Schwetzinger Wochenblatt (1863)

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N u u dscha u.

DesLerreich. Herr v. Balabin, russischer' Gesandter
am österreichischen Hofe, ist nach Petersburg abgereist.
Trotzdem verschiedene Blätter behaupten, derselbe sei
nur Zu dem Zwecke abgereist, mu sich llene Jnstruktio-
«n uou seiner Regierrulg einzuholen, sv wird doch von
gut unterrichteter Seite behauptetz daß Herr v. Balabin
von der russischen RegierlUlg abberufen worden sei, um
nicht mehr zurückzukehren, was wohl iil der energisch
gehaltenen Note Oesterreichs in der polnischeil Ange-
legenheit seine Erklärung fände.

P>rerrHen. Berlin, 23. Iirli. Dwn „Nürnbg.
Correspondcnlt" zusolge soll das Berliner Cabinet mit
dem russischen für alle Fälle bindende Vervflichtuugen
eiugegangen sein.

Berlin, 24. Juli. Der Besuch des Kaisers von
Oesterreich wird, ill Folge der neuesten Wendung der
polnischeil Frage, nicht stattsinden.

Nach der „N. Stettiner Z." ist dort aul 22. Juli der
Besehl eingstroffen, wonach auch die sechste Jnfanterie-
Brigade, aus dem 9. und 49. Regiment bestehend,
nach der^ polnischen Gränze marschiren, dagegen die
achte Brigade, aus dem 21. uud 64. Regiment beste-
hend, in die bisherigen Garnisonen der ersteren: Stettin,
Stargard, Colberg rücken soll.

Das Mecklenburg-Schweriner Bllndescolltingellt lvird
sich an den Herbstmanövern des Garde- und 3 Ariuee-
Corps betheiligen. Es trifft aln 5. Sept. in Berkill ein.

Die Reden, welche beim Kölner Abgeordlletenfest
gehalteu worden sind, werden llach stenographischer
Aufzeichnung in eine aussührliche Festbeschreibung aus-
genommen, welche billnen Kurzem erscheint.

Herr Thiers weilt seit acht Tagen Zum Gebrauch
der Bäder in Aachen.

Wir lesen in der „Saarbr. Z." nus Saarbrücken
22. Juli. Von der sranzösischen Grenze kommt uns
die Nachricht zu, ein französisches Truppenkorps. werde
in unserer Nähe ein Lager beziehen. Gewisses können
wir darüber Nichts sagen, Thatsache aber ist, daß in
allen Ortschasten Lothringens amtliche Ermittelungen
angestellt werden, ob und lvie viel Einquartierung sie
aufzunehmen im Stande seien. Letzteres wird uns voll
verschiedenen Seiten glaubwürdig verbürgt.

Baden. Ossenburg, 26. Juli. Die auf heute
durch eine Anzahl von Mitgliederll der zweiten badi-
schen Kammer veranlaßte größere politische Versamm-
lung war sehr zahlreich besucht und zwar aus allen

Theilen des Landes. Der Bürgermeister von Offen-
burg begrüßte die Versamlilkung init einer Ansprache,
in welcher er auf dic Wirksavlkeit der zweiten Kamnler
hinwies. Abgeordneter Kirsner von Donaueschingen
wurde zum Vorsitzenden ernannt. Das Programm,
welches von den Abgeordneten zur Tagesordnung vor-
-gelegt wurde, ist solgendes: 1) die politische Lage des
badischen Landes iin Allgemeinen; 2) die Aufgaben des
bevorstehellden Landtages; 3) die Organisativll der
liberalen Partei und ihr Verhältniß zu den nächsten
Ergäuzlmgsivahlen. Ueber Frage 1 sprach der Abge-
ordnete Häusser unter großem Beifall; über 2 Ekhard
von Ossenburg, indeni er solgende Fragen aufstellt, die
der nüchsten Kammer unterbreitet werden:

1) Gesetz über die Unabhüngigkeit der Richter; 2)
oas Notariatsgetz; 3) das Bankgesetz; 4) der Handels-
vertrag; 5) Reform der Schule, d. h. Trennung von
der Kirche, was geschehen müsse, ungeachtet die Kirche
erkläre, daß die Schule ihre Tochter sei; allein diese
Tochter sei jetzt ermachsen und lasse sich micht mehr als
Kind behandeln; 6) die Civilehe; 7) ein Regentschasts-
gesetz, sowie ein Gesetz über Verantwvrtlichkeit der Mi-
nister; 8) ein Wehrgesetz; 9) ein Preß- und Vereins-
gcsetz, das eingesührt werden inüsfe, ob der deutsche
Bund wolle oder nicht: 10) eine Revision der Gemein-
deordnung.

Zuln Schluß (3.) beantragte Herr Professor Blunt-
schli, daß für die nächsten Landtagswahlen ein Wahl-
ausschuß von 30 Mitgliedern erwählt werde, und zwar
sollen 10 Mitglieder die Kammer wählen und 20 weitere
Mitglieder die Versammlung. Die Versammlung dauerte
von Vormitttags 10 bis Nachmittags 3 Uhr.

Koburg. Gustav Struve weilt noch iulmer hier.
Es gesällt ihm durch die schöne Umgegend so wohl,
daß er sich bleibend niederzulassen wünscht.

FrankreLch. Jm Lager von Chalons hat die
russische Antmort eine ganz außerordentliche Aufregung
hervorgerufen. Die Soldaten wollten „wo möglich auf
der Stelle" gegen Nußland marschiren, und es heißt,
Marschall Baraguay d'Hilliers habe den Generalstab
zusammenberufen und energische Maßregeln ergreisen
müssen, mn die Hitzköpfe wieder zur Ruhe zu bringen.

Ettgland. London, 24. Juli. Vorgestern Abend
fand hier in St. Jameshall ein Meeting zu Guusten
Polens statt. Herr Shelley, Mitglied des Parlaments,
sührte den Vorsitz. Eine sranzösische Arbeiter-Deputation
erschien und wurde mit großem Beifalle gegrüßt. Es