Schwetzinger Wochenblatt.
g
F» 40.
Mittnwch, 20. Mai
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betrefsenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
Rnndscha u.
Oesterreich. Das Polytechnikum in Wien ehrte
das Andenken Redtenbacher's in einer besonderen Feier,
wobei der Aelteste des Professorenkollegs und Fachge-
nosse des berühmten Verstorbenen, Ritter v. Burg, die
Festrede hielt. Die Rede schloß mit einer, sich aus eine
letzte Aeußerung Nedtenbacher's beziehende Anerkennung
der in Oesterreich sich entwickelnden konstitutionellen Zu-
stände, woraus Herr Staatsminister v. Schmerling
das Wort ergriff, um die Studirenden zur Nach-
eiserung anzuseuern, in einem Staate, in dem man
endlich jetzt auch anfange, den ausgezeichneten Staats-
männern und Generalen, die längst verdiente öffentliche
Anerkenmrng zu zollen. Arndt's Vaterlandslied schloß
die akademische Feier.
Preulßen. Seitdem die „Wochenschrift des Natio-
nalvereins" in Preußen verboten ist, erscheint dieselbe
in einer besonderen Ausgabe unter dem Titel: „Die
Aera", unter melchem sie in ganz Preußen durch alle
Buchhandluugen bezogen werden kann.
Berlin. Jn der preußischen Kammer kam es an-
läßlich der Debatte über die Militär - Reorganisation
zwischen deni Kriegsminister und de:n Vicegräsidenten
zu einem Austritte, wie solcher inl parlamentarischen
Leben seines Gleichen sucht. Der Kriegsminister be-
hauptet: das Necht zu haben zu sprechen wann er wolle;
der Vicepräsident verneint dies; der Kriegsminister schlägt
aus den Tisch und spricht fort; der Vicepräsident schellt
sortwährend und bedeckt sich nut seinem Hute; es ent-
steht ein allgemeiner Tmnult; der Vicepräsident hebt
die Sitzung aus; der Kriegsminister entfernt sich. —
Treffliches Material für den Kladderadatsch.
Die Stadt Köln hat beschlossen, ein großes Grund-
stück zu einer neuen städtischen Turnanstalt anzukaufen
und sordert bereits zu Angeboten auf.
Bayern. Fürst Ludwig von Wallerstein, der
in der Geschichte Baperns eine so hervorragende Rolle
gespielt hat, ist endlich, weil seine angegriffene Gesund-
heit es dringend verlalkgte, zum Besuche des Bades Aib-
ling seiner fast einjährigen Wechselhaft entlassen worden.
Wenn die reichen Verwandten nicht einschreiten, wird der
74jährige Fürst nach Herstellung seiner Gesundheit wohl
wieder in die Hast zurückkehren müfsen.
Baden. S. K. H. der Großherzog haben zur
Lotterie des Pestalozzivereins 200 fl. geschenkt. I. K.
H. die Frau Großherzogin Sophie hat 500 fl. den
Karlsruher Stadtarmen zugewiefen bei Gelegenheit der
an ihrem Namensfeste vollzogenen Feierlichkeit, der
Taufe der Sophienstraße.
Freiburg. Erzbischof Herrmann hat wieder eine
seiner gewohnten Fußreifen nach der Schweiz unter-
nommen.
Zu Neustadt auf dem Schwarzwald schlug der Blitz
am 10. Mai in das Wirthshaus „zum Hirschen" und
zertrümmerte Thüren, Fenster, Gläser u. s. w., ohne
jedoch zu zünden.
Großh. Hessen. Mainz, 13. Mai. Gestern
ist den Zeugen im Processe Warburg — es sollen ihrer
60 sein — die Vorladung in die Sitzung des Bezirks-
gerichts vom 27 d. M. zugestellt worden.
Frankreich. Paris. Der „Moniteur" bringt
Nachrichten aus Mexiko, welche bis zum 2. April reichen
und die theilweise Einnahme von Puebla bestätigen.
