Schwetzinger Wochenblatt.
41
F« 11.
Smnstm;, 7. Klnuar
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährllch 3Lr kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schrvab, auswärts bei den betresfenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oesterreich. Jnnsbruck. Jn der Landtags-
sitzung vüm 26. Jan. brachte der Abgeordnete Fürst-
bischos oon Brixen einen Antrag auf Abänderung des
Protestantenpatents ein, melcher dahin lautet: die Bil-
dung prvtestantischer Ge-mLinden in Tyrol nicht zuzulassen.
—- Atan sollte kanm glauben, daß wir uns im Jahre
1663 befinden, mo es ganz andere Dinge zu pflegen
gibt, als'Glanbenshaß! — Hoffentlich ivird man in
Wien derartige Anträge gehörig ivürdigen! —
^öreutren. Berlin. Am 30. Jnnuar fand im
Bictoria-Theaier eine Uhlandfeier statt. Dieselbe ivurde
eingeleitet mit einem Prolog, gefprochen von Dichter
Heigel; als derselbe fagte: „daß Recht vor Macht!"
llhland's Wappenfpruch gewefen fei, und mit den Worten
schloß: „Wir müssen frei, wir ivollen Deutfche sein!"
erfüllte stürmischer Jubel das ganze Haus.
Berlin. Präsident Grnboiv ivird die Adresse —
ivelche eine Deputation dem Könige überbringen sollte,
deren Empsang aber S. M. abgelehnt — nunmehr
dem Bnreanchef und ersten Beamten des Hauses über-
geben, iveicher dieselbe in dem Civil-Cabinette des
Zlönigs niederlegen soll.
Berlin. Hier und in vielen andern Städten ivnrde
der 3. Februar, als der 50. Jahrestag, an ivelchem
1813 die Freiivilligen aufgerufen ivnrden, dnrch Gottes-
dienst, Festzüge, Festessen n. s. iv. feierlich begangen.
Ans Posen ivird gemeldet, daß die vier Armee-
Corps der östlichen Provinzen zn einer Armee vereimgt
und der kommandirende General in Königsberg,
von Werder, zum Oberbefehlshaber derselben ernannt
ivnrde. — Alle Reserven sind eingezogen nud zählt
jetzt jede Compagnie 150 Aiänn. Die ganze Grenz-
linie, ivird mit- einer Militätkette besetzt. — Den ver-
schiedenen Berichten znfolge, die aus Polen herüber-
dringen, yt an ein baldiges Ende des Ansstandes nicht
zn denten nnd derselbe keinesivegs so geringfügig, ivie
rnfsische Blatter melden. —
Lndivigshafen. Die Direktion der
vsä^ischen Cisenbahnen hat in Anbetracht des immer
üeigenden Berkehrs, ihrem gefannnten Dienstpersonale
namhafte Gehaltszulagen beivilligt.
DdurtLeruber^. Stuttgart. Am 1. Febrnar
verschied Freiherr v'on Cotta, Berlagsbuchhändler und
Cigenthümer der „Allg. Ztg." im Alter von 67 Jahren.
Budeu. Larlsruhe. Nach dem „Aih. A." ivürde
K. H. der Großherzog der Vermählung S. G. H.
des Prinzen Wilhelm mit I. K. K. H. der Prinzessin
v. Leuchtenberg anwohnen und zu diesem Behufe am
10. d. M. nach St. Petersburg abreisen. Freifränlein
v. Molenbeck ist zur Hofdame ,der Prinzefsin ernannt
und bereits nach St. Petersburg abgegangen.
Mannheim. Der als juristischer Schriftsteller und
Abgeordneter aus den 30r Jahren rühmlichst bekannte
Oberhofgerichtsrath vr. Zentner ist am 1. Februar
im Alter von 64 Jahren verfchieden.
Mannheim. Nach der „Bad. Landesztg." soll
bei der bis nächstes Pfingstfest hier stattsindenden all-
gemeinen deutfchen Lehrerverfammlung anch eine Probe
landwirthfchaftlichen Unterrichts gegeben werden. —
(Hrofrl). Hessen. Wie verlautet, follen die in
Mainz und Frankfurt vor Knrzem eingerückten prenßi-
schen Neferven binnen Kurzem wieder in ihre Heimath
entlasfen werden.
