Schwetzinger Wochenblatt
s
^ 44.
Milinwch, 3. Iuni
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich N6 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betresfenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
Rundscha ».
Oesterreick. Lemberg. Zahlreiche Znsurgenten
unter dem ehemaligen russischen Obersten Rozycki sind
am 25. im Latyczemer, Lityllsker und Winiker Bezirke
Podoliens gestanden. — Am 29. sind 300 Neiter in
Galizien eiugedrungen; wegen ihrer Entwaffnung ist das
Nöthige verfügt.
Preusten. Berlin. Der König wird sich wahr-
scheinlich am 8. oder 9. Juni llach Karlsbad begeben.
Die dem Abgeordnetenhause im Laufe der letzten
Session zugegangenen Mißtrauensadressen trugen 4031
llnterschristen, die Zustimulungs-Adreffen dagegen hatten
359,222 Unterschristen.
Koln. Am 15. October findet hier ein großes Dom-
bausest statt, zu welchem auch der König ulld die Königill
geladen sind.
Bayern. München, 29. Mai. Der König wird
den Landtag wieder in der k. Residenz und zwar iur
Throllsaale eröffnen, zu deffen Jnstandsetzung bereits
Besehl gegeben ist. — Die Einberusungsschreiben zum
Tandtage an die Mitglieder der Kamuier der Reichs-
räthe sind gestern aus deul Staatsministerium des Jn-
nern abgesendet worden.
Eachsen. Die 15. allgemeine deutsche Lehrer-
Bcrsammlung wird im nächsten Jahre in Leiyzig ab-
gehalten werden.
Baden. Karlsruhe, 30. Mai. Jn der heutigen
Sitzung der 2. Kammer hat Geh. Rath I)r. Mitter-
lnaier seille Schrist über Abschaffung der Todesstrase
eingeschickt.
Mannheim, 1. Juni. Kaum sind die sestlichen Tage
der deutschen Lehrerversammlung vorüber, so rückt schon
wieder ein neues Fest heran, dessen Erträgnisse nach
Abzng der Unkosten, der Marienanstalt und Kleinkinder-
schule zugewiesen werden sollen; wir uieinen das zweite
große Volksfest, welches am 6., 7. und 8. Juni aus
der Mühlau gefeiert wird, und mit welchem eine Ge-
slügel- und Blumettausstellung verbunden ist; ein 25 Fuß
hoher Ballon mit einem Automaten soll aussteigen sowie
Schaubuden, Akrobaten, Orgeln, Marionettenspiele,
Schießstände, Carouffell, Glücksräder, Kletterbäume rc.
Vieles zur Volksbelustigilng beitragen werden; zur Aus-
süllung der Pausen spielt die Regimentsmusik und am
Abende des 8. Juni wird ein brillantes Feuerwerk ab-
gebrannt und ein ösientlicher Festball stattfinden.
Heidelberg. Unsere Universität ist im lausenden
Lommerhalbjahre von 850 Studirenden besucht, von
welchen sich 110 der Theologie, 394 der Jurisprudenz,
136 der Medicin, Chemie und Pharmacie, 17 dern
Cameralsache und 128 der Philosophie und Philologie
widmen. Außerdem werden die Vorlesungen von noch
65 Persolien reiseren Alters, conditionirenden Chirilrgeil
und Pharmaceuten besucht.
Griechenland. Athen, 23. Mai. Vorgeftern
wurde eine revolutionäre Bewegung, angeblich zu Gun-
sten von Bulgaris, versucht. Dieselbe wurde durch das
Einschreiten der bewaffneten Macht vereitelt. Die Ge-
waltthaten des Militärs dauern fort. Jn mehreren
Provinzen haben Ruhestörnngen stattgesunden. Die
Räubereien nehmeil überhand. Jm Piräns kam es
zu einem Konslikt zwischen zwei Kompagnien National-
garde. Die Nationalversammlung beauftragt die Ne-
giernng mit Maßregeln gegen die Umtriebe der Ottonisten.