Die Verluste der Mexikaner sind beträchtlich; die der
Franzosen betragen 61 Todte und 473 Verwundete.
Man glaubt an eine rasche Beendigung des Krieges.
Griechenland. Rhodus, 5. Mai. Jn 22 Dör-
fern von den 44, welche die Jnsel zählt, sind von 2700
Häusern 2050 gänzlich zerstört. Die Erderschütterungen
dauern fort.
* Schwetzingen, 19. Mai. Die herrliche Wit-
terung, welche wir gegenwärtig haben, berechtigt uns
zu der Erwartung, daß am kommenden Pfingstfeste
in unserem Schloßgarten sich ein lebhafter Fremden-
verkehr entwickeln wird; in der That ist auch kein Zeit-
punkt geeigneter als der jetzige, um die üppige Eutfal-
tung einer Vegetation in Augenschein zu nehmen, welche
einen unendlich süßen Zauber auf unser Gemüth ausübt.
Wer je den Garten betrat mit seinen großen, schattigen
Alleen, seinen duftenden Blunienbeeten, wer die Gebilde
der Knnst, von unsterblichen Meistern geschaffen, auf-
merksam betrachtete, wer die Wasserkünste gesehen und
dieselben von vem rauschenden Wasserfall am Apollo-
tempel bis zu dem leisen, ersterbenden Gemurmel der
kleinsten Quelle belauscht, wird sich nimmer des Ein-
drucks entledigen können, den der Besuch des Gartens
auf ihn gemacht. — Darum fäume Niemand, dem es
darum zu thun ist, sich einen genußreichen Tag zu ver-
schaffen, den Schwetzinger Schloßgarten zu besuchen; —
und haben sich Ange und Herz erfreut, so ist in den
Wirthschaften und auf den schönen Bierkellern sür die
Befriedigung leiblicher Bedürfnisse die umfassendste Vor-
sorge getroffen. —
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F» 40.
Mittnwch, 20. Mai
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betrefsenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
Rnndscha u.
Oesterreich. Das Polytechnikum in Wien ehrte
das Andenken Redtenbacher's in einer besonderen Feier,
wobei der Aelteste des Professorenkollegs und Fachge-
nosse des berühmten Verstorbenen, Ritter v. Burg, die
Festrede hielt. Die Rede schloß mit einer, sich aus eine
letzte Aeußerung Nedtenbacher's beziehende Anerkennung
der in Oesterreich sich entwickelnden konstitutionellen Zu-
stände, woraus Herr Staatsminister v. Schmerling
das Wort ergriff, um die Studirenden zur Nach-
eiserung anzuseuern, in einem Staate, in dem man
endlich jetzt auch anfange, den ausgezeichneten Staats-
männern und Generalen, die längst verdiente öffentliche
Anerkenmrng zu zollen. Arndt's Vaterlandslied schloß
die akademische Feier.
Preulßen. Seitdem die „Wochenschrift des Natio-
nalvereins" in Preußen verboten ist, erscheint dieselbe
in einer besonderen Ausgabe unter dem Titel: „Die
Aera", unter melchem sie in ganz Preußen durch alle
Buchhandluugen bezogen werden kann.
Berlin. Jn der preußischen Kammer kam es an-
läßlich der Debatte über die Militär - Reorganisation
zwischen deni Kriegsminister und de:n Vicegräsidenten
zu einem Austritte, wie solcher inl parlamentarischen
Leben seines Gleichen sucht. Der Kriegsminister be-
hauptet: das Necht zu haben zu sprechen wann er wolle;
der Vicepräsident verneint dies; der Kriegsminister schlägt
aus den Tisch und spricht fort; der Vicepräsident schellt
sortwährend und bedeckt sich nut seinem Hute; es ent-
steht ein allgemeiner Tmnult; der Vicepräsident hebt
die Sitzung aus; der Kriegsminister entfernt sich. —
Treffliches Material für den Kladderadatsch.