Koburg. Die Unterhandlungen mit dem Herzog
von Koburg wegen Uebernahme der griechischen Königs-
würde haben zu keinem Resultat geführt.
FrattkfurL. Die Frage wegen Entsernung der
Bnndes-Garnison wird seit Kurzem wieder lebhaft be-
sprochen.
ScbleswiH - Holfleitt. Es scheint zu den be-
fonderen Liebhabereien dänischer Beamten zu gehören,
Kinder ächt deutsch gesinnter Aeltern „auspeitschen" zu
lassen; mehrere Fälle dieser Art werden von dort ge-
meldet und beweisen deutlich, was unsere deutschen
Brüder von der dünischen Brutalitüt zu dnlden haben.
(fttglattd. Die „Times" bringt einen Artikel über
den polnischen Anfstand, welcher u. A. die Stelle ent-
hält: „Was hilft es dem Czaaren, wenn er auch siegt?
Es wird ein pnar Tausend Polen weniger und dafür
eine nene und schreckliche Scheidewaud zwischen Siegern
und Besiegten geben. — Wird Polen nicht versöhnt, so
wird die Bewegnng von Jahr zn Jahr fortdanern, bis
sie irgend ein großes Unheil über Nnßland bringt!" —
Nuplattd. Warfchau. Es wird behauptel, daß
Mieroslawsky im Lande fei. Die Führer der einzelnen
Abtheilungen find meist Zöglinge der Militärschnle von
Genua, deren Anflösung Rnßland fr. Zeit eifrig betrieb.
Am Sonntag Abend sind 800 Jnsurgenten in die
Fabrikstadt Lodz eingerückt und haben bei der Filial-
bank 18000, beim Postamt 31000 Rubel und sonstige
Regierungsgelder weggenommen und zngleich eine Re-
krutirung ausgeschrieben. Privateigenthum wurde ge-
fchont; sämmtliche Regierungsbeamten sind entflohen.
41
F« 11.
Smnstm;, 7. Klnuar
1863.
Erscheint Mittwoch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährllch 3Lr kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schrvab, auswärts bei den betresfenden Boten.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.
R u n d s ch a u.
Oesterreich. Jnnsbruck. Jn der Landtags-
sitzung vüm 26. Jan. brachte der Abgeordnete Fürst-
bischos oon Brixen einen Antrag auf Abänderung des
Protestantenpatents ein, melcher dahin lautet: die Bil-
dung prvtestantischer Ge-mLinden in Tyrol nicht zuzulassen.
—- Atan sollte kanm glauben, daß wir uns im Jahre
1663 befinden, mo es ganz andere Dinge zu pflegen
gibt, als'Glanbenshaß! — Hoffentlich ivird man in
Wien derartige Anträge gehörig ivürdigen! —
^öreutren. Berlin. Am 30. Jnnuar fand im
Bictoria-Theaier eine Uhlandfeier statt. Dieselbe ivurde
eingeleitet mit einem Prolog, gefprochen von Dichter
Heigel; als derselbe fagte: „daß Recht vor Macht!"
llhland's Wappenfpruch gewefen fei, und mit den Worten
schloß: „Wir müssen frei, wir ivollen Deutfche sein!"
erfüllte stürmischer Jubel das ganze Haus.
Berlin. Präsident Grnboiv ivird die Adresse —
ivelche eine Deputation dem Könige überbringen sollte,
deren Empsang aber S. M. abgelehnt — nunmehr
dem Bnreanchef und ersten Beamten des Hauses über-
geben, iveicher dieselbe in dem Civil-Cabinette des
Zlönigs niederlegen soll.
Berlin. Hier und in vielen andern Städten ivnrde
der 3. Februar, als der 50. Jahrestag, an ivelchem
1813 die Freiivilligen aufgerufen ivnrden, dnrch Gottes-
dienst, Festzüge, Festessen n. s. iv. feierlich begangen.
