des Volksgeistes und der damit er-
strebten Einigung der deutschen Nation.
Nachmittags 2sts Uhr. Soeben bringt ein unabsehbarer
Extrazug die Versammlung nebst vielen hundert Begleitern aus
hiesiger Stadt nach Heidelberg, dessen Gemeinderath eme
sreundliche Einladung an dieselbe ergehen ließ.