Die Stadt Köln hat beschlossen, ein großes Grund-
stück zu einer neuen städtischen Turnanstalt anzukaufen
und sordert bereits zu Angeboten auf.
Bayern. Fürst Ludwig von Wallerstein, der
in der Geschichte Baperns eine so hervorragende Rolle
gespielt hat, ist endlich, weil seine angegriffene Gesund-
heit es dringend verlalkgte, zum Besuche des Bades Aib-
ling seiner fast einjährigen Wechselhaft entlassen worden.
Wenn die reichen Verwandten nicht einschreiten, wird der
74jährige Fürst nach Herstellung seiner Gesundheit wohl
wieder in die Hast zurückkehren müfsen.
Baden. S. K. H. der Großherzog haben zur
Lotterie des Pestalozzivereins 200 fl. geschenkt. I. K.
H. die Frau Großherzogin Sophie hat 500 fl. den
Karlsruher Stadtarmen zugewiefen bei Gelegenheit der
an ihrem Namensfeste vollzogenen Feierlichkeit, der
Taufe der Sophienstraße.
Freiburg. Erzbischof Herrmann hat wieder eine
seiner gewohnten Fußreifen nach der Schweiz unter-
nommen.
Zu Neustadt auf dem Schwarzwald schlug der Blitz
am 10. Mai in das Wirthshaus „zum Hirschen" und
zertrümmerte Thüren, Fenster, Gläser u. s. w., ohne
jedoch zu zünden.
Großh. Hessen. Mainz, 13. Mai. Gestern
ist den Zeugen im Processe Warburg — es sollen ihrer
60 sein — die Vorladung in die Sitzung des Bezirks-
gerichts vom 27 d. M. zugestellt worden.
Frankreich. Paris. Der „Moniteur" bringt
Nachrichten aus Mexiko, welche bis zum 2. April reichen
und die theilweise Einnahme von Puebla bestätigen.
Die Verluste der Mexikaner sind beträchtlich; die der
Franzosen betragen 61 Todte und 473 Verwundete.
Man glaubt an eine rasche Beendigung des Krieges.
Griechenland. Rhodus, 5. Mai. Jn 22 Dör-
fern von den 44, welche die Jnsel zählt, sind von 2700
Häusern 2050 gänzlich zerstört. Die Erderschütterungen
dauern fort.
* Schwetzingen, 19. Mai. Die herrliche Wit-
terung, welche wir gegenwärtig haben, berechtigt uns
zu der Erwartung, daß am kommenden Pfingstfeste
in unserem Schloßgarten sich ein lebhafter Fremden-
verkehr entwickeln wird; in der That ist auch kein Zeit-
punkt geeigneter als der jetzige, um die üppige Eutfal-
tung einer Vegetation in Augenschein zu nehmen, welche
einen unendlich süßen Zauber auf unser Gemüth ausübt.
Wer je den Garten betrat mit seinen großen, schattigen
Alleen, seinen duftenden Blunienbeeten, wer die Gebilde
der Knnst, von unsterblichen Meistern geschaffen, auf-
merksam betrachtete, wer die Wasserkünste gesehen und
dieselben von vem rauschenden Wasserfall am Apollo-
tempel bis zu dem leisen, ersterbenden Gemurmel der
kleinsten Quelle belauscht, wird sich nimmer des Ein-
drucks entledigen können, den der Besuch des Gartens
auf ihn gemacht. — Darum fäume Niemand, dem es
darum zu thun ist, sich einen genußreichen Tag zu ver-
schaffen, den Schwetzinger Schloßgarten zu besuchen; —
und haben sich Ange und Herz erfreut, so ist in den
Wirthschaften und auf den schönen Bierkellern sür die
Befriedigung leiblicher Bedürfnisse die umfassendste Vor-
sorge getroffen. —