Schwetzmger Wochenblatt
F«89.
Kimslag, 7. Novrmtier
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betressenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oesterreich. Wien, 31. Octbr. Kaiser Ferdinand
hat zur Linderung des gegenwärtigen Nothstandes in
Ungarn den Betrag vvn 15,000 fl., die Kaiserin Maria
Anna zu demselben Zwecke den Betrag von 5000 fl.
dem königlich ungarischen Hofkanzler übermitteln lassen.
Lemberg, 30. -Oktbr. Das Leichenbegängniß des
Landgerichtsrathes Kuczynski, welcher auf offener Straße
ermordet wurde, fand heute unter großer Theilnahme
der Behörden sowie der übrigen Einwohner statt.
PrenHen. Berlin, 2. Novbr. Der „Staats-
Anzeiger" veröffentlicht eine königl. Berordnung, wodurch
der Landtag auf den 9. Novbr. einberufen wird.
Bayern. München, 3. Novbr. Seit November
v. I. ist der Unfug des „Haberfeldtreibens" in den
Bezirken Ebersberg, Miesbach, München, Rosenheim
und Tölz 19 mal uud namentlich in den letzten sechs
Wochen 3 mal vorgekommen. Jn Lenggries, wo zuletzt
„getrieben" wurde, hatten sich nahe an 300 Bursche
betheiligt, welche, nächtlicher Weile, mit weißen Hemden
bekleidet, lärmend und tobend durch die Straßsn zogen;
diesmal erlaubten sich die frechen Burschen sogar, in
das Gensd'armerielokal mehrere Schüsse abzufeuern und
einem herbeieilenden Nachtwächter, welcher Ruhe gebieten
wollte, eine Kugel durch den Arm zu schießen. Die
Bewohner jener Gegend sind mit Schrecken ersüllt, da
sie vernommen, wie die Burschen gedroht, nächstens
Feuer zu legen. Militär wurde bereits requirirt und
die Untersuchung wird strenge geführt.
Sachsen. Dresden, 31. Oct. Drei Bataillone
der ersten Jnfanteriebrigade Kronprinz in Dresden, das
erste Schützenbataillon in Leipzig, 2 Batterieen und 4
Schwadronen des erften leichteren Reiterregiments in
Großenhayn haben vorgestern den Befehl zur Kriegs-
bereitschaft erhalten. Die Beurlaubten sind noch nicht
eingezogen, doch sind alle Befehle dazu schon ausgefer-
tigt, so daß die Einberufung und Einkleidung in drei
Tagen beendigt sein kann. — 2400 Mann Jnfanterie
sind vorläufig zum Ausmarsch nach Schleswig - Holstein
bestimmt.
Baden. Nach der vom Justizministerium heraus-
gegebenen Uebersicht der Strafrechtspflege im Großher-
zogthum zeigeir die von den Schwurgerichten abzuur-
theilenden Verbrechen vom Jahre 1852 bis 1856 eine
stetige bedeutende Abnahme. Von da an bleiben die-
selben so ziemlich auf gleicher Höhe. Jm letzten Jahre
haben sich gegen das Vorjahr die Verbrechen der Töd-
tung (4), Diebstahl und Münzfälschung (3), Fälschung
uud Meineid (2) vermehrt. Vermindert dagegen bei
Brandstiftung (5), Kindsmord (4), Mord (3), Nothzucht
(2). Besonders bemerkt wird, daß die Geschworenen
mit rühnilichem Eifer ihren Verpflichtungen nachgekom-
men und keiner unentschuldigt ausgeblieben sei. Von
704 waren nur 26 wegen Krankheit oder Verhinderung
nicht erschienen.
— Die „Bad. Lztg." glaubt, daß der nächste Land-
tag sich gleich zu Aufang mit dem Rechtszustand und
der Ordnung der Prssfe beschäftigen werde. Sie schlägt
dazu vor, statt jedes ueueren Gesetzes über die Presse
zu berathen, das Gesetz vom 15. Febr. 1851 einfach
aufzuheben und damit die Freiheit der Presse herzustellen.