Frankreich. Paris, 29. Mai. Sogleich nach
den Äahlen wird eine anonyme Brochure unter dem
Titel: „Kaiser Napoleon III. und Polen" erscheinen.
Diese, wie man versichert, vom Kaiser inspirirte, krie-
gerisch lautende Schrist ist der Feder des Hl-'U- Grand-
guillot auvertraut, der diesmal die Rolle des Hrn. v.
Lagneronniere übernommen haben dürste.
Die Neise des Kaisers nach Cherbourg wird, wie
es heißt, gegen den 20. Juni stattfinden. Nicht weniger
als sechs Panzersregatten sollen bei dieser Gelegenheit
manövriren, und da überdies alsdann wahrscheinlich
ein schwedisches und vielleicht auch eill russisches Ge-
schwader anwesend sein wird, so darf man sich ein
großartiges maritimes Schauspiel versprechen, das auch
ohne Zweifel die Pariser zahlreich nach Cherbourg locken
wird.
Ztalien. Wegen Familienzwistigkeiten wird sich
die Exkönigin - Mutter von Neapel nächstens von Rom
weg und nach Wien begeben.
Amerika. New-Pork, 20. Mai. Jn einem
Bericht der „Allg. Ztg." über die Schlachten am Rap-
pahannock lesen wir unter Anderm: Verwundet (wie es
heißt, schwer) ist u. A. Friedrich Hecker, Oberst des
82. Jllinols-Regiments. Vor einiger Zeit wurde ihm
die Stelle eines Brigade-Generals angeboten, doch lehnte
er sie in stolzer Bescheidenheit ab, wie er sagte, weil
er sich ihr nicht gewachsen sühle, in der That wohl,
weil er nicht gern mit den vielen unbedeutenden Jn-
dividuen auf eine Stufe gestellt sein wollte, die Gott
in seinem Zorn oder Herr Lincoln in seiner Gntmüthig-
keit zu Brigade-Generalen gemacht hat.
s
^ 44.
Milinwch, 3. Iuni
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich N6 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betresfenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
Rundscha ».
Oesterreick. Lemberg. Zahlreiche Znsurgenten
unter dem ehemaligen russischen Obersten Rozycki sind
am 25. im Latyczemer, Lityllsker und Winiker Bezirke
Podoliens gestanden. — Am 29. sind 300 Neiter in
Galizien eiugedrungen; wegen ihrer Entwaffnung ist das
Nöthige verfügt.
Preusten. Berlin. Der König wird sich wahr-
scheinlich am 8. oder 9. Juni llach Karlsbad begeben.
Die dem Abgeordnetenhause im Laufe der letzten
Session zugegangenen Mißtrauensadressen trugen 4031
llnterschristen, die Zustimulungs-Adreffen dagegen hatten
359,222 Unterschristen.
Koln. Am 15. October findet hier ein großes Dom-
bausest statt, zu welchem auch der König ulld die Königill
geladen sind.
Bayern. München, 29. Mai. Der König wird
den Landtag wieder in der k. Residenz und zwar iur
Throllsaale eröffnen, zu deffen Jnstandsetzung bereits
Besehl gegeben ist. — Die Einberusungsschreiben zum
Tandtage an die Mitglieder der Kamuier der Reichs-
räthe sind gestern aus deul Staatsministerium des Jn-
nern abgesendet worden.
Eachsen. Die 15. allgemeine deutsche Lehrer-
Bcrsammlung wird im nächsten Jahre in Leiyzig ab-
gehalten werden.
Baden. Karlsruhe, 30. Mai. Jn der heutigen
Sitzung der 2. Kammer hat Geh. Rath I)r. Mitter-
lnaier seille Schrist über Abschaffung der Todesstrase
eingeschickt.
