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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0381

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Schwetzinger Wochenblatt

s

F«94. MMnwch, 25. Rülirttri'N' 1863.

Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben sür das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

R u n d s ch a u.

Oefierreich. Wien, 20. Nov. Jn der heutigen
Sitzung des Unterhauses richtete der Abgeordnete Rech-
baur nachstehende Jnterpellation an den Grafen Rech-
berg: „Was gedenkt die Regierung als Mitglied des
deutschen Bundes zur Geltendmachung der legitimen
Successionsrechte in Schlesmig - Holstein bei der deut-
schen Bundesversammlung zu thun?" —

^Zreußen. Berlin, 21. Nov. Der „Staatsanz."
vom Heutigen bringt eine königliche Verordnung, durch
welche aus Antrag des Ministeriums in Gemäßheit des
Art. 63 der Verf. - Urkunde die Preß - Ordonnanz vom
1. Juni aufgehoben wird.

Berlin, 20. Nov. Die Verhandlungen zwischen
den drei Cabinetten von London, Wien und Berlin
über den Congreß haben, mie ich Jhnen zuversichtlich
melden kann, zu einer Einigung geführt. Die beiden
ersteren Regierungen haben in ihrer Antwort nach Paris
den Congreß im Princip acceptirt, jedoch solgende
Wünsche ausgesprochen: 1. Präcisirung der zu verhan-
delnden Fragen. 2. Keine Verhandlungen über Fragen,
welche Staaten betresfen, die nicht vertreten sind, d. h.
also keine Discussion über Polen, wenn Rußland sich
nicht betheiligt. 3. Beschlußfassung nur mit Stimmen-
einheit, nicht mit Majorität. Die Frage, ob die Sou-
veraine an dem Congresse persönlich Theil nehmen
werden, ist in diefem Antwortschreiben nicht erwähnt.
Die preußische Regierung hat sich dem allen ange-
schlossen.

Bayern. München. König Ludwig von Bayern
ist am 10. d. M. in Algier eingetroffen, wo er den
Winter über verweilen wird.

Hannover. Magistrat und Bürgervorsteher der
Residenz haben einstimmig beschlossen, an den König
eine Adresse mit der Bitte zu richten, den Herzog Fried-
rich von Schleswig - Holstein anzuerkennen und dessen
Erbsolgerecht thatsächlich geltend zu machen.

Württemberg. Stuttgart, 21. Nov. Gestern
fand hier unter dem Vorsitze des Stadtschultheißen Sick
eine große Versammlung statt, welche in der Schleswig-
Holsteinischen Angelegenheit die Absendung einer Adresse
an die Regierung beschloß.

Baden. Mannheim, 23. Novbr. Die bedeut-
samsten Fragen unserer Gegenwart: — der deutsche
Fürstencongreß, der europäische Congreß, die Zollver-
eins-Verhandlungen, — sie alle sind augenblicklich zu-
rückgewichen vor der in erster Linie stehenden Schles-

wig-Holsteinischen Angelegenheit; jede Parteischattirung
verschmilzt in dem gemeinsamen Bestreben, unsere
deutschen Brüder an der äußersten Gränze unseres
Vaterlandes nnt allen gesetzlichen Mitteln zu unter-
stützen, um dieselben von der dänischen Herrschast zu
befreien. Jeder Deutsche weiß, daß jetzt der entscheidende
Augenblick gekommen, wo Worte zu Thaten werden
müssen, wenn nicht Schleswig-Holstein sür uns aus im-
mer verloren, einer der besten und edelsten Volksstämme
von uns auf immer getrennt und Herzog Friedrich von
seinem rechtmüßigen Thron verftoßen werden soll. . .
Deshalb sinden anch bereits in allen größeren Städten
unseres Vaterlandes Versammlungen statt, die den Zweck
haben, an die betreffenden Regierungen Adressen ge-
langen zu lasseu, worin dieselben gebeten werden, der
Stimme des Volkes Gehör zu schenken und für unsere
Brüder im Norden einzustehen, damit nicht das Uner-
hörte geschieht und man einer Nation von 40 Millionen
mit einer Heeresmacht von 400,000 streitbaren Männern
mir nichts dir nichts ein schönes Stück Land mit seinen
Bewohnern entreißt! —

Unser edler Fürst, der seinem Volke schon so viele
Beweise von Liebe gegeben, der schon so oft gezeigt,
wie treu und gut er es auch mit dem Gesammtvater-
lande meint, erscheint auch jetzt wieder als leuchtendes
Vorbild in der trüben politischen Gegenwart; — der
badische Bundestagsgesandte, Geh. Nath v. Mohl, hat
von unserem erhabenen Souverän den Auftrag erhalten,
als Bevollmächtigter des rechtmüßigen Herzogs Friedrich
von Schleswig-Holstein zu fungiren; derselbe hat bereits
in der Bundestagssitzung vom 21. Nov. seine Bevoll-
mächtigung angezeigt und den Regierungsantritt des
Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein notificirt. —

Mannheim, 24. Nov. Gestern Abend fand in der
hiesigen Aula aus Veranlassung des National - Vereins
eine zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher
Herr Prof. Häusser von Heidelberg einen Vortrag in
Betreff der deutschen Herzogthümer Schleswig-Holstein
hielt. Der Redner entrollte ein klares Bild des lang-
jährigen Streites, in welchem der dänische Uebernmth
auf die frevelhafteste Weise gegen Deutschland sich kund
gab, er schilderte den gegenwärtigen Stand der Streit-
Frage und was zu thun sei von Seiten des Volkes.
Er schlug zu diesem Zwecke Resolutionen vor, durch
deren einstimmige Annahme die Versanimlung sich ver-
pflichtete, mit allen ihr zu Gebot stehenden Mitteln da-
hin zu wirken, daß das deutsche Recht in den Herzog-
thümern endlich siege, und ersorderlichen Falls den
 
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