Kurhessen. Bei Hanau wurde am 31. Octbr.
auf der Stelle, wo Napoleon seine letzte Schlacht auf
deutschem Boden schlug (General Wrede staud ihm
gegenüber), eine Eiche als Erinnerungszeichen gepflanzt,
und dabei eine Rede von Schulinspektor Hartwig ge-
halten.
Koburg, 3. Nov. Von hier aus wird eine große
Verloosung zur Unterftützung nothleidender Schleswig-
Holsteiner veranstaltet werden; man rechnet aus eine
allgemeine Theilnahme aller Vaterlandsfreunde und
hofft bei 500,000 Loosen, worunter 45,000 Treffer,
einen Rein-Gewinn von 160,000 fl. zu benanntem
Zwecke zu erhalten.
Frankreich. Paris, 2. Nov. Ein kaiserliches
Dekret befiehlt die Errichtnng eines Cavallerie-Regiments,
welches den Namen „kaiserliche Garde" führen soll.
Jtalien. Rom, 26. Octbr. Am 23. Oct. hielt
der prov. Kommandant der französischer Armee eine
große Revue ab, wie es hieß, dem hier anwesenden
Könige von Bayern zu Ehren, der aber nirgend zu
sehen war.
Griecheuland. Athen, 24. Octbr. Gestern
langte voM Grafen Sponneck aus Marseille ein Tele-
gramm hier an, wonach der König Georgios sich am
24. Octbr. auf der griechischen Fregatte in Toulon
einschiffen wird. Seltsames Spiel des Schicksals! Heute
ist es gerade ein Jahr, daß der König Otto ins Exil
wanderte, den Thron verlor und dieselbe griechische
Fregatte verlassen mußte, auf welcher heute König
Georgios sich einschifft, um sich nach seinem neuen Vater-
lande zn begeben. Man glaubt, daß am nächsten
Donnerstag der Einzug des Königs in die Hauptstadt
F«89.
Kimslag, 7. Novrmtier
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betressenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oesterreich. Wien, 31. Octbr. Kaiser Ferdinand
hat zur Linderung des gegenwärtigen Nothstandes in
Ungarn den Betrag vvn 15,000 fl., die Kaiserin Maria
Anna zu demselben Zwecke den Betrag von 5000 fl.
dem königlich ungarischen Hofkanzler übermitteln lassen.
Lemberg, 30. -Oktbr. Das Leichenbegängniß des
Landgerichtsrathes Kuczynski, welcher auf offener Straße
ermordet wurde, fand heute unter großer Theilnahme
der Behörden sowie der übrigen Einwohner statt.
PrenHen. Berlin, 2. Novbr. Der „Staats-
Anzeiger" veröffentlicht eine königl. Berordnung, wodurch
der Landtag auf den 9. Novbr. einberufen wird.
Bayern. München, 3. Novbr. Seit November
v. I. ist der Unfug des „Haberfeldtreibens" in den
Bezirken Ebersberg, Miesbach, München, Rosenheim
und Tölz 19 mal uud namentlich in den letzten sechs
Wochen 3 mal vorgekommen. Jn Lenggries, wo zuletzt
„getrieben" wurde, hatten sich nahe an 300 Bursche
betheiligt, welche, nächtlicher Weile, mit weißen Hemden
bekleidet, lärmend und tobend durch die Straßsn zogen;
diesmal erlaubten sich die frechen Burschen sogar, in
das Gensd'armerielokal mehrere Schüsse abzufeuern und
einem herbeieilenden Nachtwächter, welcher Ruhe gebieten
wollte, eine Kugel durch den Arm zu schießen. Die
Bewohner jener Gegend sind mit Schrecken ersüllt, da
sie vernommen, wie die Burschen gedroht, nächstens
Feuer zu legen. Militär wurde bereits requirirt und
die Untersuchung wird strenge geführt.