Ans Posen ivird gemeldet, daß die vier Armee-
Corps der östlichen Provinzen zn einer Armee vereimgt
und der kommandirende General in Königsberg,
von Werder, zum Oberbefehlshaber derselben ernannt
ivnrde. — Alle Reserven sind eingezogen nud zählt
jetzt jede Compagnie 150 Aiänn. Die ganze Grenz-
linie, ivird mit- einer Militätkette besetzt. — Den ver-
schiedenen Berichten znfolge, die aus Polen herüber-
dringen, yt an ein baldiges Ende des Ansstandes nicht
zn denten nnd derselbe keinesivegs so geringfügig, ivie
rnfsische Blatter melden. —
Lndivigshafen. Die Direktion der
vsä^ischen Cisenbahnen hat in Anbetracht des immer
üeigenden Berkehrs, ihrem gefannnten Dienstpersonale
namhafte Gehaltszulagen beivilligt.
DdurtLeruber^. Stuttgart. Am 1. Febrnar
verschied Freiherr v'on Cotta, Berlagsbuchhändler und
Cigenthümer der „Allg. Ztg." im Alter von 67 Jahren.
Budeu. Larlsruhe. Nach dem „Aih. A." ivürde
K. H. der Großherzog der Vermählung S. G. H.
des Prinzen Wilhelm mit I. K. K. H. der Prinzessin
v. Leuchtenberg anwohnen und zu diesem Behufe am
10. d. M. nach St. Petersburg abreisen. Freifränlein
v. Molenbeck ist zur Hofdame ,der Prinzefsin ernannt
und bereits nach St. Petersburg abgegangen.
Mannheim. Der als juristischer Schriftsteller und
Abgeordneter aus den 30r Jahren rühmlichst bekannte
Oberhofgerichtsrath vr. Zentner ist am 1. Februar
im Alter von 64 Jahren verfchieden.
Mannheim. Nach der „Bad. Landesztg." soll
bei der bis nächstes Pfingstfest hier stattsindenden all-
gemeinen deutfchen Lehrerverfammlung anch eine Probe
landwirthfchaftlichen Unterrichts gegeben werden. —
(Hrofrl). Hessen. Wie verlautet, follen die in
Mainz und Frankfurt vor Knrzem eingerückten prenßi-
schen Neferven binnen Kurzem wieder in ihre Heimath
entlasfen werden.
Koburg. Die Unterhandlungen mit dem Herzog
von Koburg wegen Uebernahme der griechischen Königs-
würde haben zu keinem Resultat geführt.
FrattkfurL. Die Frage wegen Entsernung der
Bnndes-Garnison wird seit Kurzem wieder lebhaft be-
sprochen.
ScbleswiH - Holfleitt. Es scheint zu den be-
fonderen Liebhabereien dänischer Beamten zu gehören,
Kinder ächt deutsch gesinnter Aeltern „auspeitschen" zu
lassen; mehrere Fälle dieser Art werden von dort ge-
meldet und beweisen deutlich, was unsere deutschen
Brüder von der dünischen Brutalitüt zu dnlden haben.
(fttglattd. Die „Times" bringt einen Artikel über
den polnischen Anfstand, welcher u. A. die Stelle ent-
hält: „Was hilft es dem Czaaren, wenn er auch siegt?
Es wird ein pnar Tausend Polen weniger und dafür
eine nene und schreckliche Scheidewaud zwischen Siegern
und Besiegten geben. — Wird Polen nicht versöhnt, so
wird die Bewegnng von Jahr zn Jahr fortdanern, bis
sie irgend ein großes Unheil über Nnßland bringt!" —
Nuplattd. Warfchau. Es wird behauptel, daß
Mieroslawsky im Lande fei. Die Führer der einzelnen
Abtheilungen find meist Zöglinge der Militärschnle von
Genua, deren Anflösung Rnßland fr. Zeit eifrig betrieb.
Am Sonntag Abend sind 800 Jnsurgenten in die
Fabrikstadt Lodz eingerückt und haben bei der Filial-
bank 18000, beim Postamt 31000 Rubel und sonstige
Regierungsgelder weggenommen und zngleich eine Re-
krutirung ausgeschrieben. Privateigenthum wurde ge-
fchont; sämmtliche Regierungsbeamten sind entflohen.