Mannheim, 1. Juni. Kaum sind die sestlichen Tage
der deutschen Lehrerversammlung vorüber, so rückt schon
wieder ein neues Fest heran, dessen Erträgnisse nach
Abzng der Unkosten, der Marienanstalt und Kleinkinder-
schule zugewiesen werden sollen; wir uieinen das zweite
große Volksfest, welches am 6., 7. und 8. Juni aus
der Mühlau gefeiert wird, und mit welchem eine Ge-
slügel- und Blumettausstellung verbunden ist; ein 25 Fuß
hoher Ballon mit einem Automaten soll aussteigen sowie
Schaubuden, Akrobaten, Orgeln, Marionettenspiele,
Schießstände, Carouffell, Glücksräder, Kletterbäume rc.
Vieles zur Volksbelustigilng beitragen werden; zur Aus-
süllung der Pausen spielt die Regimentsmusik und am
Abende des 8. Juni wird ein brillantes Feuerwerk ab-
gebrannt und ein ösientlicher Festball stattfinden.
Heidelberg. Unsere Universität ist im lausenden
Lommerhalbjahre von 850 Studirenden besucht, von
welchen sich 110 der Theologie, 394 der Jurisprudenz,
136 der Medicin, Chemie und Pharmacie, 17 dern
Cameralsache und 128 der Philosophie und Philologie
widmen. Außerdem werden die Vorlesungen von noch
65 Persolien reiseren Alters, conditionirenden Chirilrgeil
und Pharmaceuten besucht.
Griechenland. Athen, 23. Mai. Vorgeftern
wurde eine revolutionäre Bewegung, angeblich zu Gun-
sten von Bulgaris, versucht. Dieselbe wurde durch das
Einschreiten der bewaffneten Macht vereitelt. Die Ge-
waltthaten des Militärs dauern fort. Jn mehreren
Provinzen haben Ruhestörnngen stattgesunden. Die
Räubereien nehmeil überhand. Jm Piräns kam es
zu einem Konslikt zwischen zwei Kompagnien National-
garde. Die Nationalversammlung beauftragt die Ne-
giernng mit Maßregeln gegen die Umtriebe der Ottonisten.
Frankreich. Paris, 29. Mai. Sogleich nach
den Äahlen wird eine anonyme Brochure unter dem
Titel: „Kaiser Napoleon III. und Polen" erscheinen.
Diese, wie man versichert, vom Kaiser inspirirte, krie-
gerisch lautende Schrist ist der Feder des Hl-'U- Grand-
guillot auvertraut, der diesmal die Rolle des Hrn. v.
Lagneronniere übernommen haben dürste.
Die Neise des Kaisers nach Cherbourg wird, wie
es heißt, gegen den 20. Juni stattfinden. Nicht weniger
als sechs Panzersregatten sollen bei dieser Gelegenheit
manövriren, und da überdies alsdann wahrscheinlich
ein schwedisches und vielleicht auch eill russisches Ge-
schwader anwesend sein wird, so darf man sich ein
großartiges maritimes Schauspiel versprechen, das auch
ohne Zweifel die Pariser zahlreich nach Cherbourg locken
wird.
Ztalien. Wegen Familienzwistigkeiten wird sich
die Exkönigin - Mutter von Neapel nächstens von Rom
weg und nach Wien begeben.
Amerika. New-Pork, 20. Mai. Jn einem
Bericht der „Allg. Ztg." über die Schlachten am Rap-
pahannock lesen wir unter Anderm: Verwundet (wie es
heißt, schwer) ist u. A. Friedrich Hecker, Oberst des
82. Jllinols-Regiments. Vor einiger Zeit wurde ihm
die Stelle eines Brigade-Generals angeboten, doch lehnte
er sie in stolzer Bescheidenheit ab, wie er sagte, weil
er sich ihr nicht gewachsen sühle, in der That wohl,
weil er nicht gern mit den vielen unbedeutenden Jn-
dividuen auf eine Stufe gestellt sein wollte, die Gott
in seinem Zorn oder Herr Lincoln in seiner Gntmüthig-
keit zu Brigade-Generalen gemacht hat.