Sachsen. Dresden, 31. Oct. Drei Bataillone
der ersten Jnfanteriebrigade Kronprinz in Dresden, das
erste Schützenbataillon in Leipzig, 2 Batterieen und 4
Schwadronen des erften leichteren Reiterregiments in
Großenhayn haben vorgestern den Befehl zur Kriegs-
bereitschaft erhalten. Die Beurlaubten sind noch nicht
eingezogen, doch sind alle Befehle dazu schon ausgefer-
tigt, so daß die Einberufung und Einkleidung in drei
Tagen beendigt sein kann. — 2400 Mann Jnfanterie
sind vorläufig zum Ausmarsch nach Schleswig - Holstein
bestimmt.
Baden. Nach der vom Justizministerium heraus-
gegebenen Uebersicht der Strafrechtspflege im Großher-
zogthum zeigeir die von den Schwurgerichten abzuur-
theilenden Verbrechen vom Jahre 1852 bis 1856 eine
stetige bedeutende Abnahme. Von da an bleiben die-
selben so ziemlich auf gleicher Höhe. Jm letzten Jahre
haben sich gegen das Vorjahr die Verbrechen der Töd-
tung (4), Diebstahl und Münzfälschung (3), Fälschung
uud Meineid (2) vermehrt. Vermindert dagegen bei
Brandstiftung (5), Kindsmord (4), Mord (3), Nothzucht
(2). Besonders bemerkt wird, daß die Geschworenen
mit rühnilichem Eifer ihren Verpflichtungen nachgekom-
men und keiner unentschuldigt ausgeblieben sei. Von
704 waren nur 26 wegen Krankheit oder Verhinderung
nicht erschienen.
— Die „Bad. Lztg." glaubt, daß der nächste Land-
tag sich gleich zu Aufang mit dem Rechtszustand und
der Ordnung der Prssfe beschäftigen werde. Sie schlägt
dazu vor, statt jedes ueueren Gesetzes über die Presse
zu berathen, das Gesetz vom 15. Febr. 1851 einfach
aufzuheben und damit die Freiheit der Presse herzustellen.
Kurhessen. Bei Hanau wurde am 31. Octbr.
auf der Stelle, wo Napoleon seine letzte Schlacht auf
deutschem Boden schlug (General Wrede staud ihm
gegenüber), eine Eiche als Erinnerungszeichen gepflanzt,
und dabei eine Rede von Schulinspektor Hartwig ge-
halten.
Koburg, 3. Nov. Von hier aus wird eine große
Verloosung zur Unterftützung nothleidender Schleswig-
Holsteiner veranstaltet werden; man rechnet aus eine
allgemeine Theilnahme aller Vaterlandsfreunde und
hofft bei 500,000 Loosen, worunter 45,000 Treffer,
einen Rein-Gewinn von 160,000 fl. zu benanntem
Zwecke zu erhalten.
Frankreich. Paris, 2. Nov. Ein kaiserliches
Dekret befiehlt die Errichtnng eines Cavallerie-Regiments,
welches den Namen „kaiserliche Garde" führen soll.
Jtalien. Rom, 26. Octbr. Am 23. Oct. hielt
der prov. Kommandant der französischer Armee eine
große Revue ab, wie es hieß, dem hier anwesenden
Könige von Bayern zu Ehren, der aber nirgend zu
sehen war.
Griecheuland. Athen, 24. Octbr. Gestern
langte voM Grafen Sponneck aus Marseille ein Tele-
gramm hier an, wonach der König Georgios sich am
24. Octbr. auf der griechischen Fregatte in Toulon
einschiffen wird. Seltsames Spiel des Schicksals! Heute
ist es gerade ein Jahr, daß der König Otto ins Exil
wanderte, den Thron verlor und dieselbe griechische
Fregatte verlassen mußte, auf welcher heute König
Georgios sich einschifft, um sich nach seinem neuen Vater-
lande zn begeben. Man glaubt, daß am nächsten
Donnerstag der Einzug des Königs in die Hauptstadt